So schön kann Küssen sein
Jahren. Er hatte sie nicht mehr nötig. Die Frauen, mit denen er zuletzt Beziehungen gehabt hatte, hatten nicht überredet zu werden brauchen. Sie hatten es genau wie er genossen, für einige Stunden alle Schwierigkeiten des Lebens zu vergessen und hinterher weiterzumachen, ohne etwas zu bereuen oder sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
Was war bei Randi anders? Doch im Grunde wusste er, wo das Problem lag. Ihr Blick verriet, dass sie sich nach einer festen Beziehung sehnte, mehr noch, nach einer Beziehung für immer und ewig. Wahrscheinlich würde sie das abstreiten und es sich vielleicht nicht einmal selbst eingestehen. Doch sie war keine Frau für eine Affäre oder eine lockere Beziehung.
In seinem Beruf konnte “für immer und ewig” allerdings schnell eine völlig andere Bedeutung bekommen, und zwar eine tödliche …
Auch deshalb unterdrückte Manny sein aufkommendes Verlangen und entschied sich für eine Halbwahrheit. “Ich kann Ihnen nicht alles erzählen, was Sie wissen wollen, Randi.”
Als sie ihm daraufhin einen scharfen Blick zuwarf und die Lippen fest aufeinander presste, wusste er, dass er ihr wenigstens einen Teil der Geschichte anbieten musste, um sie zu beruhigen.
“Es ist so. Glauben Sie mir, es ist wahr, dass ich Polizist bin und verdeckt arbeite. Schon indem ich Ihnen das sage, gefährde ich unter Umständen das Ergebnis jahrelanger Arbeit, aber ich möchte, um Ihrer eigenen Sicherheit willen, dass Sie mir vertrauen.”
Sie sah ihn betroffen an. “Ihnen vertrauen? Ich kenne Sie doch gar nicht. Zuerst verhören Sie mich wie eine Verbrecherin und ziehen eine Waffe, und jetzt soll ich Ihnen vertrauen, nur weil sie wiederholen, dass Sie Polizist sind und verdeckt arbeiten? Sie erwarten von mir, dass ich das alles schlucke?” Randi stand auf, griff nach den Tellern und ging zur Spüle. Mit dem Rücken zu ihm fuhr sie fort: “Was ist mit Ricky? Wieso war er bei Ihnen im Wagen, und wo sind seine Eltern?”
Seufzend rieb Manny sich die schmerzende Schulter. Randi würde sich damit abfinden müssen, dass sie jetzt nur einen Teil der Geschichte erfuhr. Alles wäre für sie im Moment zu viel und auch zu gefährlich gewesen.
“Ich war nicht in dem Van, Randi, sondern habe ihn verfolgt. Ricky wurde von dem Fahrer des Wagens entführt.”
“Entführt?” Sie wirbelte herum und fasste sich ans Herz.
Er nickte, und sie wurde nachdenklich. Vermutlich ließ sie sich alles, was er ihr anvertraut hatte, noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Und er hielt sie für klug genug, sich einen Reim zu machen. Ein Wissen, das sie womöglich in Lebensgefahr bringen konnte. Da war es besser, er hielt sie von diesem hässlichen Fall so fern wie möglich.
“Wo war Ihr Wagen, wenn Sie den Van verfolgt haben? Ich habe kein Fahrzeug auf der Straße gesehen. Und was wurde aus dem Fahrer des Vans?”
“Ich war mit dem Motorrad unterwegs und bin damit von der Straße gerutscht, fast im gleichen Moment, als der Van verunglückte. Was aus dem Fahrer wurde, weiß ich nicht. Er muss aus dem Wagen geschleudert worden sein. Vermutlich ist er nicht lebend davongekommen. Nach dem Unwetter werde ich das überprüfen.”
“Um Himmels willen”, flüsterte sie, trat an den Korb, hob Ricky heraus und drückte ihn an die Brust.
“Stellen Sie mir keine Fragen mehr”, verlangte Manny leise. “Morgen nach dem Unwetter informieren wir den Sheriff über den Unfall und den vermissten Fahrer. Ich suche meine Harley, und dann verschwinden Ricky und ich aus Ihrem Leben.”
Randi schloss die Augen und drückte das Köpfchen des Babys an ihre Wange.
Manny sah genau zu, während Randi das Baby wickelte. Dann brachte sie Ricky dazu, noch etwas Milch zu trinken. Manny spülte unterdessen die Teller mit kaltem Wasser und stellte sie in die Spüle. Ohne Strom funktionierte der altmodische Boiler nicht. Er verstand nicht, weshalb Randi keinen Generator für Notfälle hatte. Die meisten Ranches verfügten darüber.
Um Holz zu sparen, kehrten sie ins Wohnzimmer zurück und stellten den Korb neben den Kamin. Das war der einzige Platz im Haus, an dem es für Ricky warm genug war.
Während Manny sich ums Feuer kümmerte, nahm Randi den Korb wieder weg und blieb damit mitten im Raum stehen.
“Stellen Sie ihn einfach irgendwohin und machen Sie es sich bequem”, riet Manny. “Wir haben eine lange Nacht vor uns.”
Als sie endlich eine Stelle fand, die ihr richtig erschien, musste er lächeln. Sie führt sich ja richtig
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