So schön kann Küssen sein
festhielt und versuchte, sich daran hochzuziehen. “Außerdem habe ich nur Ihre Bitte erfüllt und Sie nicht verraten. Wade wurde schon nervös, weil ich sonst nie fremde Männer und Babys im Haus habe. Irgendetwas musste ich schließlich sagen, und das ist mir eben eingefallen.”
Ricky schaffte es nicht ganz, sich aufzurichten, landete auf dem Po und stieß einen zornigen Schrei aus. Randi griff nach ihm. Im gleichen Augenblick klingelte das Telefon.
Manny und Randi sahen sich an. Wenn die Leitungen wieder in Ordnung waren, bedeutete das, dass er mit Ricky jetzt aufbrechen konnte.
“Melden Sie sich”, verlangte Manny. “Ich kümmere mich um den Kleinen.”
Randi hielt eine scharfe Antwort zurück, die ihr schon auf der Zunge lag. Dieser Mann fing an, sie zu ärgern. Gut, dass er bald wieder verschwand.
Kaum hatte sie sich gemeldet, hörte sie Hannahs laute Stimme.
“Was hören wir da? Du willst dich verloben? Wer ist denn dieser Mann?” Die Fragen kamen so schnell, dass Randi gar keine Zeit blieb, zu antworten. “Ist er von hier? Wo hast du ihn kennengelernt?”
“Immer mit der Ruhe, Hannah. Es ist alles in Ordnung. Wir reden darüber, wenn wir uns sehen.” Randi brauchte noch etwas Zeit, um sich etwas einfallen zu lassen, womit sie ihre Nachbarin, die sie schon ihr ganzes Leben kannte, überzeugen konnte. “Das Telefon funktioniert ja wieder. Weißt du, ob das Wasser schon so weit gesunken ist, dass man den Highway erreichen kann?”, erkundigte sie sich, um Zeit zu gewinnen.
“Ich weiß nicht, wie es bei der Brücke aussieht, aber den Umweg über das Haus deines Stiefvaters kann man bereits machen. Wade Reese hat vorhin den Sheriff angerufen. Einige Kilometer unterhalb deiner Ranch ist heute Morgen eine Leiche angeschwemmt worden. Man weiß nicht, woher der Mann stammt, und die Leiche ist ziemlich übel zugerichtet. Der Sheriff möchte, dass Wade feststellt, wo der Mann in den Fluss gefallen ist.”
Randi wurde es fast übel. Also war der Fahrer des Vans tatsächlich tot. Hinter ihr schrie Ricky.
“Wer ist das?”, fragte Hannah. “Das Baby, von dem Wade erzählt hat? Was ist denn los mit dem Kleinen?”
Randi liebte Hannah, aber im Moment gingen ihr deren neugierige Fragen doch gewaltig auf die Nerven. “Ich kümmere mich gleich um ihn, Hannah. Danke für den Anruf, aber jetzt muss ich Schluss machen.” Sie legte auf und nahm Manny den Kleinen ab.
“Das war wohl Ihre Nachbarin”, sagte Manny.
“Hannah ist mehr als eine Nachbarin für mich. Sie und Lewis Lee, ihr Mann, leben schon länger als ich auf der Running-C-Ranch. Als mein Dad die beiden einstellte, gab es hier mehrere Dutzend Rancharbeiter. Dad sagte immer, Lewis Lee sei der beste Vorarbeiter weit und breit.”
“Und wie viele Leute arbeiten jetzt auf der Ranch?”
“Nur Lewis Lee und ich, aber seit wir die Herde verkauft haben, gibt es ohnedies nicht viel zu tun.”
Manny nickte. Der Zustand des Daches hatte ihm bereits gezeigt, dass es mit der Ranch nicht gut lief.
Während Randi das Baby beruhigte und ihm noch etwas Banane gab, erzählte sie Manny, dass das Hochwasser zurückgegangen sei und man einen Toten gefunden haben.
“Machen Sie sich keine Gedanken wegen des Wagens oder der Leiche des Entführers.” Manny sah jetzt ebenso so frustriert drein wie vorhin Ricky. “Mein Boss wird mögliche Fragen mit dem Sheriff klären. Darf ich telefonieren?”
Stunden später hatte sich Mannys Frustration vervielfacht. Er stand mit seinem Boss Reid Sorrels, dem Leiter der FBI-Operation “Wiegenlied”, mitten im Schlamm, nachdem seine Harley auf einen Abschleppwagen geladen und nach Willow Springs in eine Werkstatt gebracht worden war.
“Der Harley-Händler in Del Rio meint, es würde eine Weile dauern, bis die nötigen Ersatzteile hier eintreffen. Sie bleiben also erst einmal hier”, bestimmte Reid, steckte sein Handy in den Halter am Gürtel und sah Manny finster an.
“Was soll das heißen?”, fragte Manny gereizt.
“Es heißt, dass wir für Sie eine Tarnung brauchen, unter der Sie in der Gegend ermitteln können.” Reid strich sich durch das braune Haar, in dem sich das erste Grau zeigte. “Durch den Tod des Entführers ist die Verbindung zur nächsten Ebene des Kinderhändlerrings abgerissen. Wir wissen nur, dass er zu seinem unmittelbaren Boss unterwegs war, und dieses Zusammentreffen hätte auf der Running-C-Ranch oder in der Nähe stattfinden sollen.”
Reid stemmte die Fäuste in die Hüften und
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