So schön kann Küssen sein
flüsterte Witt ihm zu, als Randi nun eintrat.
Manny warf seinem blonden, blauäugigen Freund, der ihn breit angrinste, einen finsteren Blick zu. “Sei still, Davidson, sonst fliegst du hier raus”, zischte er.
Allerdings musste er Witt recht geben. In seinem ganzen Leben hatte er nie etwas so Schönes gesehen wie Randi in diesem Moment.
Das Haar hatte sie locker hochgesteckt, wodurch man gut die Perlenohrringe sah, die sie heute trug. Das Kleid betonte ihre schmale Taille und war mit den Rosen geschmückt, die er ihr geschenkt hatte. Sie erinnerte ihn an die Abbildungen von Frauen aus früheren Zeiten.
Doch es waren erneut ihre großen grünen Augen, die ihn besonders ansprachen. Ihr Blick war auf ihn gerichtet, und er hatte das Gefühl, dass Randi genau erkannte, welche Zweifel ihn bewegten und wie unwohl er sich fühlte.
Aber er war nun einmal überzeugt, dass diese ganze Scheinehe nicht gut enden würde. Nervös schob er einen Finger unter den Kragen. Wie schafften es manche Männern bloß, tagtäglich enge Kragen und Krawatten zu tragen?
Manny richtete den Blick auf den Friedensrichter, der ihnen das Ehegelöbnis vorlas. Als Randi zu sprechen begann, bebte ihre Stimme, und ihre Hände zitterten leicht. Manny fühlte sich elend, weil ihm bewusst wurde, dass sein Selbstmitleid völlig unangebracht war. Randi war schließlich diejenige, die wegen ihm ihre Freunde belog und für ihn ihr ganzes Leben umstellte. Und es war sie, die sich mit den Gerüchten dieser Kleinstadt würde auseinandersetzen müssen, wenn die Operation “Wiegenlied” abgeschlossen war und klar wurde, dass sie diese Ehe nur zum Schein eingegangen waren.
Zuerst zuckte sie zusammen, als er ihre Hand nahm, doch dann beruhigte sie sich und erlaubte ihm, dass er versuchte, ihr Kraft zu geben. Was könnte er sonst noch für sie tun? Wenig, obwohl er ihr so viel verdankte.
Gemeinsam überstanden sie die kurze Zeremonie. Zuletzt schob er Randi einen Ehering aus imitiertem Gold auf den Finger. Noch eine Fälschung. Es kam ihm fast vor wie ein Symbol für sein gesamtes Leben.
Der Kuss war Pflicht. Als er sich Randi zuwandte, zitterte ihre Unterlippe, und ihre Augen schimmerten feucht.
Er hatte ihr nur einen flüchtigen Kuss geben wollen, doch als er ihre zarten weichen Lippen spürte, die verborgene, verheißungsvolle Sinnlichkeit, mit der sie auf ihn reagierte, war er sich nur zu deutlich ihres verlockenden Körpers und ihrer Unschuld bewusst. Der Kuss zog sich hin, und Manny wusste gar nicht mehr, wieso er diese Heirat für keine gute Idee gehalten hatte.
“Mal langsam, Freund.” Witt stieß ihn mit dem Ellbogen in die Seite und holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. “Lass für die übrigen armen Männer auf dieser Welt noch was übrig.” Er drehte Randi zu sich herum. “Bekommt der Beistand auch einen Kuss von der Braut?”
Randi sah ihn überrascht an, lächelte jedoch und nickte. Witt drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, der sie zum Lachen brachte. Manny dagegen sah rot, packte seinen Freund am Arm und zog ihn von seiner Braut weg. Danach atmete er tief durch und erinnerte sich daran, dass nichts hier echt war.
Niemand hatte ernsthaft geheiratet. Niemand war verliebt.
Es gab Küsse und Umarmungen von allen Seiten, und zwei Stunden später waren sie wieder auf der Ranch. Randi servierte den Gästen Punsch. Manny wünschte sich allerdings etwas Stärkeres. Etwas wesentlich Stärkeres.
Randi füllte ihre Rolle sehr gut aus und spielte für alle die schüchterne Braut. Manny hätte sich gern mit etwas anderem beschäftigt als damit, den Bräutigam zu mimen. Dennoch ging sein Blick immer wieder zu seiner angeblichen Braut.
Die Gäste kamen ausgezeichnet miteinander aus. Lewis Lee und Witt unterhielten sich über künstliche Befruchtung bei Rindern. Hannah und Marian kümmerten sich in rührender Weise um Ricky, während Randi sich in der Küche betätigte und Häppchen anbot.
Manny hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, in der er nicht im Weg stand, und nahm gerade einen Schluck Punsch, als die Hintertür aufflog. Ein kräftig gebauter Mann stürmte durch den Flur und in die Küche.
“Frank! Wir … ich …” Randi brach hilflos ab.
Die anderen sahen den Eindringling stumm an. Wer immer das war, er hatte die Stimmung jedenfalls gründlich gestört.
“Na Töchterchen, was für ein linkes Ding ziehst du denn da hinter meinem Rücken ab?”
Manny stellte sein Glas auf die Küchentheke. Dieser Kerl war ihr
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