So schön kann Küssen sein
dass anderen Gerechtigkeit widerfährt. Ich bin ein Mann, vor dem deine Mutter dich warnen würde, würde sie noch leben.”
Über diese Dinge hatte er noch nie gesprochen, doch er schuldete Randi eine Erklärung. “Ich war schon immer ein wertloser Kerl. Ich war zehn, als meine Familie wie üblich auf den Feldern arbeitete. Ich blieb in unserem Lastwagen und sollte mich um meine kleine Schwester kümmern. Sie konnte gerade erst laufen, und ich ärgerte mich, weil sie so viel Aufmerksamkeit erforderte. Ich wollte erwachsen sein und auch auf den Feldern arbeiten.”
Randi sah ihn so unbefangen und unschuldig an, dass er ihrem Blick auswich.
“Ich ließ sie nach draußen, damit sie herumlief und sich beruhigte und mich nicht mehr nervte.” Er schluckte schwer. “Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein Wagen mit Jugendlichen auf. Sie machten sich manchmal über die Arbeiter lustig, die ihre Sprache nicht verstanden, beschimpften uns und warfen mit Steinen.”
“Sie haben doch nicht …”, hauchte Randi.
“Sie haben die Kleine nicht gesehen. Ich glaube, sie haben nicht einmal begriffen, was passierte. Ihr Kleid verfing sich an der Stoßstange. Sie wurde ungefähr dreißig Meter mitgeschleift und dann in einen Graben geschleudert.”
Randi schlug die Hände vors Gesicht. “Um Himmels willen!”
Manny wusste, dass sich der Albtraum nicht auf Ricky oder seine kleine Schwester bezogen hatte. Es war Randi gewesen, die er zu retten versucht hatte. Im Unterbewusstsein hatte er sie davor bewahren wollen, Gefühle für ihn zu entwickeln. Doch das war ihm nicht gelungen. Wieder hatte er bei jemandem versagt, der für ihn wichtig war.
“Es war nicht deine Schuld!”, rief sie. “Du hättest den Wagen nicht aufhalten können. Du warst ja selbst noch ein Kind.”
“In meinem Leben hat sich ein Fehlschlag an den anderen gereiht.” Er schloss kurz die Augen, um ihre Tränen nicht zu sehen. “Du darfst mich nicht lieben. Mein Herz ist leer. Ich weiß nicht, was Liebe bedeutet. Du musst mich sehen, wie ich wirklich bin, und dein eigenes Herz vor mir schützen.”
11. KAPITEL
Erst als Manny ihre Liebe abwehrte, wusste Randi, was Schmerz wirklich bedeutete. Er hatte eine falsche Meinung von sich, doch sie konnte es ihm nicht klarmachen. Wäre sie etwas klüger oder erfahrener gewesen, hätte sie ihn vielleicht davon überzeugen können, dass er nichts verkehrt gemacht hatte. Sie liebte ihn, ungeachtet dessen, was er sich vorwarf, und sie würde ihn immer lieben.
Doch Manny ließ sie nichts erklären. Er trug sie nach oben, legte sie behutsam ins Bett und forderte sie nachdrücklich auf, ihn zu vergessen.
In den folgenden Tagen sprach er kaum mit ihr. Sie hörte auf, ihn anzuflehen, ihr zuzuhören. Ihr wurde klar, dass er sich Vorwürfe machte, weil er ihr wehtat, und sie verbarg ihren Schmerz. Am besten konnte sie ihm ihre Liebe zeigen, indem sie ihn gehen ließ.
Von Anfang an war klar gewesen, dass er nicht bei ihr bleiben würde. Sie hätte klüger sein müssen und sich nicht in einen Mann verlieben dürfen, der ihr nichts versprochen hatte.
Randi dachte an die Geschichte vom Blechmann, die ihre Mutter ihr vorgelesen hatte. Jetzt wusste sie, dass sie ein Herz hatte – weil es schmerzte.
Als sie noch klein gewesen war, hatte ihr Vater ihr erklärt, dass es nicht einfach sei, eine Ranch zu führen. “Das Leben steckt voller Fallgruben, mein Mädchen”, hatte er gesagt. “Aber wenn man kein Risiko eingeht, erreicht man auch nichts.”
Jetzt erkannte sie, dass diese Worte auch für die Liebe galten. Wäre sie bei Manny kein Risiko eingegangen, hätte sie nie erfahren, wie wahre Liebe war. Und so schmerzlich diese Erfahrung auch war, sie wollte sie nicht missen.
Im Lauf der nächsten Woche dachte Randi viel über die Risiken des Lebens nach. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass sie sich bisher, was ihre Gefühle betraf, nur durch das Leben geschmuggelt hatte. Sie hatte die Liebe gemieden, um nicht zu leiden, sollte sie den geliebten Menschen wieder verlieren. Das hatte angefangen, als ihr Vater starb. Zu sehen, wie sich der Zustand ihrer Mutter ständig verschlechterte, hatte dazu geführt, dass sie sich weiterhin vor dem wirklichen Leben versteckt hatte.
Die Liebe, die sie durch Manny gefunden hatte, öffnete ihr nun die Augen. Und sie nahm sich vor, sich niemals wieder vor dem Leben zu verstecken. Einen Mann wie Manny würde sie zwar nicht noch einmal finden, aber sie war entschlossen, Abenteuer zu
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