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So sinnlich wie dein Kuss

So sinnlich wie dein Kuss

Titel: So sinnlich wie dein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
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klang gekünstelt. Lag das vielleicht daran, dass sie nicht mit dem Verhältnis zwischen Anna und Charles einverstanden war?
    Nicole hängte sich bei ihm ein. Mit ihren High Heels war sie fast so groß wie er. Gemeinsam schritten sie die Stufen zu dem Haus hoch, das schon bald ihm gehören würde.
    Eines zeigte sich bereits deutlich: Charles ging noch immer unverändert rücksichtslos mit den Frauen in seiner Umgebung um. Nicoles freundliches Verhalten ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht wusste, was ihr Vater vorhatte.
    Jetzt galt es, dem Mann gegenüberzutreten, der ihn vor fünfundzwanzig Jahren aus seinem Zuhause vertrieben hatte – und dabei ganz ruhig zu bleiben.
    In seiner Erinnerung war sein Vater ein energiegeladener Mann in der Blüte seiner Jahre. Doch dieses Bild änderte sich schlagartig, als er den großen Salon betrat und Charles erblickte, der nur noch ein Schatten seiner selbst war.
    Mühsam erhob er sich aus seinem Sessel und kam auf ihn zu. Aber trotz der Gebrechlichkeit des alten Mannes verrauchte Judds Wut nicht so einfach.
    „Judd …“
    „Sir“, sagte Judd und hielt ihm die Hand hin. Er betrachtete seinen Vater, der längst nicht mehr die faszinierende Ausstrahlung von damals besaß. Sein schwarzes Haar war grau geworden, die Haltung weniger aufrecht, die Figur beleibter. Aber auch wenn es Charles offensichtlich nicht gut ging, seine blauen Augen funkelten so lebendig wie immer.
    Die Augen – wie sehr sie doch seinen eigenen glichen!
    Beide Männer schwiegen, bis Charles zufrieden nickte und seinem Sohn bedeutete, sich zu setzen.
    Auch die Frauen setzten sich – Anna auf das Sofa neben Charles. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Judd wurde schlagartig eifersüchtig.
    Der vertraute Umgang von Charles und Anna sprach eine deutliche Sprache. Aber dieses Verhältnis würde er zerstören, das nahm er sich fest vor.
    „Schon gut, Anna. Mir fehlt nichts“, wehrte Charles ab und hielt ihre Hand einen Moment fest. „Also gut, reden wir nicht um den heißen Brei herum: Judd, du weißt, dass ich einen Vaterschaftstest will.“
    Judd spürte, wie sich ihm die Nackenhärchen aufrichteten. „Ich bin dein Sohn. Es kann gar nicht anders sein.“
    „Klar, dass deine Mutter das sagt. Aber ich will es hundertprozentig wissen.“
    Judd musste all seine Selbstbeherrschung aufbieten, um ruhig zu antworten. „Wie schon gesagt, bin ich einverstanden.“
    Auch wenn ich genau weiß, dass meine Mutter mich bei einem so wichtigen Thema nie belügen würde!
    „Gut. Dann gehen wir das gleich am Montag an. Wir können die Proben ins Labor hier in Auckland schicken. Dort wird ein Eilservice angeboten, mit dem man innerhalb von achtundvierzig Stunden das Ergebnis bekommt. Schade, dass Anna dich nicht früher hergebracht hat. Jetzt müssen wir das ganze Wochenende warten …“
    „Warum die plötzliche Eile?“ Diese Frage konnte Judd sich nicht verkneifen. „Fünfundzwanzig Jahre hast du gewartet, da kommt es auf zwei Tage mehr auch nicht an.“
    Charles sah ihn an und lächelte stolz. „Du hörst dich ja an wie ich! Du kommst auch immer direkt zur Sache, stimmt’s?“
    „Weil alles andere nichts bringt.“
    „Sehe ich auch so.“
    Judd schwieg und wartete auf die Antwort seines Vaters, aber nichts geschah. Bis Nicole es schließlich nicht mehr aushielt. „Das wüsste ich auch gern!“, sagte sie mit bebender Stimme. „Warum ausgerechnet jetzt, Dad?“
    Stirnrunzelnd sah Charles seine Tochter an. „Jetzt reg dich doch nicht auf! Schließlich ist es kein Geheimnis, dass ich nicht jünger werde. Für mich wird es langsam Zeit, meine Angelegenheiten zu ordnen.“
    „Aber warum hast du Anna geschickt? Es war doch ganz unnötig, sie da mit hineinzuziehen.“
    „Es reicht, junge Lady! Noch bin ich das Familienoberhaupt. Hör auf, meine Entscheidungen zu hinterfragen.“
    Judd tat seine Schwester leid. Ganz sicher hatte sie es nicht immer leicht mit Charles. Und er selbst hatte ihr all die Jahre nicht zur Seite stehen können. Sobald es ging, würde er das wiedergutmachen!
    In diesem Moment klopfte es an der Tür und Mrs Evans, die Haushälterin, trat ein. „Sie können jetzt zu Tisch gehen, das Abendessen ist fertig“, meldete sie.
    „Wir essen immer pünktlich“, erklärte Charles. „Das ist wichtig bei Diabetes.“ Er erhob sich, wobei er Annas Hilfe ablehnte, und ging voraus in den Speisesaal.
    Judd sah sich um. Trotz seiner nur bruchstückhaften

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