So sinnlich wie dein Kuss
da.“
Anna nickte nur. Sie war zu mitgenommen, um zu sprechen. Eine angenehme, nie gekannte Müdigkeit zwang sie, sich in die Kissen zurückgleiten zu lassen. Sie konnte kaum glauben, was zwischen ihnen geschehen war.
Doch es war kein Traum gewesen! Judd kam aus dem Bad zurück, legte sich zu ihr und zog sie an sich. Dann kam er seinem Versprechen nach, sich mehr Zeit für sie zu nehmen …
In der Morgendämmerung wachte Anna auf. Sie lag noch immer eng an Judd geschmiegt, als ob sie ihm nicht nahe genug sein könnte. Sie erinnerte sich, dass sie nach ihrem Orgasmus einfach erschöpft liegen geblieben war. Die heiße Liebesnacht hatte sie völlig durcheinandergebracht. Noch nie hatte sie sich zu einem anderen Menschen so hingezogen gefühlt.
Im Bett war Judd Wilson ganz anders als sonst. Von der unterschwelligen Spannung zwischen ihnen, wie sie im Büro oft herrschte, war nichts mehr zu merken gewesen. Während sie sich sonst oft gefragt hatte, worüber er mit seinem messerscharfen Verstand gerade nachdachte – im Bett trennte sie buchstäblich nichts. Vergangenheit und Zukunft spielten keine Rolle, nur die Gegenwart zählte.
Vorsichtig, um ihn nicht zu stören, löste sie sich aus seinen Armen. Sie setzte sich auf und schob ein Kissen hinter sich. Nachdenklich betrachtete sie ihn.
Er schlief fest und zeigte dabei einen Gesichtsausdruck, den sie noch nicht an ihm kannte: Ruhig, zufrieden, mit sich und der Welt im Reinen. Nicht so unnahbar, so getrieben, so skrupellos, wie wenn er wach war.
Während es allmählich heller wurde, überlegte sie, wie es weitergehen würde.
Sie hatte ihre eigenen Regeln gebrochen und bereute es noch nicht einmal. Einem Mann wie Judd konnte eine Frau nicht lange widerstehen. Aber jetzt hatte sie etwas begonnen, von dem sie nicht wusste, wie es enden würde.
Sie wollte keine Beziehung wie die ihrer Mutter mit Charles. Sie war zwar auf Liebe und tiefer Freundschaft gegründet, aber insgeheim hatte sich Donna Garrick doch nach der Sicherheit gesehnt, wie nur eine Ehe sie bieten konnte.
Dass ihre Mutter klaglos alles hingenommen, sich sozusagen mit einem halben Leben begnügt hatte, machte Anna immer noch wütend.
Charles und Donna hatten sich nur selten körperlich geliebt, einerseits wegen seiner Erkrankung, andererseits, weil Donna sich stets mehr als seine Angestellte gefühlt hatte.
Anna war es immer so vorgekommen, als hätte ihre Mutter ihr eigenes Lebensglück verraten, um ihrer Tochter ein Zuhause und eine gute Ausbildung zu sichern. Vielleicht war Donna nach dem Tod ihres Mannes auch nicht bereit oder imstande gewesen, eine neue leidenschaftliche Beziehung einzugehen.
Anna war fünf gewesen, als ihr Vater gestorben war und ihre Mutter als Haushälterin bei Charles angefangen hatte. Sie war stets gut und liebevoll behandelt worden. Aber tief im Herzen hatte sie sich immer nach dem Halt gesehnt, wie er sich nur in der innigen Beziehung zu einem anderen Menschen finden ließ.
Judd entsprach dem Typ Mann, von dem sie schon immer gedacht hatte, dass sie sich eines Tages in ihn verlieben würde. Abgesehen von seinem umwerfenden Aussehen machten ihn vor allem seine Intelligenz und sein gradliniger Charakter zu einem idealen Partner.
Aber nicht nur das, er trat auch selbstlos für andere ein. Sie war beeindruckt, dass er sich so für Nicole einsetzte und sogar Charles damit beruhigt hatte.
Konnte sie mit Judd alles haben, was sie wollte? Dachte er wie sie, was Liebe, Ehe und die Gründung einer Familien betraf? Und empfand er für sie wie sie für ihn?
Beinahe hätte sie leise aufgelacht. Jetzt hatten sie gerade erst eine einzige Nacht gemeinsam verbracht – eine umwerfende, wunderschöne Nacht – und sie träumte schon vom Traualtar!
Dabei hatte sie keine Ahnung, wie gut oder schlecht sie in anderen Lebensbereichen zusammenpassten. Sie wusste nur eines: Dass sie sich vom ersten Augenblick an auf einer sehr ursprünglichen Ebene unwiderstehlich zu ihm hingezogen gefühlt hatte.
Sie bereute immer noch, ihn in Australien so wütend gemacht zu haben. Aber in Neuseeland war alles anders geworden. Sie hatte Seiten an ihm entdeckt, die sie nie an ihm vermutet hätte.
Und in dieser Nacht …
Sie seufzte leise. Diese Nacht hatte alles verändert.
Jetzt wusste sie ganz sicher, dass sie sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm wünschte. Aber wollte er das auch?
Und noch ein unangenehmes Gefühl beschlich sie: Ein schlechtes Gewissen Nicole gegenüber. Wenn es zu einer
Weitere Kostenlose Bücher