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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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aufgenommen – wussten Sie das?«
    »Ja, zufällig.«
    Der Anwalt riss die Augen auf. »War sie es, mit der Sie gerade gesprochen haben?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, dass sie auch schon aus Knoxland verjagt wurde?«
    »Hat sie mir erzählt.«
    »Wir ziehen an einem Strang, Caro und ich…« Dirwan betrachtete ihn. »Und vielleicht gehören auch Sie dazu, John.«
    »Ich?« Rebus ließ den Motor an. »Ich bin wohl eher einer dieser Knoten, auf die man in solchen Situationen hin und wieder stößt.«
    Dirwan lachte. »Das glaube ich Ihnen sofort, dass Sie sich selbst so sehen.«
    »Kann ich Sie nach Hause bringen?«
    »Wenn es keine Umstände macht.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Sie können mir helfen, zurück zur Autobahn zu finden.«
    »Es war also ein Angebot mit Hintergedanken?«
    »Könnte man so sagen.«
    »Und wenn ich das Angebot annehme, werden Sie dann auch meine Gastfreundschaft annehmen?«
    »Ich muss wirklich zurück…«
    »Wollen Sie mich beleidigen?«
    »Nein, auf gar keinen Fall…«
    »Aber genauso sieht es aus.«
    »Meine Güte, Mo…« Rebus stieß einen tiefen Seufzer aus. »Also gut, eine schnelle Tasse Kaffee.«
    »Meine Frau wird darauf bestehen, dass Sie etwas essen.«
    »Einen Keks.«
    »Und vielleicht ein Stückchen Kuchen.«
    »Nein, nur Kekse.«
    »Sie wird eine Kleinigkeit machen… Sie werden schon sehen.«
    »Also gut, Kuchen. Kaffee und Kuchen.«
    Der Anwalt grinste übers ganze Gesicht. »Handeln ist nicht gerade Ihre Stärke, John. Wäre ich ein Teppichverkäufer, Ihre Kreditkarte wäre jetzt am Limit.«
    »Was lässt Sie vermuten, dass sie da nicht schon ist?«
    Außerdem, hätte er hinzufügen können, war er tatsächlich hungrig…

21
    Am sonnigen, stürmischen Sonntagmorgen spazierte Rebus die Marchmont Road entlang und durch die Meadows. Im Park versammelten sich bereits die ersten Fußballmannschaften zu verabredeten Spielen. Manche Teams trugen einheitliche Trikots, um sich einen professionellen Anstrich zu geben, andere sahen eher zusammengewürfelt aus, Jeans und Turnschuhe statt Shorts und Fußballstiefel. Der beliebteste Ersatz für richtige Torpfosten waren Verkehrskegel, und die Seitenlinien waren für alle bis auf die Spieler selbst unsichtbar.
    Ein Stück weiter wurde Frisbee gespielt. Ein Hund rannte hechelnd von einem zum anderen, während auf einer Bank ein Pärchen saß und in der Sonntagszeitung zu blättern versuchte, ohne dass die zahlreichen Beilagen beim nächsten Windstoß davonflogen.
    Rebus hatte sich zu Hause einen ruhigen Abend gemacht, nachdem ein kleiner Bummel über die Lothian Road ergeben hatte, dass das Programm des Filmhouse seine Sache nicht war. Er fragte sich, welchen Film Caro wohl ausgesucht haben mochte und wie er sich aus der Affäre gezogen hätte, wenn er ihr zufällig im Foyer über den Weg gelaufen wäre…
    Es geht doch nichts über eine gute alte ungarische Familiensaga

    Daheim hatte er sich ein indisches Imbissessen und zwei Videos einverleibt, die er schon kannte:
Rock’n’Roll Circus
und
Midnight Run
. Dazu gab’s alles in allem vier Flaschen IPA, um das Ganze abzurunden, und so war er zeitig und mit klarem Kopf aufgewacht. Sein Frühstück hatte aus einem halben Nan-Brot vom Vortag und einer Tasse Tee bestanden. Nun ging es auf Mittag zu, und Rebus machte einen Spaziergang. Das alte Royal Infirmary war von einem Bretterzaun eingefasst, der die Bauarbeiten am Gebäude kaum verdecken konnte. Nach allem, was er zuletzt gehört hatte, sollte in dem Gebäudekomplex ein Mix aus Geschäften und Wohnungen entstehen. Er fragte sich, was für Menschen Geld dafür bezahlten, in eine umfunktionierte Krebsstation einzuziehen. Würde das jahrhundertlange Leid im Gemäuer zu spüren sein? Möglicherweise fiel irgendjemandem ein, auch dort Geistertouren anzubieten, genau wie in der Mary King’s Close, in der angeblich die Seelen von Pestopfern umgingen, oder im Greyfriars Kirkyard, wo im siebzehnten Jahrhundert mehrere protestantische Rebellen den Tod fanden.
    Er hatte oft daran gedacht, aus Marchmont wegzuziehen; hatte sogar schon einen Anwalt gefragt, welchen Preis er für seine Wohnung verlangen könnte. Zweihunderttausend, sagte der. Vermutlich nicht annähernd genug, um auch nur eine halbe Krebsstation zu kaufen, aber doch genug, um den Job an den Nagel hängen, die volle Pension kassieren und die Welt bereisen zu können.
    Das Problem war nur, die Welt lockte ihn nicht. Weitaus wahrscheinlicher war, dass er das ganze Geld versaufen

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