Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
rausgefunden, wer bei uns die undichte Stelle ist. Aber damit ist ab heute Schluss. Hoffentlich haben Sie die betreffende Person für die Informationen nicht bezahlt, denn sonst kriegt sie gewaltig Ärger mit der Dienstaufsicht.«
    »Sie werden mir das wahrscheinlich nicht glauben, aber ich habe keine Ahnung, von wem oder was Sie sprechen. Ich erhalte meine Informationen von einem Ermittler. Und ich frage ihn grundsätzlich nicht, woher er sie bezieht.«
    Bosch nickte.
    »Genau so macht man das, oder? Man sorgt dafür, dass einem keine direkte Verbindung nachgewiesen werden kann, und ist fein raus, wenn es Ärger gibt. Aber wenn dabei ein Captain seinen Job bei der Polizei und seine Pension verliert, ist das seine Sache.«
    Ich hatte nicht vermutet, dass Ciscos Quelle so weit oben angesiedelt gewesen war.
    Der Kellner brachte unsere Getränke und einen Brotkorb. Ich nahm einen Schluck Wasser und überlegte, wie ich weitermachen sollte. Dann stellte ich das Glas ab und fixierte Bosch. Er hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
    »Woher wussten Sie, wann ich heute Abend das Büro verlassen würde?«
    Bosch machte ein verdutztes Gesicht.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Vermutlich war es die Bürobeleuchtung. Sie haben auf dem Broadway gewartet, und als ich das Licht ausgeschaltet habe, haben Sie Ihren Mann ins Parkhaus geschickt.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ach wirklich? Das Foto von dem Kerl mit der Pistole, der gerade aus dem Legal Center kommt. Das war nur ein Trick. Alles inszeniert. Es diente dazu, Ihrem Leck auf die Schliche zu kommen. Und natürlich wollten Sie mich damit unter Druck setzen.«
    Bosch schüttelte den Kopf und blickte sich um, als hielte er nach jemandem Ausschau, der ihm erklären konnte, was ich da redete. Er war kein guter Schauspieler.
    »Das Foto ist getürkt. Sie haben es mir nur gezeigt, weil Sie wussten, ich würde sofort meinen Ermittler losschicken, um seine Quelle darüber zu befragen. Und der Beamte, der sich dann bei Ihnen nach dem Foto erkundigen würde, wäre die undichte Stelle.«
    »Ich darf über keinerlei Aspekte des Ermittlungsverfahrens mit Ihnen reden.«
    »Und dann haben Sie es benutzt, um herauszufinden, ob ich Ihnen etwas verheimliche. Ihr Plan war, mir so viel Angst einzujagen, dass ich es ausplaudern würde.«
    »Wie gesagt, ich darf …«
    »Müssen Sie ja auch nicht, Bosch. Ich weiß, dass es so war. Wissen Sie, wie ich darauf gekommen bin? Zuallererst sind Sie nicht, wie angekündigt, zurückgekommen, um Vincents Sekretärin das Foto zu zeigen. Wenn der Kerl auf dem Foto echt gewesen wäre, hätten Sie es ihr auf jeden Fall gezeigt, weil sie die Mandanten besser kennt als ich. Ihr zweiter Fehler war die Pistole im Hosenbund Ihres Auftragskillers. Vincent ist mit einer Fünfundzwanziger erschossen worden – zu klein, um sie in den Hosenbund zu stecken. Es ist mir nur zunächst nicht aufgefallen, als Sie mir das Foto gezeigt haben.«
    Bosch starrte zur Bar in der Mitte des Restaurants. Auf dem Fernseher, der von der Decke hing, liefen Sport-Highlights. Ich beugte mich über den Tisch.
    »Wer ist denn jetzt der Typ auf dem Foto? Ihr Partner? Mit angeklebtem Schnurrbart? Irgendein Clown von der Sitte? Haben Sie nichts Besseres zu tun, als solche Spielchen mit mir zu treiben?«
    Bosch lehnte sich zurück und schaute sich weiter im Lokal um. Seine Augen waren auf alles Mögliche gerichtet, nur nicht auf mich. Er dachte über etwas nach, und ich ließ ihm alle Zeit der Welt. Endlich blickte er mich an.
    »Okay, Sie sind mir auf die Schliche gekommen. Es war ein Schwindel. Das heißt, man muss Sie wohl zu den schlaueren Anwälten zählen, Haller. Genau wie Ihren alten Herrn. Allerdings frage ich mich angesichts dessen schon, warum Sie sich dafür hergeben, irgendwelches Gesindel zu verteidigen. Sollte jemand wie Sie nicht antreten, um Ärzte auf Schadenersatz zu verklagen oder die Tabakkonzerne zu verteidigen oder etwas ähnlich Ritterliches?«
    Ich lächelte.
    »Halten Sie das immer so? Wenn man Sie bei einer krummen Tour ertappt, unterstellen Sie im Gegenzug dem anderen finstere Machenschaften?«
    Bosch lachte, und sein Gesicht rötete sich, während er sich abwandte. Eine Geste, die mir irgendwie bekannt vorkam. Und weil er meinen Vater erwähnt hatte, musste ich an ihn denken. Eine vage Erinnerung, wie er sich am Esstisch verlegen lachend zurücklehnte und wegblickte. Meine Mutter hatte ihm etwas vorgeworfen, das zu verstehen ich aber noch zu klein gewesen

Weitere Kostenlose Bücher