So wahr uns Gott helfe
behalten.
Ich antwortete umgehend.
HALLER: Ich weiß. Was ist mit 7, 8 und 10? Welchen als Nächstes?
Favreau, meine geheime Geschworenenberaterin, hatte sowohl bei der Vormittags- als auch bei der Nachmittagssitzung in der vierten Zuschauerreihe gesessen. Außerdem war sie mit mir beim Mittagessen gewesen, weil Walter Elliot wieder ins Studio gefahren war, um dort nach dem Rechten zu sehen. Bei dieser Gelegenheit hatte ich ihr meine Tabelle gezeigt, damit auch sie sich eine zusammenstellen konnte. Sie war schnell von Begriff und wusste genau, was ich mit meinen Kodes und Ablehnungen bezweckte.
Ich erhielt fast sofort eine Antwort auf meine SMS. Das war etwas, was ich an Favreau schätzte. Sie überlegte nicht hundertmal hin und her. Sie traf rasche, intuitive Entscheidungen, die lediglich auf ihren visuellen Eindrücken und den verbalen Äußerungen der Kandidaten basierten.
FAVREAU: 8 gefällt mir nicht. Von 10 habe ich nicht genug gehört. Wirf 7 raus, wenn nötig.
Geschworener 8 war der Gärtner. Wegen einiger seiner Antworten zum Thema Polizei hatte ich ihn in Blau vermerkt. Außerdem war er für meinen Geschmack zu erpicht darauf, Geschworener zu werden. In solchen Fällen leuchtet bei mir immer eine Warnlampe auf. Es signalisiert mir, dass der Kandidat feste Vorstellungen von Recht und Ordnung besitzt und bedenkenlos über einen anderen Menschen richten würde. Mir persönlich ist von vorneherein jeder suspekt, der gern über andere zu Gericht sitzt. Jemand, dem die Vorstellung Freude bereitet, Geschworener zu werden, ist ein Kandidat für blaue Tinte.
Richter Stanton ließ uns viel Spielraum. So gestattete er uns Anwälten, die für einen Kandidaten zur Verfügung stehende Zeit auch für die zusätzliche Befragung eines anderen zu verwenden. Außerdem unterband er so gut wie nie nachträgliche Streichungen. Man konnte also mit einer unbegründeten Ablehnung jederzeit jeden Kandidaten abschießen, auch wenn er bereits befragt und akzeptiert worden war.
Als ich an die Reihe kam, die Künstlerin zu befragen, trat ich ans Pult, erklärte, dass ich sie vorerst als Geschworene akzeptierte und daher keine Fragen an sie hätte. Stattdessen bat ich den Richter um Erlaubnis, dem Geschworenen Nummer acht noch ein paar Fragen stellen zu dürfen, was der Richter gestattete.
»Geschworener Nummer acht, ich hätte da noch ein paar Fragen an Sie verschiedene Themen betreffend. Als Erstes möchte ich gern von Ihnen wissen, ob Sie am Ende dieses Prozesses, nachdem Sie alle Zeugenaussagen gehört haben und möglicherweise zu der Ansicht gelangt sind, mein Mandant könnte schuldig sein, für seine Verurteilung stimmen würden?«
Der Gärtner dachte kurz nach, bevor er antwortete.
»Nein, denn dann bestünden noch berechtigte Zweifel.«
Ich nickte und gab ihm damit zu verstehen, dass er die richtige Antwort gegeben hatte.
»Demnach setzen Sie also möglicherweise schuldig nicht mit ohne den geringsten Zweifel schuldig gleich?«
»So ist es, Sir. Das tue ich nicht.«
»Gut. Glauben Sie, dass Menschen in der Kirche verhaftet werden, weil sie zu laut singen?«
Der Gärtner machte ein verdutztes Gesicht, und von den Zuschauerbänken hinter mir ertönte leises Gelächter.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Es gibt ein Sprichwort, dass niemand nur wegen zu lauten Singens in der Kirche verhaftet wird. Anders ausgedrückt, wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Niemand wird ohne guten Grund verhaftet. Die Polizei macht ihre Sache in der Regel gut und verhaftet die richtigen Leute. Glauben Sie das?«
»Ich glaube, dass jeder hin und wieder Fehler macht. Das gilt auch für die Polizei. Man muss sich jeden Fall einzeln ansehen.«
»Aber Sie glauben, dass die Polizei normalerweise das Richtige tut?«
Ich hatte ihn in die Enge getrieben. Egal, wie er darauf antwortete, er würde für eine Seite Farbe bekennen müssen.
»Normalerweise schon. Sie sind ja auch für so was ausgebildet. Aber ich würde das von Fall zu Fall beurteilen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass die Polizei, bloß weil sie in der Regel das Richtige tut, automatisch auch in diesem Fall den richtigen Mann gefasst hat.«
Das war eine gute Antwort. Von einem Gärtner, wohlgemerkt. Erneut nickte ich zustimmend. An seinen Antworten war nichts auszusetzen, aber sie wirkten einstudiert. Scheinheilig und streberhaft. Der Gärtner wollte unbedingt auf die Geschworenenbank, und das kam bei mir nicht gut an.
»Was fahren Sie für ein Auto, Sir?«
Eine
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