So weit der Wind uns traegt
Äußerlich blieb sie ruhig, doch innerlich war sie schrecklich nervös. Robert blieb stets höflich und kultiviert. Doch sie hatte den heißblütigen, leidenschaftlichen Mann hinter seiner kühlen Fassade längst erkannt. Robert wollte mit ihr schlafen, und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn davon abhalten sollte.
Sie wusste nicht einmal, ob sie es noch wollte. Lag es an dem Champagner oder dem fieberhaften Verlangen, dass Robert nicht nur heute Abend, sondern seit seinem ersten Kuss geschickt in ihr geschürt hatte? Evie überlegte, weshalb sie unbedingt Nein sagen musste – weshalb ihr dieser Mann so gefährlich werden konnte. Doch ihr fiel immer nur ein, wie es sich anfühlte, wenn er ihre Brüste mit den Lippen berührte und sie zärtlich liebkoste.
Körperlich hatte Robert ihre jahrelange Selbstbeherrschung und ihre friedvolle Enthaltsamkeit längst zerstört. Nach Matts Tod hatte sie keinen anderen Mann gewollt. Dabei hatte sie Matt längst nicht so stark begehrt. Er war an der Schwelle zur Erwachsenenwelt gestorben und würde ihr immer als strahlender Jüngling in Erinnerung bleiben. Robert war dagegen im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann und sich dessen bewusst. Wenn er mit ihr schlief, würde er gleichzeitig seinen Besitzanspruch anmelden. Er besaß erheblich mehr Erfahrung als sie und wollte sie mit Haut und Haaren. Sie wäre außerstande, einen Teil von sich zurückzuhalten.
Eine winzige Stimme in ihr begehrte verzweifelt dagegen auf.
Robert schien genau zu merken, wann sich diese Stimme bei ihr meldete. Mit zärtlichen Liebkosungen und dem Druck seines festen Körpers gegen ihre weichen Rundungen schürteer die Flamme ihres Verlangens, damit sie die Stimme der Vernunft erstickte. Er war äußerst erfolgreich mit seinen Verführungskünsten. Obwohl Evie es merkte, konnte sie es nicht verhindern. Wehmütig sah sie ein, dass Robert sie jederzeit haben konnte und sie seiner Erfahrung nichts entgegenzusetzen hatte. Bisher hatte er sich freiwillig zurückgehalten. Heute war er entschlossen, nicht länger zu warten.
Erneut forderte Robert sie zum Tanzen auf, und Evie schmiegte sich sinnlich in seine Arme. Sie war viel zu erregt, und ihre Haut war viel empfindsamer. Sie spürte, wie der Kleiderstoff über ihren Körper strich. Er reizte ihre festen Knospen und streifte ihren Bauch und ihre Schenkel.
Sie schwebten über die Tanzfläche, und Robert drückte sie fest an sich. Von Zeit zu Zeit schob er ein Bein zwischen ihre Schenkel und löste ein lustvolles Pochen in ihr aus. Blitze eines Wärmegewitters zuckten über die fernen Berge. Der Donner rollte dumpf, und die Luft war schwül und voller Erwartung.
Evie fühlte sich wie zerschlagen. Sie hatte nicht gewusst, dass das Verlangen einer Frau jede Kraft raubte. Sie schmiegte sich an Robert, bis nur sein Arm sie noch aufrecht hielt.
Robert streifte mit den Lippen die zarte Haut an ihrer Schläfe. Sein warmer Atem fächelte durch ihr Haar und strich um ihr Ohr. „Wollen wir nach Hause fahren?“
Ein letzter, winziger Überrest von Vorsicht tief in Evies Kopf schrie: „Nein!“ Doch sie war so in Roberts sinnlichem Netz gefangen, dass sie nur nicken konnte. Auf dem Weg zum Jeep lehnte sie sich schwer gegen ihn.
Selbst auf der Heimfahrt verführte Robert sie weiter. Nachdem er den Gang eingelegt hatte, schob er die rechte Hand unter ihren Rock und streichelte die nackte Haut auf ihren Schenkeln, bis Evie leise stöhnte. Sie merkte erst, wohin sie fuhren, als sie vor Roberts Haus anhielten.
„Das ist nicht …“, stieß sie hervor.
„Nein“, antwortete er ruhig. „Komm herein, Evie.“
Auch jetzt sagte sie nicht Nein. Natürlich konnte sie darauf bestehen, dass Robert sie nach Hause brachte. Aber es würde auf dasselbe hinauslaufen. Nur der Schauplatz wäre ein anderer.
Robert streckte die Hand aus und ließ sich nicht beirren. Evie spürte die heftige Erregung und das Verlangen, das jede Faser seiner schlanken, kräftigen Gestalt erfasst hatte. Er würde sie so oder so nehmen.
Zögernd legte sie ihre Hand in seine.
Robert empfand eine grimmige Befriedigung bei ihrer stummen Kapitulation, ließ sich aber nichts anmerken. Sonst gewann Evies gesunder Menschenverstand am Ende doch noch die Oberhand. Er war zu erfahren, um solch einen Fehler zu machen. Deshalb stand sie kurz darauf in seinem vom Mondschein durchfluteten Schlafzimmer. Durch die Flügeltüren betrachtete sie den See, in dem sich die blasse Sichel des Mondes spiegelte. Wieder
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