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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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Berlin. Eines Abends kurvten er und seine Kumpel im Auto durch die Stadt, natürlich auch den Ku’damm entlang. Er schwört noch heute, sie wären in einem angemessenen Tempo unterwegs gewesen. Trotzdem wurden sie von Polizisten gestoppt. Die hielten ihnen sofort ihre Pistolen vor die Gesichter, als wären sie gesuchte Verbrecher, und verlangten, dass sie aussteigen. Außerdem brüllten sie sie die ganze Zeit an. Warum sie überhaupt Auto führen, wo sie das doch gar nicht dürften!? Was nicht stimmte. Das Auto war nicht geklaut, und der Fahrer besaß einen gültigen Führerschein. Baba hat sich nicht alles gemerkt, aber er weiß noch, wie zum Schluss einer der Polizisten schrie, sie sollten schleunigst verschwinden, sonst werde er schießen.
    Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass Polizisten so etwas abziehen. Doch ich verstehe, dass Baba als junger Bursche in einem Land, das er nicht richtig kannte, danach dachte, alle Deutschen würden ihn hassen, und einen Bogen um sie machte. Er ist heute noch nicht darauf erpicht, unbedingt jeden Tag einen Deutschen kennenzulernen, doch seine Einstellung hat sich gewandelt. Er besitzt sogar ein Foto, auf dem er mit Helmut Kohl zu sehen ist. Kohl war, noch als Bundeskanzler, in dem Restaurant essen gewesen, in dem Baba früher arbeitete. Dabei entstand dieses Bild. Baba brachte es ganz stolz nach Hause, hütet es heute noch wie einen kleinen Schatz. Nicht, weil er Kohl als Politiker toll fand. Er kannte ihn damals gar nicht. Er wusste nur, dass es ein wichtiger und berühmter
Deutscher war, und der hatte sich mit ihm, einem einfachen türkischen Kellner, fotografieren lassen.
    Aber Baba schwankt in seiner Meinung auch. Wenn er auf einen Deutschen gerade nicht gut zu sprechen ist, aus welchem Grund auch immer, sagt er: »Die Deutschen sind doch alle gleich!« Was zeigt, dass nicht nur uns Türken Vorurteile entgegengebracht werden. Es gibt auch genügend Türken, die gegenüber den Deutschen eine festgefahrene Meinung haben. Und nicht immer die beste. Das habe ich selbst schon erfahren müssen.
    Ich war mit Basti unterwegs, trug einen Minirock und eine blaue Strumpfhose darunter, was für viele meiner Landsleute nicht gerade dem typischen Bild eines anständigen türkischen Mädchens entspricht. Und Basti sieht sowieso sehr deutsch aus, wenn man das jetzt mal als völlig wertfrei gemeint hinnimmt. Ich weiß nicht, was der junge Türke dachte, der uns auf einem Fahrrad entgegenkam. Vermutlich, dass Basti und ich ein Paar sind. Jedenfalls konnte er es sich nicht verkneifen, uns zu beschimpfen. »Eierköpfe! Eierköpfe!«, rief er. Dazu muss ich erklären, dass »Eierkopf« ein Wort ist, das Türken nur als Beleidigung für Deutsche verwenden. Türken beschimpfen sich untereinander auch, doch niemals als Eierköpfe. Der Mann war aber noch nicht fertig: »Schweinelere bakın, Schweinelere!« , rief er auch noch. Ein deutsch-türkischer Sprachmix. »Seht euch diese Schweine an, diese Schweine!« Das ist noch so ein Wort, das Türken als Beschimpfung für Deutsche reserviert haben. Und da wird es ziemlich böse, denn für die meisten gilt das als Synonym für »dreckig«.
    Von Anne und Baba weiß ich so etwas nicht. Baba schimpft zwar manchmal auf die Deutschen, so wie er übrigens
auch über Leute anderer Nationalitäten schimpft, egal ob Araber, Russen, Polen oder sogar Türken, trotzdem hatten unsere Eltern nichts dagegen, dass Tayfun und ich uns mit deutschen Kindern anfreundeten. Ich hatte schon im Kindergarten eine deutsche Freundin. Sie war lange sogar meine Nummer eins. Ich durfte bei ihr übernachten und sie bei uns. Ihre Eltern verstanden sich auch gut mit meinen. Erst später, als wir älter wurden und Anne und Baba merkten, wie sehr die Meinung unserer deutschen Freunde auf unsere eigene abfärbte, wir eine andere Richtung einschlugen, als sie sich wünschten, sahen sie das kritischer. Aber das hatte dann weniger mit den Freunden selbst zu tun als vielmehr damit, dass sie meinten, wir seien zu schwach, würden uns zu stark beeinflussen lassen, uns der deutschen Kultur mehr annähern, als unserer eigenen die Treue zu halten.
    Ich glaube, für sie war das immer eine zweischneidige Sache. Einerseits freuten sie sich, dass wir gut zurechtkamen, Freunde fanden, die kein Problem damit hatten, dass wir Migranten sind. Andererseits fürchteten sie, wir könnten durch den Einfluss unserer Freunde verwestlichen. Was zweifellos auch geschehen ist. Doch im Gegensatz

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