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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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zu mir können sie daran kaum etwas Positives finden, besonders Baba nicht. Er behauptet, die Deutschen würden es mit dem Respekt nicht so genau nehmen, und mit einem Begriff wie Ehre hätten sie nicht viel im Sinn. Er sehe ja, wie sehr sich das auf uns übertrage. Natürlich meint er vor allem die jungen Leute in Tayfuns und meinem Alter. Aber da muss er sich mal unter den Türken umsehen. Bei denen ist das nicht viel anders. Vielleicht nicht auf dem Land in kleinen Dörfer, wo sie noch wie vor fünfzig Jahren leben.
In den großen Städten schon. Was ich allein in Istanbul darüber immer zu hören bekam!
    So oder so, in meinen Augen gibt es nur einen Weg, die gegenseitigen Vorurteile abzubauen, und das gilt nicht nur für Deutsche und Türken. Man muss auf den anderen zugehen, offen sein, sich für ihn interessieren, bereit sein, ihn wirklich kennenzulernen, ihm zuzuhören. Und dann nicht gleich alles ablehnen, was einem im ersten Moment fremd erscheint, nur weil es anders klingt, anders aussieht, anders schmeckt oder anders riecht als das, was man kennt. Manchmal sage ich mir: Vielleicht müsste nur mal jemand damit anfangen, es uns einmal vormachen. Aber dann muss ich gleich wieder daran denken, was man zu sehen bekommt, wenn man den Fernseher anstellt. Von wegen Leitmedium! Wann sind da mal ganz normale Türken zu sehen, wie es hierzulande Hunderttausende gibt, die jeden Morgen beizeiten aufstehen, um arbeiten zu gehen, brav ihre Steuern zahlen und sich liebevoll um ihre Kinder kümmern? Gezeigt werden doch nur die Extreme. Arbeitslose Türken, die auf der Straße herumlungern. Kriminelle Türken, die mit Drogen handeln. Türken, die ihren Hintern nicht hochkriegen. Damit auch jedes negative Vorurteil für ewig in den Köpfen der Zuschauer zementiert wird.
     
    Man könnte es aber auch so versuchen, wie wir das in unserer Familie gemacht haben. Was heißt: wir? Meine Cousine Deniz spielte die Vorreiterin. Darin war sie schon immer gut, zumindest aus meiner Sicht. Ihre Eltern und wahrscheinlich alle anderen Erwachsenen unserer Sippe werden das anders gesehen haben, mit Ausnahme von Tante Zeynep vielleicht.

    Deniz ist neun Jahre älter als ich, und das ist ein bisschen schade. Von ihr hätte ich eine Menge lernen können. Zum Beispiel, wie man es anstellt, seine Eltern in kürzesten Abständen immer wieder zur Verzweiflung zu treiben. Aber mal im Ernst: Für mich war sie eine richtige Rebellin. Als sie achtzehn Jahre alt war, zog sie einfach zu Hause aus. Ohne dass sie verheiratet gewesen wäre. Das hatte es vor ihr in unserer Familie noch nie gegeben. Natürlich hatte das eine Vorgeschichte. Die lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: Deniz hatte ihren eigenen Kopf und wollte frei sein. Das heißt, sie verstieß ab einem gewissen Alter gegen so ziemlich alles, was der Islam vorschreibt. Was Jungen anging, Alkohol und Partys.
    Eine Zeit lang war sie das Gesprächsthema bei unseren Familienzusammenkünften. Ich war noch ziemlich klein, hörte aber immer gespannt zu und fand es unheimlich aufregend, wenn sie wieder etwas ausgefressen hatte - wie die Erwachsenen fanden. Deniz genoss meine volle Sympathie, als hätte ich damals schon gewusst, dass ich eines Tages in ähnliche Situationen geraten würde. Leider hatten wir damals wenig Kontakt zueinander. Ich war ein kleines Mädchen für sie. Außerdem ist sie die Tochter des Bruders von Anne, mit dem sich die anderen der Sippe nicht so gut verstanden. Deshalb erschienen sie oder ihre Familie auch selten zu unseren Treffen.
    Das änderte sich später. Was mit dem zweiten Grund zu tun hatte, wegen dem sie bei den Familientreffen fast genauso häufig im Mittelpunkt stand, obwohl sie kaum da war: Deniz hatte einen Freund, und das schon ziemlich lange. Diese Tatsache allein hätte wahrscheinlich gereicht, um das heißeste innerfamiliäre Klatschthema zu werden.
Doch Deniz setzte noch einen drauf. Sie hatte sich Leon geangelt, einen Deutschen!
    Man kann sich vorstellen, wie viele Diskussionen sie damit auslöste, vor allem, wie viele kontroverse. Wie nicht anders zu erwarten, hatte Tante Zeynep kein Problem damit. Mich überraschte eher Anne, die sich ebenfalls für Leon in die Bresche schlug. Sie mochte ihn gern. »Ist doch so ein Lieber«, verteidigte sie ihn, sobald jemand schlecht über ihn sprach. Ich war deswegen sehr stolz auf sie. Baba war strikt dagegen, einen Deutschen in unsere Familie zu lassen. Die Kulturen seien zu unterschiedlich, meinte er. Und die

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