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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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und kann sehr gut für mich selbst sorgen. Wir müssen uns unser eigenes Leben aufbauen - und du dir deins. Ich hoffe, du wirst ein gutes Leben haben, wo auch immer du hingehen magst.«
    Konstantin kam Paulina zu Hilfe und legte einen Arm um ihre Taille. Mit der anderen Hand ergriff er Sergejs Hand und sagte: »Wenn wir einen Ort gefunden haben, an dem wir uns niederlassen wollen, werden wir Valeria benachrichtigen.« Dann ließ er die Hand los, nickte Sergej kurz zu und drehte sich um. Paulina wollte ihm eigentlich folgen, blieb aber noch einen Augenblick stehen und sagte: »Ich glaube, dass meine Mutter sehr stolz auf das wäre, was du getan hast.«
    Dann ging sie zum ersten und zum letzten Mal ganz dicht an Sergej heran und küsste ihn auf die Wange. Es war der zärtliche und liebevolle Kuss einer Tochter, er war so zart, dass Sergejs Herz beinahe gebrochen wäre. Er protestierte nicht, als sie das Medaillon abnahm, es Sergej in die Hand legte und seine Finger darum schloss.
    Als sie gegangen war, starrte Sergej aufs Meer hinaus. Seraphim hatte ihm vor Jahren beigebracht, nichts zu erwarten, aber auf alles vorbereitet zu sein. Ein Teil von ihm hatte gewusst, dass dieser Abschied kommen würde, aber so bald?
    Ihn durchfluteten so viele Gefühle, dass es unmöglich war, eines vom anderen zu unterscheiden. All seinen Plänen und Hoffnungen zum Trotz musste Sergej der Wahrheit ins Gesicht sehen: Wenn sie in Amerika von Bord gingen, würden Paulina und Konstantin so plötzlich aus seinem Leben verschwinden, wie sie aufgetaucht waren.
    Aber insgesamt betrachtet hatte sich doch alles zum Guten gewendet: Sergej hatte seine Tochter gefunden und es ihr ermöglicht, ein neues Leben zu beginnen. Und sie hatte gerade dasselbe für ihn getan. Sie hatte die Worte gesagt, die ihn endgültig freigemacht hatten.
    Als Amerika in Sicht kam, stand Sergej allein an Deck und sah zu, wie der Bug des Dampfers die Wellen durchpflügte. Seine Augen nahmen jede Einzelheit wahr: das Glitzern der Sonnenstrahlen auf dem Wasser, die Farben des Himmels und des Meeres und die Konturen des neuen Landes. Eines Tages , dachte er, werden Menschen zu den Sternen reisen. Aber jenes Abenteuer wird nicht größer sein als dieses .
    Sergej suchte sich einen windgeschützten Platz und nahm das Medaillon hervor. Er öffnete es und sah sich noch einmal die Gesichter seiner Eltern an. Dann nahm er das Foto heraus, um Anjas Locke zu berühren.
    Was er sah, machte ihn die Welt vergessen. Der Geschmack der Tränen, die aus seinen Augen strömten, glich dem der salzigen Luft. Das Medaillon enthielt nämlich nicht nur eine Locke, sondern zwei. Beide würde er sein Leben lang als seinen größten Schatz bewahren.
    Er sagte ein stilles Gebet für seine Tochter und es war ihm, als hörte er im Wind wieder die Stimme seiner Frau: »Hab Vertrauen, mein Liebster. Unser Kind ist sicher in Gottes Hand.«
    Das ist sie , dachte er. Das sind wir alle.

Als ich jung war, hatte ich mir vorgestellt,
dass sich mein Leben so entfalten würde, wie ich es mir
erhoffte. Aber heute weiß ich, dass sich der Weg
windet wie ein Fluss, der sich stets verändert,
aber Gottes Gesetz gehorchend immer zum großen Meer
hinströmt. Meine Reisen haben mir gezeigt, dass es
der Weg selbst ist, der den Krieger erschafft,
dass jeder Weg zum Frieden führt und dass jede
Entscheidung, die wir treffen, uns weiser werden lässt.
Und dass das Leben seit jeher und für alle Zeit dem
Mysterium entspringt.
     
    AUS SOCRATES Tagebuch

NACHWORT
    ENTHÜLLUNGEN AUS den Jahren danach
    Ich hatte gehofft, dass ich mehr über die russische Herkunft meiner Familie erfahren würde, indem ich die Geschichte des Sergej Iwanow aufschreibe - des Mannes, den ich als Socrates kannte. Meine vier Großeltern stammten alle aus der Ukraine, aber die Eltern meiner Mutter standen mir immer am nächsten. Als ich ein Kind war, erzählte mir mein Opa Abe Geschichten, während wir Walnüsse vom Baum in seinem Garten knackten. Wie so viele Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, sprach er nicht gern über die Ukraine oder über Russland. Stattdessen erzählte er mir kleine persönliche Geschichten, die sich überall zugetragen haben konnten. Er erzählte von einem Pferd, das er gerne geritten hätte, oder von dem Fluss, in dem er schwimmen gelernt hatte und in dessen klares Wasser er von einem Ruderboot aus getaucht war. Er erweckte meine Vorstellungskraft mit Märchen, wie das über einen Regenbogenvogel, den nur ein

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