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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Nähe gesammelt hatte, und sagte beiläufig zu Paulina: »Ist dir die Ähnlichkeit zwischen deinem Großvater und mir aufgefallen?«
    Sie musste das Medaillon nicht öffnen, denn sie hatte sich die Gesichter ihrer Großeltern immer und immer wieder angesehen. »Ja«, antwortete sie, »aber viele Menschen sehen einander ähnlich.«
    »Es gibt da noch etwas«, sagte Sergej. »Vielleicht ist es ja noch da. Weißt du, als deine Mutter und ich heirateten, schnitt ich ihr fünf Haare ab und wand sie zu einer Locke, die ich hinter dem Foto deiner Großeltern - meiner Eltern - versteckte. Dein Haar hat übrigens dieselbe Farbe.«
    Paulina riss die Augen auf. Ihr war nie in den Sinn gekommen, hinter das Foto zu schauen. Während Sergej den Atem anhielt, öffnete sie das Medaillon und nahm das Foto heraus.
    Aber dahinter war nichts - keine Spur von einer Locke. Als Paulina hochsah, blickte sie Sergej misstrauischer als je zuvor an.
    »Warte mal«, sagte da Konstantin. »Hinten auf dem Foto klebt doch etwas.« Paulina drehte das Foto um und entdeckte, dass auf dem Papier tatsächlich eine Locke klebte - eine Locke aus fünf Haaren ihrer Mutter.
    Sergej lächelte. »Sie hieß Anja und sie war so schön wie unsere Tochter.«
    Kurz darauf brachen sie das Lager ab und sattelten die Pferde.
    Paulina hatte nur das Medaillon und einige wenige Dinge mitgenommen. Konstantin hatte nichts mitgenommen, außer einigen Zeichnungen, die er zusammengefaltet und in ein Buch gelegt hatte.
    »Was ist das für ein Buch?«, fragte Sergej, während sie nach Norden ritten.
    »Es handelt von einer Reise nach Amerika und ist von einem Mann namens Abram Tschudominski geschrieben worden«, antwortete Konstantin.
    Sergej nickte und prägte sich sowohl den Titel des Buches als auch den Namen des Autors ein. »Ich habe vor, nach Amerika zu gehen«, sagte er. »Und ich hoffe, ihr beide kommt mit.«
    Paulina ging nicht darauf ein und fragte nur: »Und wohin reiten wir jetzt?«
    »Zu deiner Familie. Du hast eine Großmutter und einen Onkel, die sich nichts sehnlicher wünschen, als dich endlich kennen zu lernen.«
     
    Schweigend ritten sie weiter, nicht weil sie sich nichts zu sagen gehabt hätten, sondern weil es so viel gab, über das sie reden wollten, dass sie nicht wussten, wo sie anfangen sollten. Sergej sagte nichts, weil er es für das Beste hielt, zu warten, bis Paulina von sich aus das Gespräch suchte.
    Gegen Mittag stellte sie die erste Frage. Und dann konnte sie nicht mehr aufhören zu fragen. Sergej beantwortete alles und erzählte ihr die Geschichte seines Lebens und ihrer Familie, bis sie schließlich zufrieden zu sein schien und schwieg.
    Erst am zweiten Tag ihrer Reise nach Norden fing Paulina an, von ihrem Leben zu erzählen. Zuerst kamen die Worte nur zögerlich, dann sprudelten sie immer schneller aus ihr hervor, als ob sie sich selbst von ihrem Wahrheitsgehalt überzeugen müsste. Sie erzählte Sergej alles, woran sie sich erinnerte. Konstantin fügte weitere Details hinzu und berichtete auch aus seiner Sicht.
    Sergej nahm alles in sich auf und trauerte insgeheim um die merkwürdigen Umstände ihrer Kindheit und um all die verlorenen Jahre.

52
    A m Freitagabend nach ihrer Ankunft feierten Paulina und Konstantin ihren ersten Sabbat mit Sergej, Valeria, Andreas, Katja und den Kindern Awrom und Lea. Großmutter Valeria war außer sich vor Glück, diesen besonderen Tag noch erleben zu dürfen.
    Sergej kam alles wie ein Traum vor. Es schien ihm, als hätten alle Wege und Umwege seines Lebens nur zu diesem einen Punkt geführt. Er sah sich die Gesichter an, die um den Tisch herum versammelt waren, und wusste, dass er keines von ihnen jemals würde vergessen können. Da ihm bewusst war, dass dieser Augenblick vergehen würde, genoss er ihn umso mehr.
    Sergej sah verstohlen zu Paulina hinüber und staunte einmal mehr, wie sehr sie ihrer Mutter ähnelte - mit den großen Augen, dem sanften Schwung der Wangenknochen und dem vollen Mund. Paulina sah zwar wie das genaue Ebenbild ihrer Mutter aus, war aber doch völlig anders. Sie fing gerade erst an, sich selbst und die Welt zu entdecken.
    In den letzten Tagen hatten Valeria und Andreas die drei Neuankömmlinge durch die Straßen von Sankt Petersburg geführt. Konstantin, der von Natur aus einfach wissbegierig war, hatte hundert Fragen. Er stellte Fragen über Sitten und Gebräuche, über das Bankenwesen und den Handel, über Reisen und ferne Länder. Paulina fragte weniger, aber sie sah sich alles

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