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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Kopf, als ob er enttäuscht wäre. »Der heilige Sergej … Hat dir denn die Tracht Prügel immer noch nicht gereicht?«
    Beide wussten, dass ein Kampf möglicherweise die Aufmerksamkeit der Wachen erregen würde. Also rührte sich keiner von ihnen. Dann kam Sergej ein Gedanke: Was würden die anderen denken, wenn zwei Kadetten in derselben Nacht verschwanden? Würde sein Onkel annehmen, dass sie zusammen desertiert waren? Es war nicht sehr wahrscheinlich, aber man würde sich alle möglichen Sachen ausdenken.
    Dann fiel ihm sein Abschiedsbrief an seinen Onkel ein. Er zumindest würde die Wahrheit wissen. Als ob Sakoljew seine Gedanken gelesen hatte, sagte er plötzlich: »Ist das nicht ein Zufall, dass wir beide in derselben Nacht abhauen? Oder könnte es sein, dass ich dich beobachtet und sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet habe?«
    Sergejs Zuversicht sank, als Sakoljew ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche zog. »Was für ein netter Abschiedsbrief an deinen lieben Onkel«, sagte er hämisch und zeigte wieder das widerliche Lächeln. In Sergejs Schläfen pochte das Blut, als Sakoljew den Brief zerriss und die Schnipsel ins Wasser warf.
    Sakoljew konnte sich an Sergejs enttäuschtem Gesicht nicht satt sehen und das Gefühl der Überlegenheit machte ihn übermütig. »Du hättest doch wissen müssen, dass ich überall meine Spione habe, Iwanow. Wie konntest du nur dermaßen dumm sein?«
    Sergej zwang sich, nur an das Medaillon zu denken. Konzentriere dich auf das und lass den Rest sein , dachte er immer wieder. »Gib mir das Medaillon, dann schlag ich keinen Alarm!«, sagte er.
    »Mach doch«, erwiderte Sakoljew.
    Sergej starrte Sakoljew unverwandt an. »Bist du dir so sicher, dass ich es nicht tue?«
    Sakoljew war einen Augenblick lang still, aber dann antwortete er: »Ja, da bin ich mir ziemlich sicher.«
    Sergejs Gedanken überschlugen sich. »Also gut, dann behalte meinetwegen das Medaillon. Ich will nur das Foto meiner Eltern, Dimitri. Gib es mir und dann gehen wir unserer Wege.«
    Dass Sakoljew nichts sagte, war Antwort genug. Was dann geschah, überraschte Sergej selbst. Als ob es ein Eigenleben hätte, schoss sein Bein vor und traf Sakoljew mitten in den Solarplexus. Sergej konnte die Luft entweichen hören, während Sakoljew sich vor Schmerz krümmte. Sergej ließ dem ersten Tritt einen zweiten zum Kopf folgen, aber Sakoljew gelang es, diesen mit einer Hand abzuwehren. Sergej verlor das Gleichgewicht. Dann hatte Sakoljew seine Arme an Sergejs Nacken und Sergej wusste mit absoluter Sicherheit, dass der Ältere vorhatte, ihn umzubringen.
    Panik stieg in ihm auf, aber nur einen Augenblick lang. Dann wurde die Panik durch eine große Klarheit ersetzt. Sein erster Impuls war es, Sakoljews Arm mit seinem Kinn einzuklemmen, sich nach vorne zu beugen und seinen Gegner zu Boden zu werfen, aber an der Art, wie Sakoljew sein Gewicht verlagerte, konnte Sergej erkennen, dass dieser damit gerechnet hatte. Also passierte das Dümmste, was in dieser Situation geschehen kann: Sergej drehte seinen Kopf so, dass sein Kehlkopf in die Armbeuge von Sakoljew zu liegen kam. Dieser nutzte die Gelegenheit sofort aus und drückte zu. Was er aber nicht wusste, war, dass es Sergej nichts mehr ausmachte, keine Luft zu bekommen, da er seinen Atem mittlerweile mehr als zwei Minuten lang anhalten konnte. Wenn er sich entspannte, würde ihm das etwas Zeit verschaffen.
    Sergej spürte, wie der Druck zunahm, und sah die ersten schwarzen Flecken vor seinen Augen tanzen. Er tat so, als ob er sich verzweifelt bemühte freizukommen, dann erschlaffte er und tat, als sei er bewusstlos geworden. Entweder würde Sakoljew ihn jetzt loslassen oder sein Gewicht in der Luft halten müssen. Sein Gegner entschied sich für Letzteres und drückte sogar noch stärker zu. Es war offensichtlich, dass er Sergej umbringen wollte. Sergej tat so, als sei er bereits tot. Vor seinen Augen tauchten weitere schwarze Flecken auf. Wenn ihn Sakoljew nicht bald loslassen würde …
    Plötzlich ließ ihn Sakoljew tatsächlich los und Sergej ließ sich wie ein nasser Sack zu Boden fallen. Er blieb still liegen und hielt seine Augen geschlossen. Er spürte, dass sein Gegner direkt über ihm stand und dass sich seine Füße direkt neben Sergejs Kopf befanden. Sergej spielte noch ein paar Sekunden »toter Mann«, dann explodierte er förmlich, packte Sakoljews Knöchel und drückte sie gegen seinen Kopf. Gleichzeitig zog er beide Knie an die Brust und trat mit einem Fuß

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