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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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fremd erschien wie den Marsianern die Kriege unter dem Mondstein -weil keiner die Gesetze begriff, die in der Welt des anderen herrschten.
    Jetzt schob er sich langsam über die Steinrampe am Rand der riesigen Höhle, die Fackel in der Linken, mit der Rechten Laras schmales Gelenk umfassend. Er spürte ihre Angst. Karstein hielt sie von der anderen Seite fest; ihr konnte nichts geschehen, aber in ihrer gewohnten Umgebung gab es nicht einmal Treppen zu erklettern, geschweige denn zerklüftete Felsen.
    Unruhig zuckte der Fackelschein über die grauen, vor Nässe schimmernden Wände.
    Das stete Tropfen und Rieseln der Feuchtigkeit mischte sich mit den gedämpften Atemzügen der Menschen. Irgendwo erklang ein leises Schaben, sehr fern. Etwas knackte. Charru wandte sich um, machte eine Geste mit der Fackel und verharrte einen Moment.
    Er lauschte angespannt.
    Links von ihm, ein paar Schritte entfernt, mündete die Rampe wieder auf den terrassenförmigen Felsenvorsprung. Vor Stunden hatten sie dort gestanden und gefürchtet, es gehe nicht weiter. Der Gang, der nach draußen führte, zeichnete sich nur als schwarzer Spalt ab, ein Schatten unter vielen. Charru war sicher, daß er Geräusche aus dieser Richtung gehört hatte. Vielleicht die Priester, die sich in der Grotte verkrochen, weil die Weite des Sternenhimmels für sie kein Versprechen war, sondern eine Drohung.
    »Was ist?« fragte Karstein halblaut.
    »Ich weiß nicht. Bleibt ein Stück zurück, ich... «
    Etwas krachte.
    Charru warf den Kopf hoch, versteinerte, lauschte mit allen Sinnen. Ein dumpfes, unheimliches Knirschen, das aus der Tiefe des Bergs zu kommen schien. Staub wölkte auf - und dann sah er, wie in der Decke der Höhle, dort, wo der Gang mündete, plötzlich ein breiter Riß klaffte.
    Ein Felsblock brach aus der Wand und polterte in die Tiefe.
    Irgendwo prasselten Steine, füllten die Grotte mit dumpfen, hallenden Echos. Die Wand erzitterte, und sekundenlang schien es, als gerate der ganze Berg in Bewegung.
    »Vorsicht!« schrie Charru.
    Dabei fuhr er instinktiv herum, ließ die Fackel fallen und schlang einen Arm um den Körper des Mädchens. Lara stöhnte auf vor Schrecken, zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Über ihnen löste sich ein Hagel von Splittern und kleineren Steinen aus der Decke, prasselte mitsamt der funkensprühenden Fackel in die Tiefe und wirbelte auf dem Grund der Höhle eine dichte rote Staubwolke auf.
    Nur noch Shaaras Fackel brannte, wild flackernd im Luftzug.
    Das Knirschen und Prasseln verebbte. Sekunden der Stille wurden von einem einzelnen, schmetternden Krach abgelöst, dann war nur noch ein schwacher, allmählich erlöschender Nachhall zu hören.
    Charru atmete tief und hustete, weil Staub in seiner Kehle brannte.
    Sein Blick flog an der Reihe der Menschen entlang, die sich wie erstarrt gegen die Felswand preßten. Niemand war abgestürzt. Noch klang der Schock nach, aber einer der Nordmänner begann schon, wilde Flüche in seinen Bart zu brummen. Die Marsianerin atmete heftig. Charru hatte sie fest an sich gepreßt, damit sie nicht den Halt verlor. Jetzt wurde er sich plötzlich der Nähe ihres Körpers bewußt, fühlte ihr Zittern und lächelte beruhigend.
    »Was war das?« flüsterte sie. »Himmel, ich... ich dachte, es sei ein sicherer Weg.«
    »Ist es auch«, brummte Karstein, der ihr Gelenk die ganze Zeit nicht losgelassen hatte.
    »Und wenn es nicht so wäre, hätten wir trotzdem keine Wahl gehabt«, ließ sich Shaaras zornige Stimme vernehmen. »Für uns gibt es keine sicheren Wege auf dem Mars. Und unter dem Mondstein hat es auch keine gegeben.«
    Lara schauerte. »Aber was war das, was... «
    »Die Priester«, sagte Charru. »Sie hassen uns.«
    »Sie hassen euch?«
    »Es ist nicht ihre Schuld. Es ist die Schuld der Götter, die seit Jahrhunderten in unsere Welt kamen. Marsianische Wachmänner in lächerlichen Verkleidungen, die Angst und Schrecken verbreiteten und Unsinn verkündeten.«
    Lara schwieg. Charru starrte auf die durcheinandergestürzten Felsblöcke und schüttelte den Kopf über sich selbst. Er wußte, wie sinnlos es war, über all das zu reden. Er hatte mit Simon Jessardin gesprochen, dem Präsidenten selbst, und deutlich die unüberbrückbare Kluft gespürt, die sie von den Marsianern trennte. Und doch - gab es nicht auch einige wenige, die begriffen, daß sie all die Jahrhunderte lang ein Verbrechen geduldet hatten? Conal Nord gehörte dazu. Vielleicht noch andere...
    Charru biß die

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