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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Trance oder einem ähnlichen Zustand zu versinken.
    »Und jetzt hat er keine Schmerzen mehr?« fragte Karstein zweifelnd.
    »Nein«, sagte Lara. »Jetzt nicht mehr.«
    »Shea!« stieß Gillon durch die Zähne.
    Seine Hand umklammerte die Waffe. Selbst Gerinths Rechte hatte sich um den Griff des alten, rostigen Langschwerts gespannt. Charru hob langsam den Kopf. Er glaubte zu spüren, wie die Luft plötzlich schwer war, als senke sich ein lastendes Gewicht herab: die uralte, unausweichliche Verstrickung von Blut und Tod und Rache...
    Langsam richtete er sich auf und ging voran, in den Höhlengang, an dessen Ende jetzt bereits die Morgensonne strahlte.
    Als er den Ausgang erreichte, spürte er Lara neben sich. Sie hatte sein Tempo mitgehalten, um in seiner Nähe zu sein. Schrecken flackerte in ihren braunen, grünlich getupften Augen. Einen Moment fühlte er Ungeduld, Abwehr. Dann sagte er sich, daß sie freiwillig mit ihnen gekommen war, aus keinem anderen Grund, als den Kranken zu helfen, und daß sie ein Recht auf etwas Rücksicht hatte.
    »Es tut mir leid«, stieß er durch die Zähne. »Aber was du hier siehst, sind der Haß und die Gewalt, die ihr gesät habt - eure Wissenschaftler mit ihren verfluchten schwarzen Göttern... «
    Lara schluckte. »Und jetzt?« fragte sie tonlos.
    »Das weiß ich nicht. Aber ich kann dir nicht versprechen, daß kein Blut fließen wird. Bei uns weiden Mörder nicht wie Vieh in einer Liquidations-Zentrale abgeschlachtet. Bei uns dürfen sie sich wehren, um ihr Leben kämpfen.«
    Er war weitergegangen, jetzt verharrte er, weil Lara starr und erschrocken stehenblieb. Karstein und Kormak hasteten an ihm vorbei. Alles in ihm drängte danach, ihnen zu folgen. Dort unten lag Shea Orland... Aber in den Augen der Marsianerin flackerte so viel jähes Entsetzen, daß er stehenbleiben mußte.
    »Was heißt das?« fragte sie. »Gegen wen wehren sie sich - eure Mörder? Gegen wen kämpfen sie?«
    »Gegen die Brüder, die Väter und die Söhne ihrer Opfer. Oder gegen deren Freunde.«
    »Aber das ist barbarisch, das... «
    Charru hob die Schultern. »Ist es das wirklich? Ich finde es menschlicher als eure Liquidations-Zentrale.
    Und ich glaube, daß selbst die Priester lieber im Kampf sterben würden, als in eurer Organbank zu landen.« Er stockte und preßte die Lippen zusammen. »Aber Sheas Sippe ist ausgelöscht, er hat nur noch seine Schwester. Und Ayno hat niemanden... «
    »Und - wer wird sie dann rächen?«
    »Ich«, sagte Charru hart. »Das Haus Mornag... Shea ist für uns gestorben, Ayno war bereit dazu, und ich bin es auch. Das ist die andere Seite des Treueeids - das, was ich zurückzahle... «
    Lara sagte nichts mehr.
    Charru ging weiter, eilig, getrieben von der Hoffnung, daß vielleicht alles ein Irrtum sein könnte, daß sich Ayno getäuscht hatte. Aber es war kein Irrtum. Shea Orland lag reglos zwischen den Felsen, den Dolch im Rücken, und genauso stumm und reglos starrten die Tiefland-Krieger auf ihn hinab.
    Hakon hob den Kopf.
    Die ganze Zeit über hatte er das Lasergewehr an der Schulter getragen, weil Charru ihn für ruhiger und besonnener hielt als die meisten anderen. Jetzt legte er mit einem Ruck die Waffe weg und schüttelte sich, als ob sie ihn beschmutzt habe.
    »Sheas Schwester wird meine Frau«, sagte er. »Er wäre mein Blutsbruder gewesen.«
    Charru nickte nur.
    Sein Herz hämmerte, verzweifelter Zorn würgte ihn. Er hatte sich vorzustellen versucht, was geschehen war, jetzt wußte er es ungefähr. Ayno würde sich schuldig fühlen. Hakon würde den Mörder töten, wenn er ihn fand. Und wenn er ihn nicht fand? Wer konnte ihm in den Arm fallen, wenn er sich auf den wahren Schuldigen stürzte?
    Einer der Nordmänner nahm Shea Orlands Leichnam auf die Arme.
    Gerinth bückte sich nach der Laserwaffe. Hakon umklammerte den Schwertgriff, als er weiterging. Langsam schritten sie den Hang hinunter, durch die grasbewachsene Senke. Die Priester, die sich erregt und gespannt um ihr Feuer drängten, wandten einer nach dem anderen die Köpfe. Auch um das andere Feuer, wo Indred immer noch Heilkräuter kochte, kauerten Menschen. Sie sahen sich um, starrten der Gruppe entgegen, und ihre leisen Gespräche verstummten wie abgeschnitten.
    Zwei, drei Gestalten sprangen auf und rannten durch die Morgensonne.
    »Shea!« schrie eine helle Mädchenstimme.
    »Shea!« nahm jemand anders den Ruf auf. »Es ist Shea! Sie haben ihn umgebracht... «
    Charru wußte, daß sich die Nachricht wie ein

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