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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Kormak, Brass und den beiden Tarethern hob sich der Jet vom Boden, wurde steil nach oben gezogen und hing für den Bruchteil einer Sekunde als silberner Schatten vor der Sonnenscheibe.
    Weit vor sich sah Charru das Beiboot der »Terra« in einer atemberaubenden Spiralbahn dahintaumeln. Schon war es über die Linie der marsianischen Armee hinweg. Jetzt wendete es, rüttelnd und schwerfällig, kam im Bogen zurück und senkte sich, als wolle der Pilot einen Krater mitten in die Wüste bohren.
    Mit zusammengebissenen Zähnen korrigierte Charru seinen Kurs und preßte den Finger hart auf die Beschleunigungs-Taste.
    *
    Helder Kerrs Fäuste umspannten Quer- und Höhenruder.
    Das Beiboot trudelte. Es war nicht gemacht für diese Verhältnisse, schien sich von Sekunde zu Sekunde mehr in ein unkontrollierbares Geschoß zu verwandeln. Der Marsianer wurde durchgerüttelt, in den Sitz gepreßt, hin und her, geschleudert, daß die Gurte ächzten. Durch den halbblinden Sichtschirm erkannte er nur einen wilden Farbenwirbel, in dem eine Linie aus Silber und Grau den einzigen Orientierungspunkt bildete. Aber diesmal verlor Kerr nicht die Nerven. Er war Raumpilot, für alle Arten von Notsituationen ausgebildet. Sein Hirn registrierte wie ein Computer, seine Muskeln und Nerven schienen empfindlichen Seismographen gleich jede Stärke, jede Schwäche, jede Eigenart der rasenden Fähre wahrzunehmen. Er blieb eiskalt, behielt den Überblick, und die Sekunden schienen sich zu Ewigkeiten auszudehnen.
    Er hatte das Boot steil nach oben gezogen, um nicht an den Felsen zu zerschellen.
    Die Zusatztriebwerke verdoppelten für kurze Zeit die normale Triebkraft. Im Weltraum dienten sie dazu, das Boot aus dem Zug der Gravitation des Mutterschiffs herauszubringen, jetzt ermöglichten sie es, daß die Fähre überhaupt gestartet war, statt wie ein Stein abzustürzen. Kerr bediente die Kontrollen, versuchte konzentriert, die Fluglage zu stabilisieren, begriff endlich, daß das sinnlos war, weil sich das Boot nur im Vakuum so verhalten hätte, wie es sollte. Zweimal hing er fast kopfunter im Sitz. Dann steuerte er nach Gefühl - aber da war die undeutliche Linie der marsianischen Armee schon unter ihm hinweggeglitten.
    Noch einmal bediente er das Höhenruder und zog das Beiboot in eine steile Wende.
    Steil, aber weitgeschwungen, weil er wußte, daß er sonst zu viel Geschwindigkeit verloren hätte. Die Schubkraft der Zusatz-Triebwerke ließ nach. Kerr merkte es daran, daß der feurige Widerschein verblaßte, doch vor allem spürte er es in den Knochen. Jetzt noch etwas Höhe gewinnen, den ersten Bremsschub...
    Ein dumpfes Krachen.
    Der Antriebsstrahl verwandelte sich in den Funkenregen eines zerplatzenden Feuerwerkskörpers, das Pfeifen und Dröhnen in eine Kette von Geräuschen, für die Kerr kein Vergleich einfiel. Mit einem Anflug von bitterem Sarkasmus stellte er fest, daß er das störrische Boot in eine geradezu perfekte Landeposition manövriert hatte. Aber dort, wo etwas wie der Zugriff einer unsichtbaren Faust das Fahrzeug hätte abbremsen sollen, war nur Leere.
    Mechanisch zündete Helder Kerr noch einmal die Zusatz-Triebwerke, um mit dem letzten Quentchen Saft den Sturz zu mildern.
    Und ganz zum Schluß durchzuckte ihn der Gedanke, wie grotesk es wäre, als marsianischer Raumhafen-Kommandant ausgerechnet in einem museumsreifen Beiboot der »Terra I« zu sterben...
    *
    Wie ein Pfeil zischte der silberne Jet über die breite Formation der Armee hinweg.
    Charru ließ die Beschleunigungstaste los und zwang das Fahrzeug zugleich in eine weite Biegung. Er wußte, daß die Gefahr weniger groß war, als sie auf den ersten Blick aussah. Niemand würde schießen, denn niemand konnte auch nur ahnen, was sich wirklich abspielte. Er, Charru, saß in Helder Kerrs Privatjet. In dem feuerspuckenden schwarzen Ding dort vorn würden die Marsianer viel eher eine Bedrohung sehen. Das wußte auch Kerr und hielt sich wohlweislich in gebührender Entfernung, damit niemand auf die Idee kam, er wolle sein Fahrzeug etwa auf den Kommando-Jet stürzen lassen.
    Charru kniff die Augen zusammen und beobachtete das Beiboot, das jetzt Höhe zu gewinnen suchte.
    Er mußte wissen, was geschah. Und wenn es eine Chance gab, Helder Kerr aufzuhalten, mußte er es versuchen. Mechanisch ließ er den Jet noch weiter abdriften. Das Beiboot verlor rasch an Geschwindigkeit, wollte offenbar zur Landung ansetzen, und dann ging alles in Sekundenschnelle.
    Selbst Charru begriff, daß das

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