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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sie sich warnen lassen? Bisher haben sie sich wie ein Rudel Wölfe auf uns gestürzt, der nur in ihre Nähe kam. Und sie sind krank, geistig krank. Wir würden es hier unten mit einem Rudel Irrer zu tun haben.«
    »Sie sind Menschen, Gillon! Sie sind unseretwegen in diese Lage gekommen. Und es gibt Kinder darunter.«
    »Er hat recht, Gillon«, sagte Camelo rauh. »Wir müssen es einfach versuchen.«
    Sekundenlang sahen sie sich an. Der rothaarige Tarether nickte langsam.
    »Aye. Und wie soll das praktisch aussehen? Wir kennen nur ein einziges ihrer Verstecke, und es ist fraglich, ob sie das noch benutzen, weil sie wissen, daß wir es kennen. «
    »Ich werde sie schon finden«, sagte Charru knapp. »Ich gehe allein, warte die Dunkelheit ab...«
    »Bist du verrückt geworden?« fuhr Karstein auf. Dann stockte er abrupt und biß sich auf die Lippen. »Tut mir leid«, knurrte er. »Aber du scheinst einiges zu vergessen. Diese Kerle sind eine ziemlich blutrünstige Horde, außerdem schwirren überall die verdammten Robotsonden herum...«
    »Deshalb werde ich ja allein gehen« sagte Charru sanft. »Wir können keinen Aufmarsch veranstalten, nicht einmal bei Nacht. «
    »Eine kleine Gruppe...«, begann Camelo.
    »Eine kleine Gruppe hat gegen die Hügelleute nicht mehr Chancen als ein einzelner. Dafür kann sich ein einzelner wesentlich besser unsichtbar machen. «
    »Und wie willst du verhindern, daß dich die Hügelleute massakrieren?« fragte Gillon erregt.
    »Sie wissen doch, was ihnen bevorsteht. Sie besitzen noch genug Verstand, um sich zu verstecken, also werden sie auch genug Verstand besitzen, um ihre einzige Chance zu nutzen. Gerinth, du wirst den Rat zusammenrufen und...«
    »Einen Moment noch«, sagte der alte Mann. Seine grauen Augen hatten sich verschleiert. »Charru, du weißt, daß dein Vater mich dazu bestimmt hat, dir zur Seite zu stehen und dich zu beraten, wenn du Rat benötigst. Ich kann dich nicht zwingen, aber jetzt höre meinen Rat, ob er dir gefällt oder nicht. Tu es nicht, Charru! Du setzt alles damit aufs Spiel. Kannst du das verantworten?«
    Ihre Blicke kreuzten sich. Charru wußte, daß alle anderen die Meinung des Ältesten teilten. Fast alle.
    »Du hast es nicht gesehen, Gerinth«, sagte er leise. »Wenn du es gesehen hättest, würdest du anders darüber denken.«
    »Vielleicht. Aber du bist nicht der einzige, der es gesehen hat. Frag Camelo!«
    Charru wandte den Kopf.
    Sein Blutsbruder lehnte stumm an der Wand, genau wie er mit verschränkten Armen, als könne er sich auf diese Weise vor dem Grauen verschließen. Aber auch in sein Gedächtnis hatten sich die Bilder zu tief eingeprägt. Seine Augen flackerten. Augen, die immer noch in die Zukunft zu sehen schienen und die den
    Kampf widerspiegelten, den er mit sich ausfocht. Es dauerte lange, bis er tief durchatmete.
    »Charru hat recht«, sagte er tonlos. »Jemand muß gehen. Nicht er! Und nicht allein!
    Aber wir müssen es versuchen. «

VI.
    Die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit dehnte sich endlos. Gerinth hatte den Rat einberufen: nach langer Tradition die Aufgabe des Ältesten. Auch die Tempeltal-Leute spürten, daß etwas Besonderes vorgefallen war. Sie hatten sich verändert im Sturm der Ereignisse. Sie wußten, daß die Priester, denen sie ihr Leben lang gehorcht hatten, sie nicht schützen konnten. Viele von ihnen suchten instinktiv die Nähe der Tiefland-Krieger, ein paar begannen zu begreifen, daß sie irgendwann anfangen mußten, für sich selbst einzustehen. Und die Furcht vor dem Rätsel, der unbekannten Bedrohung, brachte etwas zuwege, das fast einer Umwälzung gleichkam: sie wählten einen Sprecher.
    Scollon.
    Ein hagerer, knochiger Mann mit grauem Bart, grauem gelocktem Haar und energischen Zügen. Er hatte Verstand und konnte reden, auch wenn er unter dem Mondstein zur niedrigsten Kaste des Tempeltals gehört hatte. Ruhig, mit skeptisch zusammengekniffenen Augen hörte er zu, während Charru berichtete. Er sagte nichts, aber sein wacher Blick bewies, daß er fähig sein würde, jedes Wort weiterzugeben.
    Über das geplante nächtliche Unternehmen schwieg Charru vorerst.
    Die Menschen hatten genug zum Grübeln, als sie schweigsam und aufgewühlt auseinandergingen. Sie würden mit den anderen sprechen, so wie es schon immer nach den Zusammenkünften des Rates gewesen war. Indred von Dalarme und Tanith informierten die Frauen, Karstein die Nordmänner, Gillon und Gerinth die anderen Krieger, Jarlon, der nur zuhörte und noch

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