Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
beherrschen die Kyborgs den Mars. Morgen werden sie sich mit ihre Schiffen aufmachen, um Venus und Erde, Saturn und Jupiter und Uranus zu erobern...«
Abrupt wurde der Bildschirm dunkel.
Charru schluckte und versuchte vergeblich, das Gefühl der Beklemmung abzuschütteln. Neben ihm stand Helder Kerr mit weißem Gesicht, die Augen in kaltem Entsetzen geweitet.
Es dauerte fast eine Minute, bis er Worte fand.
»Das ist die Zukunft des Mars?« flüsterte er. »Verstümmeltes menschliches Leben, in Maschinen eingesperrt? Krieg und Vernichtung?«
»Es kann die Zukunft sein«, erklärte Ktaramons emotionslos Stimme. »Nichts ist vorherbestimmt. Es gibt kein blindes, unveränderliches Schicksal. Nur menschliche Entscheidungen und ihre Folgen.«
Kerr fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er war immer noch wie erstarrt.
»Aber Ihr habt das alles im Film festgehalten«, brachte er heraus. »Das heißt doch, daß es...daß es schon geschehen sei muß. Irgendwo...in einer anderen Dimension...«
»Auch du wirst das Rätsel der Zeit nicht begreifen, Marsianer. Wir haben nur den einen Zeitstrahl verfolgt, auf den jetzt euer Weg in die Zukunft zuläuft. Ändert die Richtung, trefft andere Entscheidungen - und die Bilder, die du gesehen hast, werde nur noch ein Alternativstrom sein im weiten Fächer der Möglichkeiten. «
»Dann muß es nicht geschehen? Man kann es verhindern? «
»Wer die Vergangenheit ändert, ändert die Gegenwart, und wer die Gegenwart ändert , ändert die Zukunft. Deshalb ist es schwierig und gefährlich, in der Zeit zu reisen. Eine Möglichkeit kann erlöschen, wenn der Zeitstrahl gekrümmt wird. Und leicht kann es geschehen, daß der Reisende in der Zukunft verloren ist.«
»Verloren?« ,
»Begreifst du es nicht, Marsianer?« Ktaramon machte eine Pause, dann sprach er weiter. »Denk an die 'Terra', das alte Schiff. Wenn ich dich in die Zukunft versetzen würde, eine Zukunft, in der das Schiff repariert und flugfähig ist - könntest du es dann starten?«
»Ich - weiß nicht...«
»Du könntest es. Aber diese Zukunft wäre nur eine von vielen Möglichkeiten. Ein Zeitstrahl, auf dem du mit der »Terra« in den Weltraum hinausfliegen könntest. Aber was würde geschehen, wenn heute, in der Gegenwart, eure Armee ihre Laserkanonen auf die »Terra« richtete?«
Kerr schluckte. »Sie würde - verschwinden? Einfach nicht mehr existieren?«
»Richtig.«
»Und der Pilot? Die Passagiere?«
»Wären verloren in der Zeit.«
Der Marsianer schwieg.
Charta zog die Brauen zusammen. Er begriff plötzlich, daß die Verwirklichung ihres Plans auch mit Hilfe der Unsichtbaren nicht so einfach werden würde, wie er gehofft hatte.
»Das heißt, daß wir die »Terra« auf jeden Fall in der Gegenwart starten müssen, nicht wahr?« fragte er langsam.
»Ja, Charru. Aber um eure Vorbereitungen zu treffen, können wir euch helfen. Die Zukunft ändert sich nicht in wenigen Sekunden, und in der Vergangenheit lauert keine Gefahr, solange der Reisende nicht in den Lauf der Dinge eingreift. Wir können um das Raumschiff ein Zeitfeld aufbauen, das euch, aber nicht das Schiff den Blicken der Bewacher entzieht. Mit Minuten und Sekunden zu spielen, birgt wenig Risiko. Aber wir haben nur ein bestimmtes Maß an Energie zur Verfügung. Und die Gesetze des Raums begrenzen unsere Fähigkeiten. Wir können die »Terra« erreichen, doch wir könnten nicht den ganzen Mars mit einem Zeitfeld umspannen. Doch darüber wirst du später mehr erfahren.«
Charru nickte nur.
Er hatte begriffen, daß die Herren der Zeit keine Zauberer mit unbegrenzter Macht waren, daß auch sie Probleme erst überdenken mußten, daß sie Fehler machten, so wie damals, als sie zu spät bemerkten, was ihr Strahlenschirm den Marsianern antat, die sich in die Sonnenstadt geflüchtet hatten. Helder Kerr schluckte krampfhaft. Seine Augen flackerten.
»Kann ich dich sehen?« fragte er heiser. »Kannst du in meine Gegenwart kommen? Mir beweisen, daß diese...diese Reise wirklich möglich ist?«
»Du zweifelst?«
»Ich muß zweifeln! Ich fürchte die Zukunft, wenn sie so ist, wie du sie mir gezeigt hast...«
»Wenn du sie fürchtest - ändere sie! Du lebst in der Gegenwart, du kannst handeln. - Und nun schau her!«
Ganz kurz nur flimmerte die Luft.
Kerr prallte einen Schritt zurück. Charru hatte dieses geisterhafte Erscheinen aus dem Nichts schon einmal gesehen, doch auch er zuckte zusammen.
Ktaramon stand im Raum.
Ktaramon, der Herr der Zeit:
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