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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wenigstens, daß wir das Recht zu reden haben?«
    Shamalas Stimme klang ungewöhnlich ruhig, sanft, fast einschmeichelnd.
    Dayel starrte ihn an. Was konnte es ausmachen, wenn die Priester miteinander redeten? Aber Charru hatte gerade das verhindern wollen. Dayel straffte sich und schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein«, wiederholte er. »Versuches nicht, Shamala! Ich würde Alarm geben, und dann könnte dir niemand mehr helfen...«
    Der Schock-Zaun um das Reservat war erst seit wenigen Stunden dem Wüstenstaub ausgesetzt und glitzerte metallisch.
    In der biologischen Forschungsstation, die dem Beta-Reservat angegliedert war, stand Professor Davina Mercant an einem Sichtfenster und blickte zu den grauen, würfelförmigen Hütten hinüber. Wenig hatte sich verändert! Fast nichts von dem, was auf den ersten Blick ins Auge fiel. Die Versorgungs-Zentrale war in ein Verwaltungs-Zentrum mit einem angegliederten Stützpunkt des Vollzugs verwandelt worden, doch das spielte keine Rolle. Die Menschen der alten Marsstämme brauchten ohnehin keine Gemeinschaftsräume. Sie betraten das Gebäude immer noch aus Gewohnheit. Aber es genügte, ihnen zu befehlen, sich in ihre Hütten zurückzuziehen, nachdem sie das Nahrungs-Konzentrat aus den Spendern entnommen hatten. Sie taten es widerspruchslos. Unter der Wirkung der Drogen existierte kein Widerspruch. Auch nicht bei den fünf Männern, die ausgebrochen und wieder eingefangen worden waren.
    Davina Mercant wandte sich um, als sie das Geräusch der Tür hörte.
    »Ja?« fragte sie kühl.
    Einer der medizinischen Assistenten betrat den Raum. Er war mehr Wärter als Wissenschaftler, gehörte der Gruppe des mittleren Intelligenz-Quotienten an und mußte es als Vergünstigung betrachten, überhaupt bei seinem Namen genannt zu werden.
    »Die Flüchtlinge, Professor«, begann er.
    »Machen sie Schwierigkeiten, Jerrey?«
    »Keine Schwierigkeiten, Professor«, beeilte sich Jerrey zu versichern. »Aber sie scheinen krank zu sein.«
    »Die Ernährungsumstellung«, sagte Davina Mercant nachdenklich.
    »Ernährungs-Umstellung?«
    »Sie waren nicht mehr konditioniert, Jerrey. Das heißt, daß sie irgendwann abrupt aufgehört haben, Konzentrat-Würfel zu sich zu nehmen. Aus ihrer Sicht konnten sie sich natürlich genausogut von dem ernähren, was wir hier anbauen. Sie kennen die Folgen?«
    »Stoffwechsel-Störungen«, nickte der medizinische Assistent. »Und Entzugs-Erscheinungen. Eine psychosomatische Krise, richtig?«
    »Richtig, Jerrey.«
    »Soll ich ihnen Injektionen geben?«
    Die Wissenschaftlerin zögerte.
    Ihre Aufgabe war es unter anderem, die bestmögliche medizinische Versorgung der alten Marsstämme zu garantieren. Aber sie hatte nie vorher Gelegenheit gehabt, eine solche Umstellungs-Krise zu beobachten.
    »Nein, Jerrey«, entschied sie. »Tun Sie überhaupt nichts! Wir werden erst einmal abwarten.«
IV.
    Eine endlose Treppe.
    Lara Nord wußte, wohin sie führte. In eine gigantische Halle, die nichts, absolut nichts enthielt. Das Herz des Labyrinths. Die Wohnstatt derer, die sich Herren der Zeit nannten...
    Existierten sie wirklich?
    Es mußte wohl so sein. Der Zeitkanal existierte, daran gab es keinen Zweifel. Aber wer waren jene Herren' der Zeit, die seit Jahrhunderten verborgen auf dem Mars lebten, die sich anmaßten, mit dem Schicksal der Menschen zu spielen. .
    Laras Gedanken stockten.
    Sie hatte ein Geräusch hinter sich gehört. Auf dem Absatz fuhr sie herum - und blickte in Katalins bernsteinfarbenen Augen.
    Beide schwiegen sekundenlang.
    »Willst du hinuntergehen?« fragte Katalin ausdruckslos.
    Lara straffte sich. »Willst du es?«
    »Nein. Und ich glaube nicht, daß es gut ist, es zu versuchen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es Dinge gibt, die man so akzeptieren muß, wie sie sind«, sagte Katalin ruhig. »Ich weiß nichts über die Fremden dort unten. Vielleicht sind sie keine Menschen. Aber sicher würde es ihnen nicht gefallen, wenn eine ganze Horde von uns in ihr Reich einfallen würde, oder? Charru hat nicht umsonst darum gebeten, diesen Teil des Labyrinths zu meiden.«
    Lara nickte. »Du hast recht. Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich das alles nicht so leicht akzeptieren kann wie ihr. Ich bin Wissenschaftlerin, ich...«
    »Marsianerin«, sagte Katalin.
    Lara sah sie an. Ihre Blicke kreuzten sich. Katalin hatte das Kinn gehoben. In diesen Sekunden lag in ihren bernsteinfarbenen Augen die ganze Unbeugsamkeit der Tiefland-Frauen, und Lara fand es schwer, diesem Blick

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