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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Assistenten begleiteten sie ein paar Minuten später zu einem Gebäude, das als Krankenstation eingerichtet war.
    Hier lagen Hunons Freunde: fiebernd, apathisch, in erschreckend schlechter körperlicher Verfassung. Lara begriff, daß man sie offensichtlich nicht behandelt hatte, um ihre Symptome zu studieren. Ein ganz normales Verfahren, einer der Gründe dafür, daß manche Kriminelle vor ihrer Liquidation Wochen oder Monate in der Klinik von Kadnos verbrachten und als wehrlose Versuchsobjekte ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft bezahlten. Aber diese fünf Männer hier schuldeten der marsianischen Gesellschaft nichts. Lara spürte kalten Zorn in sich aufwallen.
    Sie stellte keine Fragen, da sie froh war, daß die drei Assistenten in dem kleinen Vorraum stehengeblieben waren. Auf diese Weise hatte sie wenigstens die Möglichkeit, jedem der Kranken rasch und unauffällig eine Injektion zu geben, um ihre schlimmsten Leiden zu lindern. Sie hier herauszubringen, war völlig ausgeschlossen, schon wegen ihres Zustandes. Lara wußte nur zu gut, daß sie froh sein mußte, wenn sie selbst wieder aus der Falle herauskam.
    Sie preßte die Lippen zusammen, ließ die leeren Einwegspritzen in ihrer Tasche verschwinden und winkte den Burschen mit dem Namen Jerrey herbei, um wenigstens den Anschein einer normalen Routineuntersuchung aufrechtzuerhalten.
    *
    Conal Nord hatte sich gerade verabschieden wollen, als der neueste Bericht über die militärische Aktion gegen die Sonnenstadt über das Sichtgerät des Informators flimmerte.
    Ein Bericht, der den Venusier veranlaßte, sich wieder zu setzen. Simon Jessardin hatte sich leicht vorgebeugt und zog die schmalen Brauen zusammen. Daß die Untersuchungen der Strahlenspezialisten noch nicht beendet waren, hatte er nicht anders erwartet. Aber der Bericht enthielt nicht nur die Information, daß die Lage vorerst unverändert sei, er enthielt auch einige Ungereimtheiten.
    Zwei Männer des Vollzugs waren in psychiatrische Behandlung gebracht worden, da man sie des Drogen-Mißbrauchs überführt hatte.
    Beide hatten - offenbar unter dem Einfluß einer Überdosis Scardoval - Halluzinationen gehabt. Der eine wollte einen Gleiter der Terraner entdeckt haben; der andere behauptete, sein Kollege habe sich vor seinen Augen in Luft aufgelöst. Simon Jessardin schüttelte den Kopf. Scardoval-Mißbrauch kam innerhalb der marsianischen Gesellschaft sehr selten vor und in den Reihen des Vollzugs schon gar nicht. Und jetzt gleich in zwei Fällen?
    Der Streß mochte dafür verantwortlich sein. Aber das war ohnehin nicht der Punkt, der den Präsidenten am meisten irritierte.
    Auch in der Meldung von der Vollzugs-Abteilung, die das alte Raumschiff bewachte, war die Rede von einem Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht und dann wieder verschwunden sei, als habe er sich in Luft aufgelöst.
    Ein Terraner...Die Meldung selbst stammte von Larsen Kane, einem durchaus fähigen Offizier, und wurde durch mehrere, wenn auch etwas vage Zeugenaussagen bestätigt. Jessardin schüttelte verständnislos den Kopf und wechselte einen Blick mit Conal Nord.
    »Eine allgemeine Scardoval-Psychose?« fragte der Venusier gedehnt.
    »Glauben Sie das wirklich, Conal?«
    Der Venusier zuckte die Achseln. »Nicht in dem Sinne, daß plötzlich reihenweise Vollzugspolizisten zu Drogen greifen. Aber wenn in einer angespannten Situation jemand durchdreht, kann es sehr leicht zu einem psychologischen Ansteckungseffekt kommen. Ich kenne diesen Larsen Kane nicht...«
    »Kein Mann, der Dinge sieht, die nicht existieren«, sagte Jessardin entschieden.
    »Nun - ein Mensch, der aus dem Nichts auftaucht und wieder verschwindet, als habe ihn der Marsboden verschluckt, kann bekanntlich nicht existieren. Der Vollzug steht unter Streß, Simon. Ich glaube, die Psychologen haben einen Fehler gemacht.«
    »Einen Fehler?«
    Conal Nord nickte. Er wußte, daß das fast eine staatsfeindliche Äußerung war. Auf dem Mars wurde das ganze Leben nach den Erkenntnissen der Wissenschaft ausgerichtet. Die Wissenschaft irrte nicht - aus dieser Überzeugung leitete das System sein Recht ab, von den Bürgern Gehorsam zu verlangen.
    »Zu viele beruhigende Phrasen und zu viele Zwischenfälle, die diese beruhigenden Phrasen wieder Lügen straften«, erläuterte der Venusier. »Die Psychologen haben den Prognosen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen über das Schicksal der Barbaren immer die Version entnommen, die am geeignetsten zur Beruhigung der Bevölkerung war.

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