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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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das gleiche hinauslaufen. Also?«
    »Es tut mir leid. Ich weiß es nicht. Ich kann Ihre Frage nicht beantworten.«
    »Auch nicht, wenn ich Ihnen versichere, daß sich keinerlei persönliche Konsequenzen für Sie ergeben?«
    » Auch dann nicht. Ich habe keine Angst...«
    Jessardin beugte sich vor und schaltete das Gerät aus.
    Das straffe Asketengesicht unter dem silbernen Haar wirkte ausdruckslos. Mit einem tiefen Atemzug lehnte er sich wieder hinter seinem Schreibtisch zurück und legte in einer charakteristischen Gebärde die Fingerspitzen gegeneinander.
    »War es meine Schuld, Conal?«fragte er leise. »Habe ich sie zu sehr in die Enge getrieben?«
    Der Venusier schüttelte den Kopf. »Lara ist erwachsen. Und Sie konnten nicht wissen, was sie empfindet, Simon.«
    »Empfindet?«
    Conal Nord lächelte matt. »Für Charru von Mornag. Sie stand von dem Augenblick an auf seiner Seite, als sie ihm zum erstenmal begegnete. Ich wußte es. Ich wußte auch, daß das nicht allein eine Frage des Gewissens war.«
    Der Präsident hob die Brauen. »Sie meinen, daß sie... daß sie tatsächlich verschwunden ist, um mit diesem Barbaren zu leben?«
    »Erscheint Ihnen das so unwahrscheinlich, Simon? Ich dachte, Sie hätten begriffen, daß er kein primitiver Wilder ist.«
    Jessardins graue Augen wurden schmal.
    Für einen Moment sah er wieder deutlich seine letzte Begegnung mit dem schwarzhaarigen Barbarenfürsten vor sich. Ein wehrloser, gefesselter Gefangener, dem die Hinrichtung drohte.. Er hatte die Filme von der Zerstörung der Erde gesehen. Und die Bilder des neuen Mars, dessen Menschen in Frieden und Sicherheit lebten. Jessardin hatte erwartet, daß der Gefangene mit beiden Händen nach der Chance greifen würde, mit seinem Volk irgendwo auf dem Mars zu überleben - nicht in Freiheit, aber in Sicherheit. Doch Charru von Mornag hatte nicht daran gedacht, sich zu beugen, hatte ihnen statt dessen mit leidenschaftlicher Entschlossenheit entgegengehalten, was diese Welt für ihn war.
    Jessardin glaubte noch, die Worte zu hören.
    Gesetze, die nicht dazu da sind, die Menschen zu schützen, sondern sie zu Marionetten machen...eine Ordnung, die den Menschen verbietet, sie selbst zu sein...Wozu ist euer Staat denn da? Wozu gibt er den Menschen Sicherheit und Frieden, wenn er ihnen doch nicht gestattet, menschlich zu leben und glücklich zu sein? Sicherheit und Ordnung und Frieden sind nicht genug! Wenn die Menschen nur das brauchten, dann wäre der sicherste und friedlichste und erstrebenswerteste Ort ein Käfig...
    Der Präsident schüttelte unbewußt mit dem Kopf.
    Nein, dieser Mann war wirklich kein primitiver Wilder. Er wußte, was er wollte, er wußte, wofür er kämpfte. Und das machte ihn gefährlich, das gab ihm diese Überzeugungskraft, der man sich so schwer entziehen konnte, weil sie in Tiefen wurzelte, die sich allein mit Vernunft und Logik nicht ausloten ließen.
    »Sehen Sie irgendeine Möglichkeit, Lara zu finden?« fragte Conal Nord leise. »Und sie rechtzeitig in Sicherheit zu bringen?«
    Simon Jessardin hob die Schultern.
    »Ich weiß es nicht, Conal«, sagte er ruhig.
    Und wenn, würden die Probleme dann erst anfangen, fügte er in Gedanken hinzu.
    Aber das sprach er nicht aus. Noch nicht. Denn er ahnte, wie Conal Nords Antwort diesmal ausfallen würde.
    *
    Der engmaschige, schwach glimmende Drahtzaun schien sich endlos hinzuziehen.
    Die beiden Jets standen in einer Mulde im Schutz von roten Steinblöcken. Charru, Hunon und Lara spähten über einen scharfen Felsengrat hinweg auf das Gelände des Beta-Reservats. Der Riese ballte die Fäuste. Immer noch brannte das düstere Feuer in seinen Augen, doch jetzt war die wilde Entschlossenheit einem Ausdruck dumpfer Verzweiflung gewichen.
    Der Schockzaun selbst bot keine Überraschung.
    Bei dem Versuch, im Alpha-Reservat Nahrungskonzentrat ohne Drogen-Beimischung zu stehlen, hatte Hunon gesehen, daß die Marsianer Vorbereitungen trafen, das Gelände einzuzäunen. Also hatte er damit auch hier im Beta-Reservat rechnen müssen. Aber der Zaun war nicht alles. Er hatte ein breites Einfahrtstor für die Spiralschlitten, die bei der landwirtschaftlichen Arbeit benutzt wurden. Daneben schimmerte ein weißer Kunststoffwürfel mit einer Tür und einem Sichtfenster, offenbar die Unterkunft eines Wachtpostens.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Lara leise. »Die Reservate sind nie bewacht worden.«
    Charru hob die Achseln. »Es ist ja auch noch nie jemand ausgebrochen - bis

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