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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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solchen Fällen: ein Mann sorgt für Verwirrung und übernimmt' die Rückendeckung, der andere handelt.
    Im Flüsterton erläuterte Charru dem Riesen seinen Plan.
    Einen Plan, der ihnen beiden das äußerste Risiko abverlangen würde, bei dem sie sich blindlings aufeinander verlassen mußten. Wenn es schiefging, waren sie beide verloren. Denn Hunon allein konnte den versteckten Jet nicht zurückfliegen.
    Der große Mann hörte zu, dann nickte er ernst.
    Charru reichte ihm das Lasergewehr. Gemeinsam zogen sie sich ein Stück zwischen die Felsen zurück, wandten sich nach links und schlichen vorsichtig weiter, bis sie die Stelle erreichten, wo der schwach glimmende Schockzaun im rechten Winkel abknickte.
    Es gab Felder hier: Maisstauden wuchsen auf dem rötlichen, sorgfältig bewässerten und bearbeiteten Boden, niedrige Beerensträucher und andere Pflanzen, die Charru nicht kannte. Eine Reihe spalierartiger Bäume verdeckte die Sicht auf die nächsten Hütten. Hunon packte das Gewehr fester und hob fragend die Brauen.
    Charru nickte knapp.
    Er wußte nicht genau, was passieren würde, wenn der Laserstrahl den Zaun traf, aber er hatte keine Zeit, darüber nachzugrübeln. Hunon wußte es auch nicht. Er biß die Zähne zusammen, legte den Finger über den Abzug, und im nächsten Moment schoß der rotglühende Strahl aus der Mündung der Waffe.
    Stichflammen zuckten.
    Der Maschendraht glühte rot auf; das Knistern und Zischen von Energie-Entladungen zerriß die Stille. Sekundenlang wallte rötlicher Nebel, zuckten grelle, bläuliche Blitze nach allen Seiten. »Genug!« stieß Charru hervor, und der Riese ließ die Waffe sinken.
    Das schwache Glimmen des Zauns war erloschen.
    Eine breite Lücke klaffte im Maschendraht. Irgendwo, sehr fern, erklang ein langgezogener Alarmton. Hunon lauschte, preßte die Lippen zusammen, dann warf er sich ohne ein weiteres Wort herum und rannte durch das Felsengewirr wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Charru erreichte mit wenigen Schritten den Zaun -und schlüpfte durch die Lücke.
    Geduckt rannte er weiter, unsichtbar zwischen den übermannshohen Reihen der Maisstauden, in dem raschen, gleichmäßigen Wolfstrab, der auf dem weichen Boden kaum ein Geräusch verursachte. Seine Gegner würden zuerst dort auftauchen, wo der Zaun zerstört war. Sie würden einen Eindringling suchen, der sich versteckte, würden sich gegen einen Angriff von außen sichern, aber nicht Hunon nachjagen, jedenfalls nicht sofort.
    Der Riese wartete außerhalb des Reservats, um mit der Strahlenwaffe einzugreifen, wenn es nötig wurde.
    Er schlich zum anderen Ende des Zauns, in die Nähe des Jets. Im Ernstfall würde er aus einer Richtung auftauchen, in der ihn niemand erwartete. In Bruchteilen von Sekunden schoß Charru das alles noch einmal durch den Kopf. Er wußte, daß es kein perfekter Plan war - aber es war die einzige Chance, die sie hatten.
    Der Alarmton verstummte.
    Stimmen schrien durcheinander, Schritte tackten über Kunststoff-Stufen. Dann erklang ein dünnes, pfeifendes Geräusch, gleich darauf metallisches Rattern: die Wachmänner fuhren mit einem Spiralschlitten zu der Stelle, wo der Alarm ausgelöst worden war.
    Charru hatte das Maisfeld überquert und wandte sich nach rechts.
    Tief in den Schatten der Stauden geduckt huschte er auf das Dorf zu. In den grauen Kunststoff-Würfeln regte sich nichts: die Menschen der alten Marsstämme schliefen fest in ihren Behausungen, wahrscheinlich unter der Wirkung von Drogen. Die gleichen Drogen, die tagsüber ihren Willen lähmten? Oder besondere Schlafmittel? Charru biß die Zähne zusammen. Wenn es ihm nicht gelang, wenigstens ein paar von den Männern zu wecken, würde sein Plan fast sicher scheitern. Lautlos glitt er an der Wand der ersten Hütte vorbei, öffnete die Tür und tauchte ins Halbdunkel.
    Menschen regten sich in ihren Schlafmulden. Jemand ächzte dumpf. Charru durchquerte den Raum und rüttelte einen hageren Mann an der Schulter.
    »Aufstehen! Alle aufstehen!«
    Seine Stimme klang scharf und befehlend. Die Droge konditionierte ihre Opfer so, daß sie widerspruchslos jeder Anweisung gehorchten. Jeder Anweisung, ganz gleich, von wem sie kam. Und tatsächlich erhob sich etwa ein halbes Dutzend Menschen schweigend und gehorsam von den einfachen Lagern.
    »Ihr weckt die anderen!« sagte Charru leise und deutlich. »Frauen und Kinder bleiben in den Hütten. Die Männer...«
    Er zögerte sekundenlang. »... die Männer versammeln sich

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