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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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lockigen schwarzen Haar und den leuchtenden blaugrünen Augen. Sie ähnelten seinen eigenen Brüdern Chaka und Che, aber mehr noch Yattur. Einen von ihnen, Yurrai, kannte er flüchtig. Der andere mußte Yabu sein, Fürst Yarsols dritter Sohn.
    »Ich bin Cris,« sagte der Junge. »Ich bin Charilan-Chis Sohn, und ich muß mit Yattur sprechen.«
    Die beiden jungen Männer starrten ihn an.
    »Ich kenne dich,« sagte Yurrai gedehnt. »Von deinem Volk ist nie Gutes gekommen. Und du gehörst zu den Mördern meines Vaters. Fürchtest du die Rache von Yarsols Söhnen nicht, daß du dich so einfach hierherwagst?«
    Cris unterdrückte den Impuls der Furcht. »Yarsols Söhne werden zu unterscheiden wissen, wer ihr Feind ist und wer auf ihrer Seite steht. Ich habe eine Nachricht für Yattur. Holt ihn her! Wenn er mich angehört hat, mag er selbst entscheiden, ob er Rache nehmen will.«
    Yurrai zögerte sekundenlang, dann wandte er sich schweigend ab.
    Cris ließ den Blick über den Halbkreis der anderen gleiten. Ein Mädchen mit dunkler Haut und hüftlanger schwarzer Mähne - Yarsols Tochter Yessa. Ein kaum zwölfjähriger Junge, dessen leuchtende blaugrüne Augen verrieten, daß er ebenfalls Yarsols Sohn sein mußte. Der Fürst war gestorben, als die Katzenfrauen das Dorf mit Sprenggranaten angriffen - ein sinnloser Angriff und ein sinnloser Tod. Cris grub die Zähne in die Unterlippe, wartete und fragte sich dabei, woher er eigentlich die Gewißheit nahm, daß man ihn nicht töten würde.
    Ein paar Minuten später schritt Yattur über den Dorfplatz.
    Er hatte den schweren schwarzen Fürstenmantel über die Schultern geworfen und trug einen Kampfbogen auf dem Rücken. Cris sah ihm entgegen, mit gespannten Muskeln. Jahrzehntelang hatte zwischen den Fischern und dem Volk der toten Stadt Feindschaft geherrscht. Es war nicht leicht, all den aufgestauten Haß zu zügeln. Aber Yattur und Cris hatten in den letzten Wochen beide gelernt, über den engen, begrenzten Kreis ihres eigenen Lebens hinauszusehen.
    Ein Jahr lang waren sie sich fast täglich begegnet und hatten einander kaum als Menschen betrachtet.
    Jetzt standen sie sich in einer verwandelten Welt gegenüber, in einer Welt, die mit ihren vermeintlichen Göttern auch die scheinbar unveränderlichen Gesetze verloren hatte. Für eine lange Minute kreuzten sich ihre Blicke. Yattur warf das blauschwarze Haar zurück.
    »Was willst du?« fragte er kurz.
    »Dich warnen. Und dir einen Vorschlag machen. Seid ihr immer noch Freunde des Volkes aus dem Raumschiff?«
    »Ja,« sagte Yattur gedehnt.
    »Dann müßt ihr euren Freunden jetzt helfen. Sie sind in Gefahr und wissen es nicht. Man wird sie vernichten.«
    »Wer?« fragte Yattur.
    »Bar Nergal. Die Priester.« Cris stockte, zögerte sekundenlang und blickte den anderen offen an. »Und mein Volk, meine Brüder,« fügte er hinzu. »Aber es ist nicht ihre Schuld. Meine Mutter glaubt, Bar Nergal sei ein Gott. Ich glaube das nicht. Und selbst wenn sie recht hätte, wären diese Götter grausam und böse. Ich will ihnen nicht mehr dienen, Yattur. Ich will nicht ihr Sklave sein. Und ich will, daß die Menschen in dem Schiff am Leben bleiben.«
    Langsam schüttelte Yattur den Kopf.
    »Sie haben Waffen,« sagte er. »Niemand kann ihnen gefährlich werden. Charru hat es gesagt.«
    »Aber auch die Priester haben Waffen. Schreckliche Waffen, von denen die Menschen in dem Schiff nichts ahnen. Ich weiß es, Yattur. Ich wollte sie warnen, aber ich wagte nicht, mich ihnen zu nähern. Sie sind so oft getäuscht und verraten worden. Sie hätten an eine Falle geglaubt, hätten mich bestimmt nicht in die Nähe des Schiffs gelassen.«
    Er stockte und biß sich auf die Lippen. Yatturs Brauen hatten sich zusammengezogen.
    »Erzähle,« sagte er knapp. »Was haben die Priester vor?«
    Cris berichtete so ruhig und sachlich, wie er es fertigbrachte.
    Yattur hörte schweigend zu. Auch er hatte befürchtet, daß hinter Cris' Auftauchen eine Falle steckte. Er war nahe daran gewesen, den Mann, den er für einen Feind seines Volkes und einen Mörder seines Vaters hielt, mit einem Pfeilhagel zu empfangen. Er hatte es nicht getan, weil er nicht mehr sicher war, daß sich die Dinge immer so verhielten, wie sie erschienen. Und jetzt spürte er, daß er die Wahrheit hörte.
    Er schwieg.
    Ein sehr langes Schweigen, in dem er die letzten Reste von Mißtrauen und Haß überwand. Mit einem tiefen Atemzug neigte er den Kopf und nickte.
    »Ich glaube dir,« sagte er ruhig.

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