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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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binnen Sekunden begriffen, daß alles, was er unternahm, nur zur Katastrophe geraten konnte. Bei einem Duell mit den Schockstrahlern, ganz gleich, wie es ausging, mußte das abgeschossene Fahrzeug unweigerlich ins Kreuzfeuer geraten. Wenn das marsianische Boot die Flucht ergriff, war das Schußfeld für die schweren Laserwaffen frei. Und in beiden Fällen würden Charru und Camelo mit Sicherheit umkommen.
    »Gillon!« rief Erein beschwörend. »Verdammt, Gillon, willst du zusehen ...«
    »Begreifst du nicht, daß es nicht geht? Charru und Camelo können noch leben. Wenn wir jetzt angreifen, bringen wir sie so sicher um, wie morgen die Sonne aufgeht.«
    Erein atmete langsam aus.
    Stumm, mit geballten Fäusten sah er zu, wie tief unten im Tal drei der Marsianer aus ihrem Fahrzeug sprangen und, die Lasergewehre im Anschlag, auf das abgestürzte Boot zuliefen. Einer von ihnen turnte über eine zerfetzte Landestütze und öffnete die Luke. Beruhigend winkte er den anderen zu. Gillons Magenmuskeln verkrampften sich, aber Sekunden später begriff er, daß er voreilige Schlüsse gezogen hatte.
    Zwei schlaffe Gestalten wurden aus der Luke gezerrt und in das marsianische Boot verfrachtet.
    Gillon schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Hinter ihm sog Karstein scharf die Luft durch die Zähne.
    »Wenn sie tot wären, würden die Marsianer sie nicht mitschleppen«, sagte er heiser.
    »Bestimmt nicht.« Gillons Stimme klang sicherer, als er sich fühlte.
    »Und jetzt?« fragte Erein.
    Sekundenlang blieb es still. Gillon wollte sich den Schweiß von der Stirn wischen und stellte fest, daß seine Handflächen genauso naß waren.
    »Jetzt brauchen wir einen Plan«, sagte er gepreßt. »Aber ich fürchte, es muß ein verdammt guter Plan sein, wenn wir noch eine Chance haben wollen.«
    *
    Die Erinnerung war klar und schmerzhaft scharf.
    Fauchende Laserstrahlen ... Schwere Schiffsgeschütze, die gnadenlos und ohne Warnung feuerten, auf ein Boot, dessen Insassen alles taten, um ihre friedliche Absicht zu demonstrieren. In letzter Sekunde hatte Charru das Fahrzeug in eine Ausweichbewegung gerissen, so daß es nur gestreift wurde. In der Luft halten konnte er es allerdings nicht mehr. Er war bewußtlos geworden, halb wieder zu sich gekommen, hatte den Stich einer Injektionsnadel gespürt, und danach wurde die Erinnerung verschwommen.
    Der unklare Eindruck von Hitze und prasselndem Wasser. Strömende Luft, ein scharfes Brennen auf der Haut, die Kälte metallener Greifarme. Eine langwierige, komplizierte Prozedur, deren Einzelheiten im Nebel des Vergessens versanken. Jetzt spürte er die Wärme von klimatisierter Luft auf der Haut und glatten Kunststoff unter seinem Körper. Als er die Augen öffnete, stellte er fest, daß er völlig nackt in einer Art Kammer lag, die nichts enthielt außer zwei fahrbaren Kunststoff-Pritschen.
    Camelo!
    Bewußtlos, aber lebend und unverletzt! Auch er war vollkommen nackt. Charru runzelte verständnislos die Stirn, dann fiel ihm ein, daß die Marsianer schließlich nicht wissen konnten, wieviel Radioaktivität ihre Gefangenen abbekommen hatten.
    Vermutlich waren sie »entseucht« worden, wie Lara das nannte.
    Überflüssigerweise in diesem Fall. Aber dem Piloten des Flugzeugs, das immer noch auf der anderen Talseite stand, konnten die Marsianer damit vielleicht das Leben retten.
    Mühsam stützte sich Charru hoch und blickte zu der dicken Glasscheibe, hinter der bleiche Gesichtsovale schwammen.
    Sie zuckten zurück, als sich der Gefangene regte. Charru grinste sarkastisch. Wenn sich die Marsianer sogar vor einem nackten, unbewaffneten, überdies eingesperrten Mann fürchteten, brauchte man sich nicht darüber zu wundern, daß sie auf ein einzelnes Beiboot reagiert hatten, als gelte es, den Angriff einer feindlichen Flotte abzuwehren.
    Ein scharfes Knacken erklang. Charrus Blick erfaßte das Lautsprechergitter, das sich über der Tür abzeichnete.
    »Bleiben Sie liegen«, befahl eine Stimme. »Es ist sinnlos, die Männer anzugreifen, die zu Ihnen hereinkommen werden. Wenn Sie es versuchen, setzen wir den Raum unter Betäubungsgas.«
    Charru zuckte die Achseln und ließ sich zurücksinken.
    Neben ihm bewies ein gemurmelter Fluch, daß auch sein Blutsbruder wieder zu sich gekommen war. Im nächsten Moment öffnete sich eine Tür an der rechten Wand, und drei sichtlich nervöse Männer betraten die Kammer.
    Zwei in der schwarzen Uniform des marsianischen Militärs. Einer in einem Anzug

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