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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Rubens Beteuerung. Schließlich nickte er. »Gut, gegen kleine Abenteuer will ich nichts sagen. Ich selbst habe einst … aber das gehört nicht hierher.«
    Ein Lächeln lockerte die harten Züge des Sippenoberhaupts auf. Trotzdem erlaubten sich seine Söhne erst ein Grinsen, nachdem er sie verlassen hatte. Cassian schob Ruben die Fleischplatte zu.
    »Greif zu.«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Du bist ein Langmaul, Ruben.«
    Ruben hangelte nach einem Stück Fleisch mit breitem Fettrand. Den Mittelknochen biss er kurzerhand entzwei. Es knackte, als er den Knochen zwischen den Zähnen zermalmte.
    »Was findest du an diesem Mädel, Cassian? Meines Erachtens lohnt sie keinen Aufwand. Außer einer kraftvollen Stimme hatte sie nichts vorzuweisen, soweit ich mich erinnere.«
    »Hm«, machte Cassian und grinste. »Sie ist vermutlich eine Plage. Aber sie hat verdammt gut gerochen.«

     
    Die Blumenornamente der Tapisserien erweckten den Eindruck eines nahtlosen Übergangs in den Garten. Aus den gestutzten Bäumen fiel das Licht bunter Lampions auf die Wege. Das Zirpen der Grillen lockte niemanden zwischen die Hecken. Grotte und Pavillons blieben in dieser Nacht verwaist. Die Gäste drängten sich stattdessen im Salon um kleine Tische. Champagner und stärkere Spirituosen wurden ausgeschenkt. Cassian ergatterte einen niedrigen Fauteuil im hinteren Drittel des Raumes. Ruben zog es vor, seinen Champagner im Stehen zu genießen. So bot sich ihm ein besserer Überblick über die Gesellschaft und deren Treiben. Im Haus von Madame Chrysantheme war die Etikette aufgehoben. Höflinge und reiche Bürger saßen Seite an Seite und scherzten miteinander. Hier war es gestattet, nach einem heißen Tag auf Perücken zu verzichten. Justaucorps hingen über Stuhllehnen, und die ganz Mutigen hatten sich ihrer Westen entledigt.
    »Hier geht es zu wie in einer Hafenschänke«, konstatierte Ruben.
    »Dieses Etablissement ist das Beste in der ganzen Umgebung. In Paris gibt es nichts Vergleichbares. Hast du etwa nie zuvor ein Bordell von innen gesehen?«
    Konsterniert sah Ruben auf Cassian hinab. Dieser hatte die Beine übereinander geschlagen und ließ sich von dem Stimmengewirr umbrausen. »Wozu sollte ich für etwas bezahlen, das ich umsonst haben kann? Zudem ziehe ich eine Dame jederzeit einer Dirne vor.«
    »Gibt es da einen Unterschied? Das muss mir entgangen sein.«
    Ohne etwas darauf zu erwidern, betrachtete Ruben die niedrige Bühne am anderen Ende des Raumes. Ein Paravent stand in der einen, ein Pult in der anderen Ecke. Bereits der Eintritt hatte fünf Louis D’Or gekostet, die Ruben für vergeudet hielt. Instinktiv wusste Cassian, was sein Bruder dachte.
    »Nun, ich bin gespannt, ob der Unterschied wirklich so gering ist wie von dir behauptet, Cassian. Wenn ich also die Wahl habe, so würde ich …«
    »Du bist nicht hier, um unter den Mädchen zu wählen, sondern um für mich zu bieten.«
    Ruben zuckte zusammen. »Ich soll was?«
    »Sie hat mich gesehen und kennt mein Gesicht. Unsere letzte Begegnung war für sie nicht unbedingt angenehm. Und du bist ein ansehnlicher Kerl. Das wird ihr gefallen.«
    Rubens Lächeln ließ den notorischen Draufgänger erahnen. »Also gut, sofern die Kleine hübsch genug ist, fällt mir kein Zacken aus der Krone, sollte ich sie ersteigern.«
    »Damit kein Missverständnis aufkommt, du bist es nicht, der ihre Gunst erhält, da es mein Geld sein wird, mit dem du bietest. Die Auktion wird dir Spaß machen.«
    »Wir werden sehen. Wer ist dieser Rüpel dort drüben? Er gefällt mir nicht.«
    Der Rüpel lehnte nahe einer offenen Flügeltür an der Wand. Sein Haar war struppig, die Kleidung schlicht. Unter seinen Augen hatten sich bläulich-rote Verfärbungen abgelagert, und seine Nase war geschwollen. Für Ruben reichte der mürrische Gesichtsausdruck des Burschen aus, um sich provoziert zu fühlen.
    »Seinen Namen kenne ich nicht. Dummerweise geriet er mir bei meiner Flucht in die Quere. Ich musste ihm die Nase brechen. Sieht übel aus.«
    Graugrüne Augen taxierten den jungen Burschen. »Und jetzt will er Vergeltung üben, so wie er dreinschaut.«
    Daran glaubte Cassian nicht. Da der Dreispitz seine Züge überschattete und seine Garderobe einwandfrei war, konnte der Bursche keine Verbindung zwischen einem blindwütigen Nackten in Ketten und einem teuer gekleideten Gentilhomme in Spitzen herstellen. Der Bursche musterte die Männerschar im Salon, ohne nach jemand Besonderem Ausschau zu halten.
    »Vermutlich

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