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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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stand im Zwielicht der Treppe, ein Silberstreif aus hellen Locken und durchscheinender Haut. Die Hosen betonten ihren hohen, biegsamen Wuchs. In ihren Augen saß ein Gewitter. Wie viel hatte sie aufgeschnappt? Im Näherkommen beantwortete sie Micas stumme Frage.
    „Das Leben mit mir ist kein Tanz mit dem Tod. Ruben ist meine Ergänzung, und ich decke seinen Rücken gegen seine Feinde. Wer immer sie sind.“
    Selten war Mica von fremden Blicken durchbohrt worden. Die meisten gaben diesen Versuch schnell auf. Aurora war ein anderes Kaliber. Unbeirrt sah sie ihm in die Augen. An ihrer Miene war nicht zu erkennen, was in ihr vorging. Eingedenk seinerMutter, die quer durch das Atrium geflogen war, verzichtete Mica auf ein Machtspiel. Aurora mochte wie ein Grashalm wirken. Sie konnte gebeugt und zerdrückt werden, und hernach würde sie sich wieder aufrichten und ihn mit ihrer Magie keulen.
    Ruben brach den stummen Blickkontakt ab, indem er sich dazwischenschob und sie auf den Mund küsste. Der Werwolf hatte Nerven.
    „Süße, Mica hat seine Zähne an mir gewetzt. Lass ihm seine üble Laune.“
    Sie lächelte zu Ruben auf und neigte vor Mica den Kopf. Binnen einer Sekunde verwandelte sie sich zurück in ein argloses Lamm. „Ich bedaure, dass du auf mich warten musstest, Ewiger. Der Besuch bei deiner Schwester hat mich aufgehalten. Sie scheint sich besser zu fühlen“, sagte sie formvollendet. „Wollen wir gehen? Ich möchte es hinter mich bringen.“
    Mica folgte den beiden in den späten Nachmittag hinaus. Eine dünne Schneeschicht knirschte unter seinen Schuhen. Es wurde bereits dunkel. Aurora enthielt sowohl ihm als auch Ruben vor, was genau sie hinter sich bringen wollte. Da sie auf seine Gegenwart bestand, würde er noch früh genug erfahren, welches Bett aus Nesseln sie sich diesmal bereitet hatte.

7
     
    F
lammen griffen nach dem Himmel. Obwohl der Rauch des Scheiterhaufens nach oben zog, vermeinte Aurora, seinen bitteren Beigeschmack auf der Zunge zu schmecken. Das Knistern und Zischen des Feuers flößte ihr Schuldgefühle ein. Sie hatte Saphira nie richtig kennengelernt und wusste lediglich, dass sie einer Kaufmannsfamilie aus Bologna angehörte. Ein Besuch bei Verwandten hatte die junge Frau nach Rom geführt. Weder ihre Anstandsdame noch ihr Bruder hatten die Begegnung mit Tizzio di Mannero verhindert. Weshalb auch? Galt er doch als Mäzen der Künste und reicher Mann. Die Verbindung war der Familie willkommen gewesen, da sie bis zum heutigen Tage ahnungslos geblieben waren, um wen es sich bei Tizzio handelte. Ob die Jahre mit Tizzio seiner Gefährtin das Glück beschert hatten, das sie sich erhoffte? Letztendlich hatte es sie das Leben gekostet. Das, was von ihr übrig blieb, wurde im Garten dem Feuer übergeben. Saphira war zuteilgeworden, was Aurora bestimmt gewesen war. Ihr schien es ein Verrat an einer Unschuldigen, zumal sie in der Gefährtin von Tizzio lange Zeit eine Rivalin gesehen hatte.
    Ein weiterer Verrat stand ihr bevor. Jedenfalls würde Ruben es dafür halten. Den Kopf gesenkt verharrte er in stummer Andacht für die Tote, ebenso reglos wie Tizzio und das versammelte Rudel. Ihr Herz wurde eng. Sie würde ihn enttäuschen. Dabei hatte sie ausreichend Zeit gehabt, sich ihm anzuvertrauen. Sie hätte ihn einweihen sollen, aber sie hatte es nicht getan. Zu sehr war sie gewohnt, Wahrheiten zu vertuschen und Tatsachen zu verhehlen, und schließlich war ihr von Anfang an bewusst, wie er reagieren würde. An ihrem Plan zweifelte sie nicht, eher an ihrer Geheimniskrämerei. Eine verteufelte Neigung, die ihr Ärger eintragen würde. Daher hatte sie auf die Anwesenheit des Vampirs gepocht. Mica könnte zur Not für sie in die Bresche springen und eingreifen.
    Der Großmeister der Vampire hielt sich diskret abseits. In ihren Augenwinkeln schimmerte die Vanillefarbe seines sommerlichen Anzugs. Ohne Mantel, Hut oder Schal, die ihn vor den Schneeflocken und der Kälte schützten, wirkte er deplatziert. Die straff zurückgebundenen Locken verstärkten die Klarheit seiner Züge. Es wäre keine Überraschung, wenn sich in seinem Rücken zwei schwarze Schwingen entfalteten, um Saphiras Seele mit in die Lüfte zu nehmen. Im Schein der Glut schien Mica ein Engel des Winters und des Todesschlafes zu sein. Sein Anblick machte es schwer, einen Anfang zu finden.
    „Vertrau mir“, bat sie Ruben und wurde mit einem Lächeln belohnt, das sein Grübchen zeigte.
    Ihr Gewissen wurde zu einem scharfen Biss in ihrem

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