Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
dazu geschaffen, ihm unvergessliche Stunden zu bereiten, aber ein Bett war kein Schlachtfeld und das, was sie darin machten, war nicht mit einem Kampf zu vergleichen. Sie missdeutete seine eindringliche Musterung. Ihre Wangen überhauchten sich rosig. Wo seine Dominanz versagte, musste er zu einer anderen Taktik greifen. Sie war leicht zu Tränen zu rühren, ein Spielball ihrer Emotionen, und er war zu allem bereit, um sie aufzuhalten. Wölfe konnten herzerweichend winseln, wenn sie davon ausgingen, irgendetwas sei dabei zu gewinnen. Und er wollte gewinnen.
„Süße, du brichst mir das Herz. Soll ich dich etwa auch auf einen Scheiterhaufen betten und ihn anzünden? Tizzio hat der Verlust seiner Gefährtin aus der Bahn geworfen. Mich würde es umbringen, dich zu verlieren. Du quälst mich.“
Sie wurde so weiß wie ihr Nachthemd. Erschütterung huschte über ihre Züge. Schon wurden ihre Augen feucht. „Das will ich nicht. Ich will mich auch nicht fürchten. Und sterben, das will ich erst recht nicht. Solange du bei mir bist, habe ich keine Angst. Dann werde ich überleben. Das weiß ich, das spüre ich tief in mir.“
Sie hatte den Spieß so flugs umgedreht, dass er schlucken musste. Er war sicher gewesen, so gottverflucht sicher, dass sie einknicken würde. Die erwarteten Tränen blieben aus, und er gab seinen seelenvollen Tonfall auf. „Ich werde nicht hier sein, wenn dir etwas zustößt, Aurora. Ich kann es nicht.“
Sie legte den Zeigefinger an seine Lippen, zeichnete seinen Mund nach. Es kitzelte und versetzte seinem Herzen Stiche. Wäre er ihr doch nie begegnet! Flehen, Drohen, alles prallte an ihr ab. Um jeden Preis wollte sie ihre Hexenkraft erforschen, das Unmögliche versuchen und den Tod herausfordern. Er konnte es in ihrer Miene ablesen.
„Ich werde nicht zu Magie greifen, um dich an meine Seite zu zwingen. Ohne dich werde ich wahrscheinlich scheitern, trotzdem werde ich mich nicht anders besinnen.“
„Was erwartest du von mir? Ich kann dir nicht helfen. Niemand kann dich beschützen auf diesem Weg.“
„Das wissen sie alle. Trotzdem werden Selene und Mica mich unterstützen. Sogar Tizzio sagte mir seine Hilfe zu. Gestern Nacht hat er es versprochen.“
Er musste an sich halten, um sich nicht abermals zu schütteln. Das Opium half überhaupt nichts mehr, konnte seinen aufgewühlten Zustand nicht dämpfen. „Ihnen allen ist es einerlei, ob du lebst oder stirbst! Denkst du etwa, es kümmert sie, was aus dir wird? Komm mit mir, Aurora. Wir verlassen Rom noch heute. Jetzt sofort!“
Er riss sie an sich, erstickte sie schier in seinen Armen. Er könnte Gewalt anwenden und sie fortschleppen. Ein gezielter Schlag würde ihr das Bewusstsein nehmen, und wenn sie wieder erwachte, läge Rom weit hinter ihnen. Die Unsinnigkeit dieser Idee schürte seine Verzweiflung. Ihre Hand lag in seinem Nacken. Sie schien in ihn hineinkriechen zu wollen und sich gleichzeitig zu distanzieren.
„Ich kann nicht gehen, Ruben. Meine Ahnin, Mafalda Braglia, beging in ihrem Zorn und ihrem Hass einen fatalen Fehler. Es ist an mir, ihn auszumerzen, denn es gibt niemanden mehr, der diese Aufgabe statt meiner übernehmen kann. Es darf keine weiteren Opfer geben. Sterbe ich bei diesem Versuch, dann in der Gewissheit, das letzte ihrer Opfer zu sein. Versteh mich doch!“
Nur zu gut konnte er ihren Antrieb nachvollziehen. An ihrer Stelle hätte er nicht anders entschieden. Sie appellierte an seine Ehre, ein weiterer Schachzug, um ihn umzustimmen. Das machte jede Lüge legitim. „Im Gegensatz zu dir stelle ich mich keinem Gegner, dem ich nicht gewachsen bin.“
Sie runzelte die Stirn. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Lügner“, sagte sie weich. „Du würdest jede noch so große Herausforderung annehmen. Es liegt in deiner Natur.“
„Meine Natur ist nicht die deine!“
„Ich bin eine Strega, halte mich nicht für hilflos. In mir ruht das Hexenfeuer. Ich kann es hervorholen, doch dazu brauche ich dich. Du wirst mich kämpfen lehren, damit ich gewappnet bin und mich wehren kann.“
„Ich kann dich mit Waffen kämpfen lehren, aber das richtet gegen die Larvae nichts aus.“
„Du wirst mir noch mehr beibringen. Die schnellen Reflexe eines Kriegers, die Geschwindigkeit, meine Gedanken in Handlung umzusetzen. Bitte, lass mich nicht allein, Ruben.“
Sie allein lassen! Ja, er hatte daran gedacht, und dabei war ihm schlecht geworden. Sie gehörte zu ihm. Fest rieb er über sein Gesicht und gab auf. Er würde
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