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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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diesen einen letzten Kampf an ihrer Seite austragen.
    „Dann tanzen wir Hand in Hand mit dem Tod.“
    Jäh schien sie über sich hinauszuwachsen, und ihre Stimme veränderte sich, wurde unbeugsam und füllte das Zimmer aus. Die Atmosphäre knisterte. Die Strega sprach aus ihr. „Solange ich bin, wird der Tod nicht zu dir kommen, Ruben de Garou.“
    Ein Schauder zog durch ihn hindurch. Sie würde ihren Eid ableisten, ihm Schwert und Schild sein, und ihm bis zu ihrem eigenen unvermeidlichen Ende alles abverlangen. Sie wurde wieder zu einer Frau mit wild verzwirbelten Locken und großen Augen. Wortlos hob er sie auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Solange sie am Leben waren, wollte er die Zeit mit ihr auskosten, in einem unbeschwerten Tanz bis zu ihrem letzten Tag. Sollte sie vor ihm sterben, würde er mit ihrem letzten Atemzug einen Silberdolch gegen sich selbst richten, um sie in die Dunkelheit des Todes zu begleiten. Er würde sie nie verlassen.

     
    Der Duft einer salzigen Brandung war von erstickender Präsenz. Je stärker er sich um sie legte, desto widerwärtiger wurde er für Berenike. Es gab keinen Ausweg. In ihrem Rücken war die Wand, vor ihren Augen der Hals ihrer Mutter. Eine schlanke Säule aus weißer Haut. Selenes Stimme erlangte eine Qualität, als würde Samt über Seide gleiten.
    „Nähre dich von mir, Nike. So oft ist es geschehen. Es wird dich laben. Du wirst zu Kräften kommen und wieder du selbst sein.“
    „Ich brauche dein Blut nicht, um am Leben zu bleiben.“
    Das Angebot war eine Erniedrigung. Berenike war noch ein Kind gewesen, als sie zum letzten Mal das Blut ihrer Mutter getrunken hatte. Ein Vorfall am Nachmittag hatte sie in diese Zwickmühle gebracht. Hätte sie nur die Blutquelle gebissen und ausgesaugt. Ihren mangelnden Appetit hätte sie leicht verbergen können. Allerdings war die Quelle beim Anblick ihrer Fänge in durchdringende Schreie ausgebrochen. Da der junge Mann sich nicht beruhigen konnte, hatte sie ihn davongejagt. Todesangst bei einer Quelle, die dazu noch am Leben blieb, um darüber zu berichten … sie saß bis zum Hals im Morast.
    „Mein Blut kann dir zurückgeben, was dir die Larvae genommen haben, Liebes.“
    Alles drehte sich um Blut und seine Beschaffung. Zuvor war es Berenike nie aufgefallen, dieser Kreislauf aus Gier und Versteckspiel in den Armenvierteln von Rom. Sie war die unsaubere Haut der Bettler und Langfinger leid, deren Verschwinden niemand bemerkte. Sie glaubte auch nicht, dass die mit Parfüm und Puder bestäubte Haut der Aristokratie ihrer Nase angenehmer war. Sogar das Blut einer Strega hatte sie geekelt, dabei hatte es sensationell auf ihrer Zunge geprickelt. Aber wen ging das etwas an? Sie war vierunddreißig Jahre alt. Sollte sie nicht langsam eigene Entscheidungen treffen dürfen? Wenn das bedeutete, dass sie fastete, war es allein ihre Angelegenheit. Punktum.
    Aber war sie noch eine Lamia? Wurde sie dadurch nicht zu einer Ausgestoßenen? Sie schob diese bohrenden Fragen beiseite.
    „Nike, ein kleiner Schluck wird deinen Appetit anregen. Alles andere kommt von allein. Du brauchst Nahrung“, säuselte Selene.
    Vor allem brauchte sie Platz, anstatt von ihrer Mutter an die Wand genagelt zu werden. Nicht erst seit gestern wurde sie von der übergroßen Liebe einer Lamia erdrückt. Selene schob ihren Hals näher, dicht vor ihre Lippen. Berenike drehte den Kopf zur Seite, nur um einen weiteren Widersacher in dem kleinen Raum erstrahlen zu sehen. Türkisfarbene Augen begegneten ihr. Mica, die Lichtgestalt, hatte ihr gerade noch gefehlt.
    „Vielleicht kommt es dir weniger kindlich vor, von meinem Blut zu nehmen, Schwester.“
    Sofort trat Selene zurück und erlaubte ihr, sich von der Wand zu lösen. Mica schlenderte durch die vielen kleinen Tische zu einem Kanapee und setzte sich. Geschmeidig wie eine gepflegte Raubkatze, die sich ausschließlich um sich selbst kümmert, gab er vor, seinen Vorschlag vergessen zu haben. Dabei war sein leises Schnurren eine Einladung, sich zu ihm zu gesellen. Ehe Berenike es sich versah, saß sie neben ihm. Ihre Mutter nahm auf ihrer anderen Seite Platz.
    „Das Blut deines Bruders ist sehr alt und rein. Es ist nicht unüblich, dass Vampire derselben Familie sich gegenseitig nähren.“
    Sicher, im Fall schwerster Verletzungen war das üblich. Aber sie war nicht verletzt. Wenn sie nicht unentwegt auf sie einreden würden, ginge es ihr ausgezeichnet. Sie wollte allein sein und nachdenken, aber niemand ließ

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