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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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hallte.
    „Du wirst weder mich noch deinen Bruder schmähen.“
    Berenike konnte ihren Schrecken schwer verbergen. „Ich sage die Wahrheit.“
    „Du kennst die Wahrheit nicht, noch weißt du, was in unserer Welt vorgeht. Ich habe dir ein Heim bereitet und ein Nest geboten, um dich davor zu bewahren. Du weißt nichts von Grausamkeiten und Verfolgung. Nichts darüber, wie es ist, von einem Rudel wutentbrannter Wölfe eingekreist zu sein, die dich in deinem Hort bedrängen, um dich zu zerfleischen. Du weißt absolut nichts über die Vergangenheit deines Bruders und die meine, um Urteile fällen zu dürfen.“
    Berenike holte Luft, doch Selene schnitt jede Erwiderung mit einer Handbewegung ab.
    „Wir sind die Ältesten des alten Volkes, ihre Führer seit Jahrtausenden. Niemand ist weitsichtig genug, um unsere Entschlüsse infrage zu stellen. Sollten wir dies zulassen, wäre es der Anfang unseres Endes. Ohne Kontrolle, ohne uns, sind sie verloren, Nike. Sie sind Kinder, so wie du eines bist. Uneinsichtig und ahnungslos.“
    Kopfschmerzen hämmerten hinter Berenikes Stirn. Sie spürte die Front, die Mutter und Bruder gegen sie errichteten. Eine Mauer, die sie ausgrenzte. Es war bitter und schmerzte. Wohin gehörte sie? Lagen nicht auch ihre Wurzeln bei Mechalath? Und doch verwehrten sie ihr die Mitsprache. Sie erhob sich.
    „Die Werwölfe können niemals meine Freunde sein. Ein Friede entehrt alle, die durch sie starben. Er besudelt uns, gerade dich, die Tochter der Mechalath.“
    „Eine Göttin kann durch nichts besudelt werden.“
    Damit hatte Selene alles gesagt. Sie und ihr Sohn waren Götter, während Berenike nie dazu werden konnte. Weil sie zu jung war, kein Blut mehr vertrug und ihr Gift verloren hatte. Schweigend glitt sie aus dem Zimmer. Selene und Mica hielten sie nicht auf, schienen gar erleichtert. Vor der Tür blieb sie stehen und lauschte. Sie musste wissen, worüber sie sprachen. Nur dann konnte sie es verhindern.
    „Sie ist von Eifersucht geleitet, mein Sohn. Es mag schwer sein, einen Bruder zu haben, der alle anderen überstrahlt.“
    „Wie hast du entschieden Mutter?“, fragte Mica, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    „Tizzio di Mannero ist eines, ich werde darüber reiflich nachdenken. Aurora und ihr Vorhaben sind etwas anderes. Ich heiße es nicht gut.“
    „Es ist der einzige Weg, den roten Wolf von deiner Ehrlichkeit zu überzeugen. Zudem hat Aurora dir beigestanden, als du sie brauchtest. Du hast ihr einiges zu verdanken und solltest dich erkenntlich zeigen.“
    „Willst du mir etwa einreden, ich sei dieser Strega etwas schuldig?“
    Diese Frage konnte sogar Berenike guten Gewissens mit einem Ja beantworten. Es war legitim, Aurora zu unterstützen. Zudem hatten die Hexengilden niemals zu ihren Feinden gehört. Weshalb sollten sie ihr nicht beistehen in dem Kampf gegen die Larvae? Berenike wollte diejenigen vernichten, die ihr Leben unwiderruflich verändert hatten, und mit Aurora könnte es gelingen. Wer wusste schon, wozu die Strega fähig war? Es versprach, ein großes Abenteuer zu werden. Eine Lamia und eine Strega, die ihre Kräfte vereinten, das konnte nur ein Sieg werden. Mehr noch, kam ihr ein Geistesblitz, sollten die Werwölfe sich daran beteiligen, standen die Chancen gut, dass sie in diesem Kampf ihr Leben ließen.
    „Dieses Hexenfeuer“, hörte sie Selene durch die Tür. „Es ist zu gefährlich, um damit zu kokettieren.“
    „Vielleicht fällt uns etwas anderes ein, doch dazu müssen wir alle an einem Strang ziehen.“
    Ja, zieht nur an einem Strang. Mit etwas Glück legte er sich den Werwölfen um den Hals und würgte ihr jämmerliches Leben ab. Der Gedanke gefiel ihr. Vor ihrem inneren Auge baumelten die roten Wölfe von Rom an einem Galgen, mitten unter ihnen Ruben de Garou. Damit wäre wohl jeder Friede endgültig hinfällig.
    „Wirst du mit Tizzio di Mannero reden?“
    Die Antwort wartete Berenike nicht mehr ab. Ohnehin würde Selene zustimmen. Alles andere würde am Glanz ihres geliebten Sohnes kratzen. Sie fühlte sich besser. Das Knäuel hinter ihrer Stirn hatte sich entwirrt, denn sie hatte ein Ziel, auf das sie sich richten konnte.

     
    Die Fechtkunst schien ähnlich der ganz großen Magie unglaublich viel an Vorbereitung zu erfordern. Aurora schwirrte der Kopf mit den neuen Begriffen. Sie hatte erfahren, was Patinando, Ballestra, Radoppio und Flèche waren, da Ruben sie ihr vorgeführt hatte. Etwas weniger geschmeidig war sie den Schrittfolgen und Bewegungen

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