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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Ruben, eingebettet in drei höllische Nächte, in denen er die Bestie in sich mehr denn je gefürchtet hatte. Im Nachhinein wollte er weder die Hölle noch das Paradies missen. Es war vollbracht! Aurora war seine Gefährtin. Eine Tatsache, auf die er es nicht abgesehen hatte und die ihm gleichwohl Frieden schenkte. Sein Körper war warm wie nach einem siegreich ausgefochtenen Kampf. Die Zeit der Markierung war weit über die Erfüllung erotischer Fantasien hinausgegangen. Seine Zerrissenheit war dahin. Die Splitter, an denen sich seine Gedanken aufgerieben hatten, waren stumpf geworden. Er konnte nicht nur das Schicksal seiner Schwester hinnehmen, sondern auch seine eigenen Schatten akzeptieren. DieBestie hatte Aurora nicht verletzt, sondern sich ihrer Magie unterworfen. Mit etwas Glück würde sie nie wieder versucht sein, auszubrechen. Er brauchte wahrlich kein Opium mehr und das erfüllte ihn mit Hoffnung. Nach all der Anstrengung ruhte er in sich und kümmerte sich nicht darum, dass seine Marke durch den Palazzo gezogen war und das Rudel aufgestört hatte. Die Männer und Frauen hatten sich ferngehalten. Einzig Pico war in regelmäßigen Abständen gekommen, um rohes Fleisch und Milch vor die Tür zu stellen. Beides unerlässlich, damit ein Alphawolf während der Markierungszeit bei Kräften blieb.
    Träge schlug Ruben die Augen auf. Aurora hatte ihn seinem tiefen Schlaf überlassen und unterdessen aufgeräumt. Die Speiseplatten, Flaschen und Krüge waren fort und mit ihnen seine Kleidung. Er setzte sich in dem Durcheinander aus Kissen und Decken auf und streckte sich. Muskeln und Sehnen jaulten auf. Seine Knie blieben weich, als er einen Morgenmantel entdeckte, den Aurora ihm bereitgelegt hatte, und hineinschlüpfte. Der schwere Samt fiel an ihm hinab und endete an seinen Waden. Ohne den Morgenmantel zu schließen, machte er sich auf die Suche nach Aurora. Seine Lebensgeister erwachten mit jedem Schritt. Munter pfiff er einen Gassenhauer und gewahrte Tizzio, der gerade eine Treppe heraufkam. Sein Liedchen über einen dreibeinigen Hund endete in einem schrägen Pfiff. Der Alpha der roten Wölfe war soeben erst zurückgekehrt. Früher als erwartet. An seinen Stiefelschäften klebte Schlamm, er war noch nicht dazu gekommen, Mantel und Hut abzulegen. Die Augen zu Schlitzen verengt, nahm Tizzio die letzten Stufen, im Rücken die Männer seines Rudels.
    „Du“, knirschte er gereizt. „Du und dein Geschwätz von Frieden. Ein Vorwand war es, um dich in meinem Revier einzunisten. Mein Hort stinkt nach dir. Du hast meine Abwesenheit genutzt, um deine Marke zu setzen. Entgegen unserer Absprache und deiner Zusicherungen. Du trägst meinen Morgenmantel!“
    Einem Alpha im Revier eines Gleichgestellten blieb nur eines, wollte er offene Konfrontation vermeiden. Ruben drehte den Kopf zur Seite und mimte den Unterlegenen. An Tizzios Stelle hätte er ähnliche Schlüsse gezogen, denn er hatte jene Grenzen überschritten, die die Gastfreundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Sippen forderte. Sein Verhalten war eine Geste der Höflichkeit und bewirkte nichts.
    „Mir ist danach, dir jeden Knochen im Leib zu brechen, Garou.“
    „Du weißt aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn unser Instinkt anschlägt, Tizzio. Ich konnte nicht anders. Auf dein Revier habe ich es nicht abgesehen.“
    Dennoch hätte Tizzio seine Drohung in die Tat umgesetzt. Einzig gedämpfte Schritte hielten ihn davon ab. Hinter dem Halbkreis von Männern bot sich Ruben ein Bild, auf das weder er noch Tizzio gefasst waren. Im Gegensatz zu ihrer Überraschung grienten die anderen vor sich hin.
    „Was zum Teufel sucht eine Lamia hier?“, rief Tizzio.
    Die eigentliche Frage sollte eher lauten, ob Berenike überhaupt noch eine Lamia war. In ihrer orangefarbenen Robe mit grellgelben Streifen hatte sie weitaus größere Ähnlichkeit mit einem Kanarienvogel. Ihr Hut konnte sich mit einem kleinen Wagenrad messen und bot einem Büschel langer Federn Platz. Die Lamia schien sich den Sterblichen anpassen zu wollen. Die Breite ihres Paniers füllte den Gang, ihre Robe raschelte bei jedem ihrer Schritte. Vor ihr schoss Aurora auf ihr Grüppchen zu wie eine aufgebrachte Libelle.
    „Was immer du dir zusammenreimst, Tizzio, es trifft nicht zu. Den Morgenmantel hat Ruben von mir, weil du ihn nie getragen hast.“
    Womit sie Ruben auf sein einziges Kleidungsstück aufmerksam machte. Hastig schlug er es über seine Blöße und schlang den Gürtel zu einem losen Knoten. Er

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