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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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und bleckte die Zähne. Sollte er sich einen Schritt näher wagen, würde er ihn zerfleischen. Seine Marke setzte sich frei, in dem Bedürfnis, sie von jedem anderen abzugrenzen. Aurora stieß einen leisen Klagelaut aus.
    „Du zerdrückst mich, Ruben.“
    Es fiel ihm nicht leicht, seine Umschlingung zu lockern. Nur weil Tizzio an Mica vorbeimusste, um zu Aurora zu gelangen und der Vampir es nicht zulassen würde, konnte er sie freigeben. Sanft bettete er sie zurück in die Kissen, rieb Wärme in ihre kalten Finger. Eine sommerliche Meeresbrise mischte sich in seine Marke. Selene beugte sich von der anderen Seite des Bettes zu Aurora und forschte in ihrem Gesicht.
    „Das Totenreich hat dich noch einmal freigegeben, Strega. Das war Glück. Ein zweites Mal wird es dir nicht beschieden sein. Denke daran, ehe du wieder mit deiner Magie spielst.“
    „Ich war es, die sie zu diesem Leichtsinn anstachelte, Mutter. Aurora kann nichts dafür. Es wird nie wieder vorkommen.“
    Selene bedachte ihre Tochter mit einem Hochziehen ihrer tiefroten Augenbraue. „Dein starker Wunsch, Schuld auf dich zu nehmen, missfällt mir, Nike. Wie dem auch sei, der Frieden zwischen dem alten Volk und den Wölfen wird ein frommer Wunsch bleiben. Heute hat sich gezeigt, dass unter den Sippen keine Einigkeit herrscht, weshalb sollten dann wir danach streben?“
    „Was redest du denn, Mutter?“, begehrte Mica auf.
    „Ich war ohnehin nie auf einen Frieden mit einer Lamia aus“, grunzte Tizzio.
    Das Türkis in Micas Augen wurde stumpf. Seine Blässe wurde gläsern und ließ bläuliche Adern an seinen Schläfen und am Kinn durchscheinen. Außerstande, etwas zu sagen, stand er einfach nur da. Aurora setzte sich auf. Aus ihrer Ohnmacht erwacht, erholte sie sich ungewöhnlich schnell. Vehement schüttelte sie den Kopf.
    „Ihr alle seid blind und wisst nicht, was ihr redet. Es muss Friede gefunden werden. Unter all den Menschen, die uns umgeben, können wir uns weitere Kämpfe nicht leisten. Sie würden auf uns aufmerksam machen. Und das wäre unser aller Untergang.“
    „Dich geht das nichts an, Aurora“, sagte Tizzio verblüffend sanft.
    „Meine Gefährtin geht alles an, was mich betrifft“, herrschte Ruben ihn an.
    Aurora legte die Hände aneinander. „Die Entscheidungen der Werwölfe gehen die Hexengilden sehr wohl etwas an. Wir haben euch zu dem gemacht, was ihr seid. Durch unsere Magie wurden aus Kriegern in Wolfsfellen die Wolfssippen und Träger der Bestie. Wo ist mein Grimoire? Ich beweise es euch.“
    Da Ruben nicht wollte, dass sie aus dem Bett stieg und sich überanstrengte, holte er ihre Schatulle und setzte sie auf seinen Knien ab. Das Holz der Eberesche war so warm wie die Haut eines Menschen. Aurora öffnete den Deckel. Unter ihren Nägeln war die Haut noch immer bläulich verfärbt. Das Buch schien zu schwer für sie. Ruben half ihr und legte es in ihren Schoß. Sie hauchte in die hohlen Hände und schlug das Buch blind auf. Drei Zeichnungen füllten die Seiten. Für alle Umstehenden standen sie auf dem Kopf. Aurora drehte das Grimoire und wies auf die erste Zeichnung.
    „Dies ist der Beginn eines Pakts und eines Niedergangs. Praxedis ein Krieger, und Briseis, eine Strega, finden zueinander. Die Geschichte dieser Begegnung ist so alt und wichtig für uns, dass sie meiner Ahnin Cornelia in Erinnerung blieb. Ich bin sicher,dass sie in den Grimoires aller Hexengilden festgehalten wurde. Das Wissen darum hat Grenzen und Länder überschritten, gelangte von Griechenland bis nach Germanien und reicht gewiss darüber hinaus bis weit in den Süden und Norden.“
    Andächtig hielt sie den Atem an. Außer Stirnrunzeln und Schweigen riefen ihre getragenen Worte nichts hervor. Aufgeregt fuhr sie fort.
    „Der Kampf des Menschen gegen das alte Volk wäre ohne Praxedis und Briseis anders ausgegangen. Denn schlichte Männer hätten auf Dauer nicht gegen die Kraft ihrer alten Götter bestehen können. So war es der Pakt dieser beiden, der die Wendung brachte. Aus seinen Lenden und ihrem Schoß wurde die erste Kriegerin geboren, die keinen Pelz brauchte, sondern sich in eine Wölfin verwandeln konnte. Luna.“
    Aurora wies auf die Zeichnung, in der die Frau einen Welpen in den Armen hielt.
    „Es war ein Frevel gegen die Gesetze der allgewaltigen Mutter Erde. Kein Wesen ist zwei in einem. Wir alle sind an die Natur gebunden und doch setzte sich die Magie einer Strega darüber hinweg.“ Aurora wies auf die dritte Zeichnung, auf der die Frau

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