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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Ungeziefer fort. Hinter ihm hob ein Prasseln an, ähnlich eines Sommerregens, der auf Laub fällt. Dicht an seiner Wange sirrte ein Pfeil vorüber. Das fliegende Silber hinterließ einen Streifen aus Hitze auf seiner Haut. Er spurtete auf Berenike zu. Sie legte den nächsten Pfeil ein. An seiner Spitze schlugen kleine Flammen auf.
    „Getroffen!“, rief Berenike und hantierte mit einer kleinen Lunte. „Sie brennen!“
    „Und sie erstehen aus der Asche auf, zu der sie verbrannt sind. Lauf!“
    Berenike entzündete den dritten Pfeil und legte an. War sie völlig verrückt geworden? Er hatte sie verspottet und jetzt wollte sie ihm unbedingt etwas beweisen, während er bereits ein ganzes Stück zurückgelegt hatte. Die Larvae rückten geschlossen vor, eine stumme Armee aus Mottenmenschen.
    „Berenike! Lauf!“
    Mit einigen lautlosen Sätzen langte sie neben ihm an und zog eine Grimasse. „Ein plärrender Werwolf ist das Letzte, worauf ich Wert lege.“
    Seite an Seite rannten sie die lange Gasse entlang, verfolgt von einem schmutzigen Schneesturm aus Larvae. Vor der nächsten Ecke kamen sie schlitternd zum Stehen. Eine weitere Wolke versperrte den Weg. Sie verharrte starr, schien in der Winternacht festgefroren. Konturen aus Gesichtern zeigten sich und verschwanden wieder. Langsam setzte sich die Wolke in Bewegung. Sie konnten weder vor noch zurück. Die Larvae hatten sie eingekesselt.
    „Verdammt!“, fasste Ruben ihre Lage zusammen.
    „Hier entlang.“
    Berenike lief ein Stück zurück und verschwand in einem Spalt zwischen zwei hohen Häusern. Soweit Ruben sich erinnerte, war es eine Sackgasse. Leider wusste er nicht mehr, was sich an ihrem Ende befand. Es blieb der einzige Ausweg, und wenn er ihnen sonst nichts verschaffte, dann zumindest Zeit. Vielleicht gab es eine Tür, ein Fenster, durch das sie in die Häuser gelangen und entkommen konnten. Seine Schultern streiften an den Mauern entlang. Weder eine Tür noch ein Fenster saß in den Wänden. Das Ende des Durchgangs war von einer hohen Mauer blockiert, vor der sich der Unrat aus den Mietshäusern stapelte.
    Berenike beschleunigte. Sie sprang nicht, sie lief die Mauer hinauf. Mit vier langen Schritten langte sie auf dem schmalen Vorsprungan. Dieses Kunststück konnte ein Werwolf nicht nachahmen. Es war dem alten Volk vorbehalten, an glatten Mauern hinaufzulaufen. Er tastete nach Vorsprüngen im Stein.
    „Komm schon. Beeil dich“, fauchte Berenike ungeduldig zu ihm herab.
    Seine Hände wanderten über das Mauerwerk. Es besaß keine Unebenheiten, an denen er Halt finden und sich hinaufziehen konnte. Er sprang und rutschte ab. Das Hindernis war zu hoch. Nun hatte Berenike ihren Willen. Ganz ohne ihr Zutun saß er in der Falle. Er wirbelte herum. Larvae füllten den schmalen Hohlweg aus, eine Lawine, die auf ihn zurollte. Instinktiv presste er sich an den Stein. Seine Gedanken schrumpften auf das Wesentliche zusammen. Aurora. Was würde sie machen, sollte es hier für ihn enden? Würde sie seinen Tod rächen oder eher, wie Berenike es angedeutet hatte, ihm ohne Gegenwehr in den Tod folgen?
    „Ruben! Sie kommen näher!“
    Das sah er selbst. Die Larvae rückten vor und ließen sich Zeit, da ihr Opfer nicht entrinnen konnte. Von drei Seiten war er von Stein umgeben. Er legte den Kopf in den Nacken. Berenike stand weit über ihm, eingerahmt vom Sternenhimmel.
    „Verschwinde, Berenike. Du musst zu Aurora. Lasse dir etwas einfallen, was meine Abwesenheit erklärt. Sag ihr, ich hätte mir den Fuß gebrochen und komme nach.“
    Hoffentlich konnte eine Lamia eine Strega mit einer Lüge täuschen.
    „Halt die Schnauze, du dämlicher Hund! Als bliebe mir viel Zeit für lange Reden, wenn ich bei ihr ankomme. Nein. Wenn sie dich erst haben, werden sie mir nicht mehr folgen. Es sind zu viele, die ihrem Schicksal entgehen würden.“
    Sie legte ihre Armbrust in einen Riemen um ihre Schultern und sprang über ihn hinweg. Ruben hatte gegen sie gekämpft und erfahren, dass seine Faustschläge ihr nicht die Knochen brechen konnten. Nun erhielt er einen weiteren Beweis, dass in Berenike noch mehr als genug Eigenschaften einer Lamia steckten. Schwerelos flog sie auf einen Dachfirst zu, sackte ab und erhaschte die Dachkante mit einer Hand. Ihr schlanker Körper pendelte nach vorne, spannte sich an und nutzte den Schwung, um sich nach oben zu ziehen. Der Fluss ihrer Bewegung erstaunte ihn ebenso wie ihre elegante Kraft. Eine Lamia übertraf alles, ob nun mit oder ohne ihr

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