Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Daran und an die vergangene Nacht, die er in der Sicherheit seines Heims verbracht hatte. Ihr Unmut über Rubens Verhalten fand ein neues Ventil.
„Wo warst du und wo dein Rudel, als wir euch brauchten?“, fuhr sie ihn an.
„Ruben war doch bei dir. Er hat seine Aufgabe gut erfüllt oder etwa nicht? Also, was habt ihr herausgefunden?“
Bei der laxen Antwort fixierte Ruben Tizzio. Frost überzog das Graugrün seiner Augen und zeigte einen Hauch dessen, woran sie nicht hatte glauben wollen. Aggression. Er bedachte Tizzio mit einem langen, frontalen Blick. Aurora setzte sich auf die Treppenstufe. Die Wärme in der Halle machte sie müde. Ihre Augen begannen zu brennen. Sie überließ Ruben das Reden. Ohnehin war es müßig, Tizzio belehren zu wollen.
„Wir haben herausgefunden, dass sogar eine Lamia gegen die Larvae machtlos ist.“
„Selene war dort?“
„Selene und Mica. Ohne diese beiden wäre es eng für uns geworden. Nachdem ich die Larvae gesehen habe, verstehe ich deine Zurückhaltung besser, Tizzio.“
„Ich bitte dich, mach daraus kein Drama. Ihr habt es schließlich überlebt. Beim nächsten Mal werde ich dabei sein.“
„Es wird kein nächstes Mal geben.“
„Garou, beschränke dich darauf, das zu machen, was wir von dir verlangen. Schließlich hat Selene dich ausreichend dafür …“
Der Wortwechsel endete abrupt. Aurora, die bisher zu erschöpft gewesen war, um sich einzumischen, sprang auf. Ruben hatte sich blitzartig bewegt, Tizzio am Kragen gepackt und knallte den roten Wolf an die Wand. Dicht unter dem Kinn drückte er Tizzio die Kehle zu.
„Ich werde nicht den Mund halten. Wir wurden von den Larvae durch Rom gehetzt. Aurora hätte sterben können. Du wirst sie zu nichts mehr zwingen.“
Außer Aurora gab es keine Zeugen für das Beschneiden seiner Autorität, deshalb vergalt Tizzio den Übergriff nicht mit blanker Gewalt und beließ es bei einem tiefen Knurren, wobei er die Lippen zurückzog und seine Zähne zeigte.
„Es ist ein schlechter Zeitpunkt, um deine Kraft mit mir zu messen, Garou.“
Ruben ließ von ihm ab und erlaubte Tizzio sich von der Wand zu lösen. Dieser baute sich vor ihr auf und mäßigte seine Stimmgewalt. „Du hast demnach nichts ausrichten können.“
„Hast du etwas anderes erwartet? Der Fluch ist gewaltig, sogar für eine geübte Strega. Drei Gilden hat er ausgelöscht. Den Titel einer Strega verdiene ich nicht, und du weißt das genau, Tizzio.“
„Ich habe deine Ausflüchte satt“, sagte er gereizt. „Unsere Abmachung gilt, bis du Saphira gefunden hast. Du wirst dich nicht in meinem Palazzo verkriechen und die Hände in den Schoß legen. Heute Nacht werde ich euch mit meinem Rudel begleiten.“
Sie wollte keine weitere Nacht in Roms Straßen verbringen oder sich in irgendeiner Kirche verkriechen. „Ich flüchte mich nicht in Ausreden. In den Gilden gab es von jeher solche, denen die Gabe fehlte. Ich gehöre dazu.“
„Du bist eine Braglia! Dir fehlt nichts. Im Übrigen habe ich von solchen Fällen noch nie gehört.“
„Ich kann es nicht, Tizzio.“
„Das ist Humbug! Du willst nur nichts wagen!“
„Was verstehst du nicht, Tizzio?“, zischte Ruben scharf. „Sie kann es nicht, kapiert? Sie. Kann. Es. Nicht.“
Aurora schnappte nach Luft. Einen Moment. Selbstzweifel waren eines, Zweifel etwas ganz anderes. Wie kam er überhaupt dazu, so über sie zu reden? Er kannte sie ja kaum, und die Geschichte ihrer Gilde kannte er noch weniger.
„Du fällst mir in den Rücken“, begehrte sie auf. „Das ist das Unanständigste, das mir je untergekommen ist. Du weißt nichts! Offenbar nutzt du jedes Mittel, um mich gegen dich aufzubringen. Zu gerne würde ich wissen, weshalb.“
Verdutzt blinzelte Ruben sie an, während Tizzio nur abfällig schnaubte. Das würde sie nicht durchgehen lassen. Sie blaffte ihn an. „Ich weiß, woher ich komme und wer ich bin. Lediglich eine Vermutung habe ich angestellt. Es bedeutet nicht, dass ich mich drücken werde. Ich hatte die Mörder meiner Eltern vor Augen. Ich werde mich keineswegs vor ihnen verstecken!“ Sie wurde immer lauter. „Doch wenn du mir keine Zeit gibst, kannst du alles verloren geben. Ich brauche Vorbereitung.“
Sie griff sich an den Kopf. Was hatte sie denn jetzt schon wieder gesagt? Eigenhändig hatte sie sich eine Schlinge um den Hals gelegt. Tizzio musste sie nur noch zuziehen.
„Wie viel Zeit?“
„Ich weiß nicht“, murmelte sie lahm. „Einige Tage? Und ich will mit Selene
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