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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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weg!“
    Hölle, wenn das so weiterging, würde noch Blut aus seinen Ohren fließen. Ihre Stimme war zu einem Folterwerkzeug geworden. Dabei war sie bisher so sanft und angenehm gewesen. Mica und Selene waren bis ans andere Ende des weiten Raums zurückgewichen. „Ich habe dich keinen Moment im Stich gelassen“, brüllte er.
    „Verschwinde!“
    Aus dem Klingeln in seinen Ohren wurde ein permanentes Pfeifen. Er schüttelte den Kopf, um das Geräusch loszuwerden. Ein wenig ebbte es ab. Sacht klopfte er an die Tür und versuchte es mit Nachsicht. „Aurora, bitte öffne die Tür. Ich kann dich nicht hierlassen.“
    „Warum lässt du sie nicht einfach zur Ruhe kommen?“
    Auf Selenes Einmischung hatte er gerade noch gewartet. Er drehte sich zu ihr um. „Deine Bosheit hat einen Keil zwischen uns getrieben. Aber wenn du glaubst, ich überlasse sie dir, irrst du dich. Aurora, wenn du nicht sofort öffnest, trete ich die Tür ein.“
    Ein Schrei vergalt ihm die Drohung und schickte ihn einige Schritte zurück. Alle drei krümmten sich zusammen und hielten sich die Ohren zu.
    Mica stöhnte auf. „Du reizt sie nur, Garou. Du hast selbst gesehen, wozu sie imstande ist. Ich verspüre gewiss nicht den Wunsch, gegen eine Wand geschleudert zu werden. Ihre Magie hat sich freigesetzt, und wir müssen behutsam damit umgehen, sonst platzt unser Trommelfell. Also, da wir ihr keinen Schaden zufügen wollen, denn wir sind auf sie angewiesen, kannst du sie ebenso gut hierlassen, bis sie sich beruhigt hat.“
    „Honig könnte helfen“, meinte Selene ohne erkennbaren Zusammenhang. „Honig und Rosinen. Zudem sollte jemand ihr etwas vorsingen. Hexen lieben Musik.“
    „Nach diesem Erlebnis ist mir nach singen nicht zumute“, konterte Mica.
    Lautlos glitt Selene auf die verriegelte Tür zu und stimmte ein Lied an. Eine süße, dunkle Melodie. Ruben presste die Hand an die Stirn. Sie fühlte sich heiß an. Ein Lied über eine verlorene Liebe machte alles nur noch schlimmer. Im Zimmer hob ein leises Schluchzen an.
    „Jetzt weint sie“, knurrte er Selene vorwurfsvoll an. „Singe ihr wenigstens etwas Lustiges vor, wenn du unbedingt singen musst.“
    Selene wurde lauter, ohne auf seinen Vorschlag etwas zu geben. Das Lied besaß endlos viele Strophen, eine trauriger als die andere und schlug sich auf Ruben nieder. Er war selten so niedergeschlagen gewesen.
    Mica gesellte sich zu ihm. „Selene kennt sich mit den Eigenheiten der Hexen am besten aus. Wir beide sollten uns heraushalten. Ich schicke einen Diener nach Honig und Rosinen, und du solltest ihr die Zeit geben, sich zu erholen. Schon morgen wird sie dir verziehen haben. Bedränge sie nicht.“
    Ruben musste Mica recht geben. Solange er hier war, würde Aurora nicht herauskommen. Trotzdem hob er die Stimme über den Gesang, machte einen letzten Versuch. „Ich gehe jetzt. Es sei denn, du möchtest, dass ich auf dich warte. Du musst es nur sagen.“
    Ihr Weinen setzte kurz aus und hob wieder an. Ruben schlurfte aus der Villa. Nicht nur Aurora brauchte Trost, auch er konnte ihn vertragen. Da Honig und Rosinen bei ihm nichts bewirkten, musste er nach einer anderen Ablenkung greifen. Im Palazzo von Tizzio würde er sie finden.

     
    Der Kokon versetzte Berenike mehr und mehr in einen Zustand der Lethargie und raubte ihr jedes Zeitgefühl. Es mochten Stunden oder Tage vergangen sein, seit von Saphira das letzte Lebenszeichen gekommen war. Die Wölfin redete nicht längervon der Gewissheit ihres eigenen Todes. Selbst ihr Winseln war verstummt. Resignation hatte sie übermannt. Ihrer Freiheit beraubt, abgesondert von ihrem Rudel und ihrem Gefährten hatte sie aufgegeben, ihr Schicksal zu beklagen. Es war Schwäche, und doch konnte Berenike sie nicht verachten. Irgendwann, das ahnte sie, würde auch sie diesen Punkt erreichen. Sie führte ihr Gesicht dicht an den Kokon. In dem Ei gegenüber bewegte sich nichts.
    „Saphira! Wir müssen durchhalten. Sie werden kommen und uns befreien. Lange kann es nicht mehr dauern. Schon bald – sehr bald – wird dieses Loch nur noch ein Albtraum für uns sein und wir werden ihn vergessen.“ Sie hielt inne und wartete auf eine Erwiderung. Irgendeine. Ein Wimmern wäre ausreichend gewesen. „Hör zu, ich weiß, wer du bist und auf wen du wartest, Wölfin. Wölfe geben so schnell nicht auf. Wenn wir hier erst raus sind, treffen wir uns am Forum Romanum. Um Mitternacht, beim Läuten der Kirchenglocken. Alle werden wissen, dass du eine Lamia

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