Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
wie Dr. Robert aussieht, zum anderen kann mein Geist nur jemanden von uns und dessen Umfeld erreichen. Ich kann nicht wahllos durch die Gegend reisen.“
„Aber wenn du dich ganz doll konzentrierst?“
„Ich glaube nicht, dass das reicht.“
„Nein!“, sagte Alain lauter als notwendig und so plötzlich, dass Daxx und ich zusammenzuckten. Er bemerkte seine Überreaktion und fuhr in normaler Lautstärke fort. „Es reicht nicht, also versuch es bitte erst gar nicht. Wir brauchen dich hier dringender als irgendwo sonst.“
Alain stand wirklich unter hohem Druck. Ich wusste nicht, ob er sich die schwere Last der Verantwortung für alles, was geschah, selbst auferlegt hatte, oder ob sie ihm übertragen worden war. Fakt war, sie erdrückte ihn nahezu, und die Erkenntnis darüber ebenso. Vielleicht war das für einen physisch und psychisch starken Menschen wie Alain viel schlimmer als die Bürde der eigentlichen Pflicht. Er hatte bislang sein Bestes gegeben, war bereit gewesen, sich für uns zu opfern, und trotzdem drohte er zu scheitern. Trotz allem Ärger und seiner gereizten Stimmung, wollte ich für ihn da sein. Oder vielleicht gerade deswegen. Den Schutz gewähren, den ich seit unserer ersten Begegnung von ihm erhalten hatte. Gefühle wahrer Liebe.
„Soll ich die Zeit verlangsamen, Alain? So, wie ich es gemacht habe, als wir Daxx‘ Entführer verfolgt haben?“
Alain schenkte mir ein verzweifeltes Lächeln, als er langsam den Kopf schüttelte.
„Nein, mon ami. Ich fürchte, dafür ist es zu spät. Ich habe zu viele falsche Entscheidungen getroffen. Es tut mir leid.“
Der gequälte Ausdruck in seinen Augen brach mir das Herz. Gerade eben hatten wir uns noch gestritten, aber das schien in diesem Moment so weit zurück zu liegen, wie die Existenz der Dinosaurier. Hier war plötzlich ein Junge – kein Mann, ein Junge – der die letzten Fundamente seiner Hoffnung wegbröckeln sah. Seine Verletzbarkeit ließ meine Schmerzen und Wunden in den Hintergrund treten. Ich wollte ihm helfen.
Du trägst die Stärke deiner Mutter in dir, also nutze sie nun, da du sie kennst, um denen zu helfen, die dir lieb sind.
Das waren die Worte von Madame Rosalyn gewesen. Der Mensch entstammt den Jägern und Sammlern, und tief in uns stecken diese Eigenschaften noch immer, verkleidet durch dicke Schichten des Wissens und der Zivilisation. Aber sie sind da. Jeder von uns ist ein Jäger, aber viel wichtiger, jeder von uns ist ein Sammler. Wir horten Energie, Lebenswillen, Kraft – all das für Notfälle. Ja, in jedem von uns steckt mehr, als wir zu wissen glauben, doch wenn der Augenblick der Wahrheit kommt, können wir aus den richtigen Gründen über uns hinaus wachsen. Ich hatte keine Ahnung, warum es Zeit, Raum und Leben überhaupt gab. Ich wusste nicht, ob ein Leben mehr Wert war, als das vieler.
Aber ich wusste jetzt, dass ich mein Leben für jedes der drei anderen – Alain – Sinh – Daxx – ohne weiteres aufgeben würde.
Zugegeben, das klingt sehr theatralisch, aber in dem Moment ließ mich jener Gedanke über mich hinaus wachsen, entfesselte meine letzten Reserven, belohnte den Sammler in mir für seine Leidenschaft.
„Dann machen wir es anders“, sagte ich frei heraus. „Weißt du, wo das Forschungsinstitut liegt, zu dem Dr. Robert fährt?“
„Sicher. Aber das nutzt uns nicht viel. Wenn Robert erst dort eingetroffen ist, ist für uns der Ofen aus. Das Ding ist wie eine Festung, und ich kenne lediglich die Pläne des Areals, auf dem es liegt. Ich konnte an keine Informationen über das Institut selber kommen.“
„Das spielt keine Rolle. Lass uns direkt dort hin fahren. Wenn wir vor Dr. Robert ankommen, umso besser. Dann fangen wir ihn ab. Falls er schon eingetroffen ist, finden wir einen Weg, dort einzudringen und ihn aufzuhalten, bevor er das Experiment beginnen kann.“
„Das ist Wahnsinn“, entgegnete Alain erschöpft. „Selbst mit Raumzeitmanipulation, selbst wenn du hundertprozentig fit wärest – was nicht der Fall ist – ist es nahezu unmöglich.“ Dennoch sah ich ein winziges Funkeln in seinen Augen. Ein Körnchen Hoffnung.
„Wahnsinn wäre es, jetzt aufzugeben. Daxx hat einen Teil seiner Kindheit in einer ähnlichen Forschungsstation verbracht. Er kann uns helfen.“
„Das stimmt!“, sagte Daxx und nickte heftig, obgleich es Sinh, und nicht er gewesen war, der so viele Ausflüge in das CERN unternommen hatte. Vorausgesetzt, Daxx hatte sein Leben nicht erst bei dem Unfall
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