Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
etwas in eine Gegensprechanlage, aber wir waren zu weit entfernt, um das zu hören. Jedenfalls glitt die Stahltür zur Seite und ermöglichte uns einen Einblick in das Innere des Gebäudes. Hinter dem Schott befand sich ein garagengroßer Raum mit einer weiteren Stahltür an der gegenüberliegenden Seite und eine Art Wachraum an der rechten, getrennt durch eine große, in die Wand eingelassene Glasscheibe. Der Kurier legte das Päckchen in ein Schubfach, wie man es von Tankstellen mit Nachtdienst oder aus dem Film Das Schweigen der Lämmer kennt. Der junge Wachposten hinter der Glasscheibe zog die geräumige Schublade in seine Kabine, entnahm das Päckchen und nickte, woraufhin sich der Kurier mit zwei Fingern an der Stirn verabschiedete und zu dem Lieferwagen zurücktrottete. Hinter ihm schloss sich die Stahltür.
Alain entwarf eine Taktik, wie wir zumindest bis zum Hauptgebäude vordringen konnten. Seine Idee gefiel mir gar nicht, aber da ich keine bessere hatte, mussten wir es wohl oder übel versuchen. Ich prägte mir die Bewegungen der Kameras ein, die uns gefährlich werden konnten. Drei an der Zahl. Wieder einmal lief uns die Zeit davon.
Es waren die selben Wachleute wie zuvor, die sich uns erst näherten, und die ohne uns zu bemerken ihre Runde fortsetzten, bis sie erneut hinter dem Institut verschwanden. Dann legte ich los. Ich konzentrierte mich auf bestimmte übereinander liegende Drahtstücke in den beiden Zäunen. Als ich das genaue Muster im Kopf hatte, ließ ich den Metallkern in der Plastikummantelung rasend schnell altern. Dabei spürte ich förmlich, wie die kleinen Stücke rosteten, brüchig wurden und zerkrümelten. Als ich fertig war, besaßen beide Zäune einen unsichtbaren Einschnitt von je drei Fuß Höhe, der lediglich vom Plastik zusammen gehalten wurde. Ich merkte mir die Stellen sehr genau.
„Ich glaube, ich habe es geschafft“, flüsterte ich. Meine Kopfschmerzen hatten drastisch zugenommen, waren aber noch erträglich.
„Sehr gut“, sagte Alain. Dieser erste, winzige Teilerfolg schien neue Hoffnung in ihm aufkommen zu lassen, was mich wirklich freute. Ich konnte es an seinen Augen sehen. „Jetzt der nächste Schritt.“
Ich wartete eine günstige Stellung der Kameras ab, für den Fall, dass ich zwischendurch die Kontrolle verlieren sollte, dann verlangsamte ich alle Zeit, bis auf uns und ein Feld um uns herum, damit wir atmen und uns bewegen konnten. Nur die Kameras anzuhalten hätte nicht gereicht. Die Idee dazu stammte von Daxx, der während unserer Wartezeit darauf hingewiesen hatte, dass ein kompletter Stillstand der Kameras eine Unterbrechung der Bilddaten bedeutet hätte. Würde ich sie in der Zeit gänzlich einfrieren, könnten sie keine Bilder an die Wachleute in der Zentrale übermitteln. Das hätte bestimmt sofortigen Alarm ausgelöst.
„Okay, los jetzt“, sagte ich und stand auf. Ich taumelte leicht unter der Anstrengung der Zeitmanipulation, aber es ging. „Folgt mir.“
Ich führte sie zu der von mir bearbeiteten Stelle am äußeren Zaun und deutete darauf. „Hier.“ Der Druck in meinem Kopf wurde größer. Alain griff durch die Maschen und zerriss das Plastik. Wir schlüpften durch das Loch in den Gürtel. Während Alain den Durchgang notdürftig wieder verschloss, machte sich Daxx an den zweiten. Wir wollten so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Nachdem wir uns auf dem eigentlichen Gelände befanden, verhakte Alain die Drahtstücke des inneren Zauns, dann liefen wir auf das Hauptgebäude zu. Die regungslosen Kameras glotzten aus leblosen Augen in andere Richtungen, trotzdem wirkten sie bedrohlich. Wir versteckten uns hinter einer der massiven Säulen nahe dem Nebeneingang. Was die Kameras betraf, befanden wir uns dort in einem toten Winkel. Sie waren auf das Grundstück und die Nische beschränkt. Selbst die patrouillierenden Wachleute konnten uns dort nicht sehen, wenn wir uns dicht an die Rückseite der Säule stellten.
„Und was jetzt?“, keuchte ich. Durch die Zeitmanipulation fühlte ich mich, als sei ich einen Marathon gelaufen, statt der wenigen Yards.
„Jetzt musst du bei angehaltener Zeit die Außentür altern lassen und wenn wir drinnen sind, auch die innere“, sagte Alain.
Mein Atem beschleunigte sich. Panik stieg in mir auf. Ihm blieb das nicht verborgen.
„Was ist?“, fragte Alain.
„Das schaffe ich nicht. Das ist zuviel. Stahl rostet nicht so einfach. Außerdem wissen wir nicht mal, was uns drinnen erwartet. Ich kann
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