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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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heute Nacht für mich aufgehen lassen. Halt die Ohren steif, okay?
    Okay.
    „Es geht ihm soweit ganz gut“, sagte ich an Alain gewandt. „Er hat keine ernsten Verletzungen und macht schon wieder dumme Witze.“
    „Dem Himmel sei Dank. Wie geht es dir, Großer?“ Er warf mir einen kurzen, prüfenden Blick zu.
    „Auch gut. Also, ich werde jetzt die Zeit abbremsen, so um die Hälfte des regulären Ablaufs, ist das in Ordnung?“
    „Ja, die Hälfte ist perfekt. Der Verkehr wird uns gleich wie der in einer Fußgängerzone vorkommen. Aber versprich mir, dass du dich nicht übernimmst, hörst du? Wenn du ohnmächtig wirst und die Zeit dann verrückt spielt, könnte das unser Ende sein, verstanden?“
    „Ja, Mama“, sagte ich frech, lehnte mich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er nahm für einen Moment den Blick von der Straße und küsste mich ebenfalls, diesmal mit Zunge.
    Ich glaube, wir waren beide ein wenig überrascht, aber wir wussten ebenfalls beide, dass es okay war.
    „Wir schaffen es“, flüsterte ich. „Pass auf.“
    Alain scherte auf die Überholspur aus. Im nächsten Augenblick schienen alle Fahrzeuge um uns herum langsamer zu werden. Begleitet von feinen Nadelstichen an meinen Schläfen zogen wir an ihnen vorbei, so mühelos wie Eidechsen an Schnecken.
    In den folgenden Minuten verfiel ich in eine Art Trancezustand, von dem ich zuerst annahm, dass er von den im Morgenlicht aufblitzenden Autos stammte, an denen wir vorbeischossen. Natürlich war diese Mischung aus Licht und Schatten nicht wirklich dafür verantwortlich. Letztendlich war es auf die Dauerbelastung durch meine Anstrengung zurückzuführen, aber ich fühlte mich trotz der Schmerzen ausgeglichen. Wir verfolgten ein Ziel, und im Moment ging es nicht darum, jemanden zu beseitigen, sondern jemanden zu retten. Jemanden, den ich über alles liebte. Bei Gott, ich hätte die Zeit für alle Ewigkeiten zum Stillstand bringen können, wenn es nötig gewesen wäre.  
     
    Irgendwann spürte ich Alains Hand an meiner Schulter.
    „– es dir? Bist du in Ordnung?“
    Statt zu antworten, hob ich meine Hand und schlug seinen Arm weg. Alain hatte mich aus meinem selbsthypnotischen Zustand, den ich gern mit der gemessenen Wassertiefe in einem Schwimmbecken vergleiche, vom Grund bis nahe an die Wasseroberfläche geholt. Ich spürte, wie ich zitterte, und ich spürte Feuchtigkeit auf meinem Gesicht. Schweiß? Blut? Speichel? Alles drei, schätzte ich.
    Ich schüttelte kurz den Kopf, um ihm anzudeuten, dass ich in Ruhe gelassen werden wollte, und ließ mich wieder tiefer hinabgleiten. Hier unten war der Schmerz erträglicher, auch wenn er mich trotzdem langsam auffraß.
     
    Mit der Zeit schien das imaginäre azurblaue Wasser trüber zu werden, dunkler und gefährlicher. Ironischerweise hatte ich, der ich Zeit manipulierte, jegliches Zeitgefühl vollends verloren. Langsam aber stetig schien das Wasser unruhiger zu werden. Ich ließ mich von den Wellen treiben, hin und her, hin und her, bis die sanften Stöße härter und somit unangenehmer wurden. Ich spürte das Entsetzen eines Kleinkindes, das gestürzt war und nur deshalb zu weinen begann, weil es sich erschrocken und nicht wirklich wehgetan hatte. Das dumpfe Rauschen der Wellen unter Wasser nahm plötzlich einen Rhythmus an, zu den Konsonanten des Klangs mischten sich Vokale und bald darauf kristalisierte sich ein immer wiederkehrendes Wort heraus.
    „Julian. Julian. Julian!“
    Das dunkle Wasser verdichtete sich zu absoluter Schwärze. Gleich darauf drang es in meine Kehle ein, fand seinen Weg die Luftröhre hinab und in meine Lungenflügel.
    Ich riss meine Augen auf, sah nichts außer gleißender Helligkeit, die genau so brannte, wie meine Lungen, rang vergebens nach Luft und dann ...
    Mit einem erstickenden Laut hustete ich. Flüssigkeit spritzte aus meinem Mund. Meine Organe brannten und nach dem angenehm kühlen Wasser fühlte ich mich plötzlich, als hätte man mich in das Fegefeuer getaucht. Ich krümmte mich, soweit es der Anschnallgurt zuließ und hustete mir die Seele aus dem Leib. Das Feuer verlagerte sich langsam in meinen Kopf und brannte dort umso intensiver weiter. Ich versuchte, ruhig und flach zu atmen, bis der Hustenanfall nachließ und die Welt ihre Farben und Formen zurückerhielt. Ein Gemisch aus Blut und Rotz tropfte aus meinem Mund auf die Gummimatte im Fußraum und bildete dort eine surrealistische Lache. Meine Lungen forderten mehr Sauerstoff, als meine

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