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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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und grüne Farbe. Ich wollte, dass die Signatur grün ist, wie Alains Augen. Dann schrieb ich Julian, 1997 und reichte Alain den Pinsel. Auch er schrieb seinen Namen, allerdings nicht daneben oder drüber oder drunter, sondern genau auf meinen Namen. Vereint.  
     

28
     
    Danach duschten wir gemeinsam. Wie seiften uns gegenseitig ein und wuschen die Farbe von unseren Körpern und schmusten zwischendurch ein wenig. Aber es kam zu keinem weiteren Samenerguss. Ich denke, wir wollten es beide nicht. Es hätte das erste Mal entwertet.
    Als wir fertig und angezogen waren und ich gehen musste, wählte Alain die Treppe, die nach oben führte.
    „Ich hatte dir etwas versprochen. Schon vergessen?“
    Ich wusste nicht, was er meinte; ein Umstand, den ich auf die Ereignisse der letzten Stunden schob.
    „Komm mit.“
    Ich folgte ihm in den dritten Stock. Erst, als er eine Tür öffnete, hinter der sich eine steile, schmale Treppe verbarg, fiel es mir wieder ein.
    „Der Leuchtturm!“
    „Ich dachte schon, du hättest ihn vergessen.“
    „Nein, nicht wirklich“, antwortete ich ein wenig beschämt. „Ich war nur mit meinen Gedanken woanders.“
    „Das kann ich mir denken.“
    Alain stieg die Treppe mit einem stark übertriebenen Hinternwackeln herauf. Ich gab ihm einen Klaps.
    „Daran bist nur du schuld. Wenn ich wegen dir verblöde, verklage ich dich. Mehrfach.“
    Die Luft auf dem Dachboden war kühl, staubig und abgestanden, aber ich liebte diesen Geruch. Manche mögen das Aroma von Reifen, manche von neuen Autos, ich liebte den Geruch von Kellern oder Dachböden. Ich kam mir vor wie in einem Museum zur Winterpause. Der Speicher war voll mit antik und teuer wirkenden Möbelstücken, die teilweise mit Decken verhangen waren. Ölgemälde in aufwendig gestalteten Rahmen hingen an Stützbalken, andere wiederum waren teilnahmslos an Wände gelehnt worden. Der Boden knarrte bedenklich unter unseren Schritten.  
    Alain führte mich zu einem kleinen Erker und öffnete das staubige Fenster. Eine rechteckige Säule aus Sonnenlicht schnitt sich durch die staubige Luft und wirkte fast fehl am Platz. Ich kniff die Augen zusammen und trat neben Alain ans Fenster. Dort thronte er, alt und majestätisch: der Leuchtturm. Der Grund für so viel Aufhebens. Ich legte meine Hand um Alains Hüfte.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass er so schön ist. Jetzt verstehe ich meine Mum.“
    „Wie so viele hilflose Dinge in dieser Welt, ist auch er schützenswert. Ich bin froh, dass sie sich so dafür einsetzt.“
    Und ich war froh, diesen besonderen Moment an diesem besonderen Tag mit Alain zu erleben. Schweigend standen wir den Bruchteil einer Ewigkeit zusammen an dem Fenster.
     
    Der Abschied von Alain fiel mir an jenem Tag natürlich besonders schwer. Die Zeit war wieder einmal zu schnell vergangen. Wir standen auf der Terrasse, die Abendluft war angenehm warm und frisch, geschwängert vom immerwährenden, süßen Duft der Rosen.
    „Ich weiß jetzt gar nichts zu sagen.“
    „Das musst du auch nicht“, antwortete er und küsste mich. „Manchmal ist alles gesagt, was gesagt werden konnte. Den Rest flüstern die Gefühle.“
    „Ich liebe dich, Alain.“
    Ohne weitere Worte drehte ich mich um und ging, aber im Augenwinkel nahm ich sein glückliches Lächeln wahr.
     
    Die Rückkehr in unseren Garten war wie die Rückkehr in eine andere Dimension. Ich vermisste Alain schon jetzt, aber ich fühlte mich wie ein frisch geladener Akku. Alle Farben um mich herum schienen kräftiger, alle Konturen schärfer und alle Gerüche intensiver zu sein. Unterbewusst wünschte ich mir einen zweiten Kampf mit dem General herbei, mit dem sicheren Wissen, ihn dieses Mal zu besiegen.
    Von einem Augenblick auf den nächsten schwand meine Euphorie. Etwas stimmte nicht; irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, nicht allein zu sein, aber anders, als ich es bislang kannte. Bedrohlich.
    Ich blieb stehen, sah mich langsam um und lauschte. Vögel zwitscherten, Bienen summten, ein leichter Wind wehte und animierte die Blätter zum Rascheln. Mehr nicht. Zu sehen war auch nichts, also ging ich langsam weiter zu unserem Haus, obwohl ich mir noch immer beobachtet vorkam. Vielleicht war es dieses Mal ein Resultat meiner gesteigerten Sinneswahrnehmung, was wiederum ein Ergebnis meiner ersten sexuellen Erfahrung war. Alles war so aufregend.  
    Meine Mum war noch nicht zurück, doch jetzt wirkte die Stille im Haus nicht bedrückend. Im Grunde schien es gar nicht still zu

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