Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
so ging, wenn auch aus anderen Gründen – und schob die Hand seines Bruders weg. Daxx öffnete die Augen und bekam einen halbwegs entrüsteten Blick zustande.
„Es ist wegen ihm, oder? Gib’s ruhig zu.“
„Ich bin einfach nur müde, okay?“
Als trotzige Antwort bewegte Daxx seine Hand zurück an die alte Position, höher noch, an Sinhs Hals, und streichelte mit seinem Zeigefinger die Wange. Mein Gewissen brüllte in meinem Schädel etwas über Unrecht, Voyeurismus und dass ich nun wirklich hier verschwinden sollte , aber ich hörte es kaum. Aufregung kann wie Lärm sein. Sinh griff wieder nach Daxx’ Hand, aber dieses Mal hatte er kein so leichtes Spiel, also drehte er sich demonstrativ um. Das war sein Fehler. Blitzschnell stieß Daxx seinen linken Arm unter der Hüfte seines Bruders vor, packte ihn, schlang sein rechtes Bein um das von Sinh, drehte sich auf den Rücken und zog Sinh dabei rücklings auf seinen Körper. Dabei rutschte die seidig schimmernde Bettdecke geräuschlos zu Boden. Ebenso elegant nahm er Sinh in eine Art Polizeigriff, indem er seine Hände so hinter Sinhs Kopf verschränkte, dass dessen Arme nach hinten gebogen wurden, und schlang letztendlich auch sein linkes Bein um das seines Zwillings, um beide zu spreizen. Es war, als würde mir Daxx sich und seinen Bruder regelrecht präsentieren. Aber seine Intention war eine ganz andere.
„Ich bin ein Fickfrosch“, verkündete Daxx lachend. „Und du wirst jetzt gefickt, ob du willst oder nicht.“
Sie sahen tatsächlich wie übereinander und auf dem Rücken liegende Frösche aus. Sinh zappelte unbeholfen, wirkte aber nicht mehr müde – im Gegenteil. Seine Erektion stand der seines Bruders in nichts nach. Für einen Moment überlegte ich egoistisch, die Situation zu meinen Gunsten auszunutzen. Mein Gewissen hatte seine Einwände aufgegeben, oder ich hörte sie einfach gar nicht mehr. Ich könnte jetzt die Zeit anhalten und in aller Ruhe die nackten Körper der beiden berühren, streicheln, ihre Haut spüren –
Nein! Das ging natürlich nicht. Einerseits, weil ich körperlich überhaupt nicht anwesend war, andererseits, weil das moralisch absolut nicht vertretbar war. Das käme schon fast einer Vergewaltigung gleich. Zumindest das begriff mein rudimentärer Gehirnstamm. Außerdem änderte sich die Situation blitzschnell. Sinh schlängelte sich irgendwie aus der Umklammerung seines Bruders, drehte sich auf den Bauch und hebelte Daxx’ Beine mit seinen auseinander wie eine Schere. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, als Sinh verkündete: „Irrtum, kleiner Bruder. Du bist derjenige, der jetzt gefickt wird.“
Daxx schmunzelte, dann küssten sie sich, nicht wie Brüder, sondern wie heißblütige Liebhaber.
Brüder , dachte ich, als ich in meinem eigenen Bett lag, von demselben silbernen Mondlicht beschienen, wie die beiden Zwillinge ein Haus weiter. Eine Verbindung über eine Distanz, so nah und doch so fern. Was ging nur in mir vor? Ich war aufgeregt, soviel war sicher, aber warum? Wegen meines Plans? Wohl kaum. Wegen der Zwillinge? Klar. Weil sie das machten, oder weil sie das machten, obwohl sie Brüder waren? Laut meiner katholischen Erziehung war Inzest eine Sünde, aber meine Homosexualität war nach dieser Definition auch eine. Allerdings hatte ich sie mir nicht ausgesucht, jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern, dass Gott bei der Vergabe der persönlichen Merkmale nach den Wünschen bezüglich Haar-, Augen- und Hautfarbe gefragt hatte. „Welche sexuelle Ausrichtung?“ und ich „schwul“ geschrieben hatte. Man wird damit geboren und muss damit leben, und ich bin mir sicher, dass alle Menschen, die aus eigener Erfahrung etwas anderes behaupten, nicht schwul – oder lesbisch – sondern schlicht bisexuell sind. Warum sollte ein übermächtiges Wesen, nennen wir es hier der Einfachheit halber Gott, absichtlich Homosexuelle erschaffen, nur um sie nach dem Tod für eben diese Eigenschaft zu bestrafen? Sind wir mit unserem Leben nicht schon genug gestraft, durch Hohn und Spott, durch Prügel, Verachtung, Folter und in einigen Ländern – zum Glück nicht mehr hier in den USA – noch immer durch Todesstrafe? Es waren Priester, Mönche, Kardinäle und der Papst, allesamt Menschen, welche die Regeln so ausgelegt haben, wie sie es für richtig hielten. Nicht Gott. Warum sollten sie es besser wissen als ich?
Wenn es in diesem Punkt Unklarheiten gab, warum nicht in anderen Punkten? Das
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