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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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sagte Sinh trotzig.
    „Es musste sein. Aber ich möchte die ganze Geschichte lieber von euch hören. Und eines kann ich versichern: Ich werde niemandem davon erzählen. Wenn es stimmt, was ich vermute, würde mir sowieso keiner glauben.“  
    Schweigen.
    „Kommt schon, Leute. Ich habe euch auch vertraut.”
    Sinh leerte sein Glas mit drei großen Zügen, dann stellte er es auf den Küchentisch zurück und starrte es an.
    „Du hast recht“, begann er langsam. „Daxx ist nicht mein Zwillingsbruder. Er ist einfach ... aufgetaucht.“  
    Ich sah kurz zu Daxx herüber. Seine Miene war ausdruckslos.
    „Trotzdem ist er mehr mein Bruder als es ein Zwilling jemals sein könnte.“
    Wieder schwieg er eine Weile. Er benötigte Zeit, das wollte ich respektieren.
    „Ich stamme aus New York, wie du bestimmt schon weißt. Unsere Eltern – meine Eltern – waren Forscher und Dozenten im Bereich der Teilchenphysik, dadurch haben sie sich kennengelernt. Sie waren ein richtiges Bilderbuchpaar, so wie man es sonst nur aus dem Kino oder Internet kennt. Als ich neun Jahre alt war, wanderten wir nach Europa aus. Mom und Dad hatten die gemeinsame Leitung über einen Stab von hervorragenden Wissenschaftlern im Schweizer Teilchenforschungsinstitut bekommen. CERN, nannte es sich: Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire.“  
    Bis zu diesem Punkt war mir alles bekannt, aber ich ließ ihn gewähren. Es war seine Geschichte.
    „Kann ich noch etwas zu trinken haben?“, fragte Sinh plötzlich. Ich reichte ihm die Flasche. Während er nachgoss, leerte Daxx schnell sein Glas und hielt es ihm hin. Sinh schenkte ihm ein kraftloses Lächeln, dann füllte er Daxx’ Glas ebenfalls bis knapp unter den Rand.  
    „Die Schweiz war okay“, setzte Sinh wieder an. „Die Leute dort sind höflich und korrekt. Und egal, wo man gerade war, man hatte immer das Gefühl, sich in einer kitschigen Postkarte zu befinden. War schon seltsam. Aber die Leute dort hatten weniger Vorurteile gegenüber Farbigen, das war schon fab. Ich ging auf eine Privatschule, das konnten sich meine Eltern locker leisten als typische Großverdiener. Versteh das nicht falsch, G-Man, sie waren trotzdem immer für mich da, haben mich nie vernachlässigt und das mit Geld ausgeglichen. Sorry, sollte keine Beleidigung sein.“  
    Ich nickte stumm. Das war gerade der Preis für meine Notlüge.
    „Sie gingen zusammen mit mir ins Kino – das muss man sich mal vorstellen; meine alten Leute im Kino. Wir verreisten viel und wenn es ihre Zeit erlaubte, spielten wir gemeinsam Tennis und Golf und solche Sachen. Wir kamen gut miteinander klar. Besser als die meisten Eltern und Kids.“
    Er hatte eine Maske getragen, dachte ich plötzlich. Bei unserem ersten Zusammentreffen hatte er sich als harter Kerl gegeben, so, wie man es hier im Allgemeinen von einem farbigen Jungen aus dem Green Apple erwartete. Aber die Maske war schnell rissig geworden – vielleicht aus Sympathie zu mir, vielleicht, weil er bei mir so sein konnte, wie er wirklich war, und trotzdem akzeptiert wurde. Kein kiffender, dealender Dieb, sondern ein Kunst- und Weinkenner mit hervorragender Erziehung. Der Gedanke machte mich traurig. Wie viele von uns wurden zu dem, was die Gesellschaft von ihnen erwartet, obwohl ganz andere Fähigkeiten in ihnen schlummerten? Und wie viele wurden dann später von eben dieser Gesellschaft für das verurteilt, zu was die Betroffenen sie gemacht hatten? Wie oft wurde das Monster von seinem Schöpfer verdammt und vernichtet?  
    „In den Schulferien durfte ich meine Eltern hin und wieder begleiten, wenn sie zur Arbeit gingen. Manche würden das wohl langweilig finden, aber ich fand es cool. Ich kam mir vor, wie in einem Sci-Fi- oder Agentenfilm. Es gab kleine Besucherkarten aus Plastik. Weißt du, solche, die man sich an den Hemdkragen oder die Brusttasche klippst. Ich bekam sogar einen weißen Kittel, wie ein echter Wissenschaftler. Meine Eltern hatten irgendwann einen in meiner Größe organisiert und mit in ihren Spind gehängt. Wenn wir uns umgezogen hatten, ging es mit einem der riesigen Lastenaufzüge von dem großen, überirdischen Gebäudekomplex tief unter die Erde, so wie bei Bruce Wayne, der sein Kostüm anlegt, wenn er durch den geheimen Zugang in Wayne Mannor die Bathöhle betritt. Oftmals herrschte nur wenig Betrieb in den unterirdischen Labors und dem gigantischen Tunnel, in dem bequem eine U-Bahn Platz gehabt hätte. Aber manchmal erinnerte es an New York zur

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