Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
drehten sich die beiden zu mir um.
„Wie hast du das gemacht?“
„Wenn wir uns wieder hinsetzen, erzähle ich es euch.“
Wir nahmen Platz, wobei sie mich ungläubig ansahen, fast so, als sei ich ein Geist. Konnte ich ihnen nicht verübeln, da die Wahrheit mindestens genau so absurd war. Ich räusperte mich, nahm einen Schluck Kaffee und suchte verzweifelt nach einem Anfang.
„Ich bin nicht das, was ich zu sein scheine.“
Oh mein Gott, wie theatralisch. Konzentration. Ich griff nach dem silbernen Kaffeelöffel und drehte ihn zwischen meinen Fingern.
„Vor langer Zeit ist etwas ... Seltsames mit mir geschehen. Seitdem kann ich Dinge tun, die nicht normal sind.“
„Bist du so ‘ne Art Superheld?“, fragte Daxx mit beinahe kindlichem Staunen. Ich musste lachen und dankte ihm innerlich dafür.
„Das wohl nicht.“
„Oder ein Vampir? Ich habe das mal in einem alten Film mit Tom Cruise gesehen“, schlug er alternativ vor.
„Klappe zu, Two. Es ist doch jetzt Tag. Ein Vampir würde zu Staub zerfallen.“
„Nenn mich nicht so, du Stinktier!“
„Du hast nur Stroh im Kopf, Two.“
Ich war erstaunt, wie locker die beiden mit dieser Situation umgingen. Ein Erwachsener wäre dazu nicht in der Lage gewesen, aber sie waren eben noch halbe Kids, mit genügend Raum für Fantasie und Unerforschtes. Traurig, wenn man bedenkt, dass der nimmermüde Zahn der Zeit sich nicht nur mit unserem Äußeren begnügt, sondern uns auch von Innen heraus zerfrisst; Wunder in Logik verwandelt wie Nahrung in Fette und Kohlenhydrate.
„Ich bin weder ein Superheld, noch ein Vampir. Ich bin lediglich im Stande, Zeit anders zu behandeln als normale Menschen es können.“
Das war nicht die volle Wahrheit, aber ich hatte Angst davor, mehr zu erzählen, als ich es vielleicht durfte. Der Augenblick der Übernahme, der Ablösung, wenn man so will, war noch nicht gekommen, dessen war ich mir sicher.
„Zeit besitzt mehr Dimensionen, als die eine lineare, die allgemein bekannt ist. Ich kann sie manipulieren, wie ihr eben gesehen habt.“
„Fab“, rief Sinh. „Kann ich das auch lernen?“
„Ja, kannst du uns das beibringen?“
Sie hatten in ihrer zurückgekehrten Euphorie meine ursprüngliche Aussage über Daxx’ Existenz komplett vergessen.
„Vielleicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Fab-u-lous! Jetzt gleich?“
„Oh ja, bitte!“
„Das geht nicht so einfach.“
„Oh, Mann“, quengelte Daxx, lachte aber sofort wieder. „Was genau kannst du, Wonderboy?“
„Also, ich kann die Zeit schneller oder langsamer werden lassen.“ Dabei fiel mir die Episode vom frühen Morgen wieder ein und ich schauderte. „Und ich kann Zeitsprünge in die Vergangenheit machen. Aber nur begrenzt und nach gewissen Regeln.“
„Das ist so megafab“, sagte Daxx, sprang vom Stuhl und lief aufgeregt in der Küche umher. „Kannst du uns noch was zeigen? So was cooles wie das eben?“
„Was zum Beispiel?“
„Du könntest uns einen Whiskey machen, so schnell, dass wir es nicht sehen“, sagte Sinh, nicht ganz so überdreht wie sein Bruder . „So, wie die Sache mit der Tür.“
„Es ist Vormittag“, erinnerte ich ihn.
„Schon klar, aber unter diesen Umständen ...“
„Also gut.“
Ich stoppte die Zeit und wappnete mich innerlich gegen unangenehme Nebenwirkungen oder Kopfschmerzen. Als beides ausblieb, holte ich die Flasche und das Eis aus dem Kühlschrank und schenkte uns drei Gläser ein. Als ich wieder saß, löste ich die Sperre. Die beiden benötigten einen kleinen Moment, bis sie die Gläser vor ihnen entdeckten. Dann folgte eine Flut von Ausdrücken des Erstaunens. Als sie sich endlich beruhigt hatten, stießen wir gemeinsam an.
„So“, sagte ich nach dem ersten Schluck. „Jetzt seid ihr dran.“
„Was meinst du?“, fragte Sinh.
„Ich weiß, dass ihr ebenfalls ein Geheimnis habt und ich glaube, dass das wichtig für uns alle sein könnte.“
Die Zwillinge sahen sich unentschlossen an, aber wenigstens sprang diesmal keiner von ihnen auf. Ich riskierte einen Schuss ins Blaue.
„Sinh, wenn ich mich nicht irre, bist du bis zu deinem fünfzehnten Lebensjahr ein Einzelkind gewesen. Was ist damals, 2007, in der Schweiz passiert?“
„Woher weißt du das“, fragte Sinh trocken. Daxx war ganz verstummt.
„Ich habe nachgeforscht. Ich will nicht hinter eurem Rücken in eurem Privatleben rumschnüffeln.“
„Aber genau das hast du getan“,
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