Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
gläserne Auflaufform rutschte ihm aus den Händen, ich spürte einen Stich über meinem rechten Auge und Alain fing nach zwei schnellen Schritten die Form auf, lange bevor sie auf dem Fußboden zerschellen konnte. Ich erinnerte mich deutlich, wie sehr mich damals Alains elegante Bewegungen in ihrer Geschmeidigkeit beeindruckt hatten, aber diese Reaktion gerade war selbst für ihn zu schnell gewesen.
„Ist noch mal gutgegangen“, sagte Alain und stellte die Auflaufform auf die Arbeitsplatte.
„Sorry, ich bin manchmal ein bisschen tollpatschig.“
„Manchmal?“, murmelte Daxx, beschäftigte sich aber weiterhin mit seinem Spiel.
„Klappe zu, Two,“ sagte Sinh, genau so beiläufig.
Es gab einen sagenhaften mexikanischen Nudelauflauf, dazu Salat und Filetspitzen. Die Zwillinge genehmigten sich eine Flasche Wein. Bei der Gelegenheit beichteten sie mir, was für kostbare Stücke wir bei ihren vergangenen Besuchen geleert hatten. Da ich weder Kenner noch Liebhaber war, machte ich mir nichts daraus. Alain und ich hielten uns an Eistee, als hätten die letzten fünfzehn Jahre nie stattgefunden.
Während des Essens fasste Alain für Sinh und Daxx noch einmal die letzten Fakten zusammen, die er mir bereits mitgeteilt hatte.
„Dieser Dr. Robert muss damals im Team eurer Eltern gewesen sein. Könnt ihr euch vielleicht an ihn erinnern?“, fragte Alain. Die Zwillinge überlegten, dann schüttelten sie gleichzeitig den Kopf.
„Ich kannte nicht alle Mitarbeiter meiner Eltern mit Namen, so oft war ich auch nicht in der Station“, sagte Sinh. „Mag sein, dass ich ein paar der Namen sogar vergessen habe. War ja ein sehr schlimmes Erlebnis.“
Daxx ließ seinen Bruder reden. Vielleicht war er es leid, nicht von allen gehört werden zu können.
„Das stimmt. Es wäre auch zu schön gewesen“, sagte Alain. „Trotz unserer Nachforschungen konnten wir kein Bild von Dr. Robert auftreiben. Der Mann ist regelrecht unsichtbar.“
Daxx horchte auf.
„Na gut“, sagte Alain. „Fakt ist, dass wir etwas unternehmen müssen.“
„Ja, und wir sind dabei“, sagte Sinh. Er sah begeistert aus, Alain erleichtert. Gut, Alain und ich hatten zuvor besprochen, dass es auch um die Zukunft der Zwillinge gehen könnte, aber mir passte ihr Enthusiasmus nicht.
„Ihr habt aber schon begriffen, um was es hier geht?“, fragte ich, mehr an Daxx gewandt. „Wir sprechen davon, diesen Dr. Robert auszuschalten . Der Mann war ein Mitarbeiter eurer Eltern. Vielleicht müssen wir ihn umbringen, um ... um ...“
Dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Ohne sich großartig zu bewegen, holte Daxx aus und gab Alain eine schallende Ohrfeige. Der war so überrascht, dass es ihn beinahe vom Stuhl geworfen hätte.
„Um zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert?“, sagte Daxx schwer atmend. Er wirkte so erschrocken wie wir alle. „Hast du es gemerkt, Jul? Ja? Denn er hat den Schlag nicht kommen sehen, weil er mich nicht sehen kann. Weil ich ein Fehler der Natur bin, ein Fehler, der achtundsechzig Menschenleben gekostet hat!“
Alain massierte seine Wange, sagte aber nichts, wofür ich ihm dankbar war. Tatsächlich hatte er dem Schlag nicht ausweichen können, weil Daxx’ Shirt keine Ärmel hatte, deren Bewegung er hätte wahrnehmen können.
Sinh wollte gerade etwas sagen, aber ich war schneller.
„Du bist kein Fehler der Natur. Wir alle hier am Tisch entsprechen nicht der Norm, aber wir sind deshalb keine Fehler. Und du bist wirklich der Letzte, der am Tod all dieser Menschen verantwortlich ist.“
„Trotzdem hat Daxx recht“, sagte Sinh. „Ich liebe meinen Bruder über alles und danke dem Allmächtigen dafür, dass es ihn gibt. Aber es sind Menschen bei diesem Experiment umgekommen, und wenn die Gefahr besteht, dass es wieder passiert, müssen wir etwas tun.“
„Aber das ich doch der Punkt“, entgegnete ich. „Ich glaube, dass überhaupt keine Gefahr besteht. Die werden doch einen solchen Versuch nur dann fortführen, wenn sie die Fehler vom letzten Mal ausgemerzt haben.“
„Du redest dir da etwas ein“, sagte Alain ruhig. „Du weißt doch von uns allen am besten, dass etwas nicht stimmt. Deine Kopfschmerzen, die unkoordinierten Sprünge – das alles sind Resultate der Vorexperimente. Mach dir doch nichts vor.“
„Okay, aber vielleicht können wir ja mit diesem Dr. Robert reden, ihn davon überzeugen, dass er einem Irrtum
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