Söldner des Geldes (German Edition)
fuhr vor Schreck in den Strassengraben.
Dann waren sie auf der Passstrasse. Die Strasse führte in lang gestreckten Geraden, die sich mit engen Haarnadelkurven abwechselten, im Zickzack den Berg hoch. Die Zentrifugalkraft in den engen Kurven drückte Winter auf die Seite und die Beschleunigung danach in die Tiefe des Sitzes.
Der Range Rover überholte ohne Rücksicht auf den talwärts fahrenden Gegenverkehr. Einige Fahrer konnten einer Frontalkollision nur entkommen, indem sie in die Wiese neben der Strasse fuhren. Die dort grasenden Kühe galoppierten in Sicherheit.
Al-Bader sah sich gezwungen, das Tempo zu drosseln, herunterzuschalten und einen quer stehenden Citroën Picasso zu umfahren. Kein Künstler.
Winter sagte: «Er will sich nach Frankreich absetzen.»
«Sie werden ihn an der Grenze anhalten.»
«Die ist wahrscheinlich nicht bewacht.»
Al-Bader beschleunigte wieder und überholte einen Pferdetransporter. Er hupte und betätigte die Lichthupe, um das entgegenkommende, ältliche Wohnmobil zu warnen.
Der übergewichtige Holländer war Berge nicht gewohnt und schwitzte aus allen Poren. Er stand abrupt auf die Bremse und fuhr gegen den Berg. Der schwere Hinterteil des Wohnmobils rutschte seitlich auf die Strasse und blockierte sie.
Die arabischen Flüche krachten beeindruckend. Es dauerte fast eine Minute, bis sich der Holländer gefasst und den richtigen Gang gefunden hatte. Erst dann konnte der Porsche sich um das Heck des Wohnmobils schlängeln.
Als sie wieder freie Sicht hatten, war der Range Rover nicht mehr zu sehen. Sie flitzten am Stau mit einem Dutzend Autos vorbei, durch zwei weitere Haarnadelkurven, an einer Pferdewiese entlang und fuhren dann in einen lockeren Tannenwald, der die sanfte Kuppe bedeckte.
«Was nun?», fragte Al-Bader.
Winter versetzte sich in den Flüchtigen. Wie dachte er? Was war sein Ziel? Der Flüchtige wollte sich in Sicherheit bringen, wahrscheinlich in Frankreich. Der Anschlag war danebengegangen. Die Angreifer waren fahrlässig, von der Gegenwehr überrascht und eine schnelle Flucht nicht geplant gewesen.
«Fahren Sie langsamer!»
«Was? Wir müssen den verdammten Kerl einholen.»
«Er fährt einen Range Rover, wir einen Porsche. Was macht man, um einen Porsche abzuhängen?»
«Ins Gelände abhauen», dämmerte es Al-Bader, «verflixt.»
Er verringerte die Geschwindigkeit ein wenig, und die beiden Männer hielten Ausschau nach Spuren des Range Rovers. Der Wald war lose, durchsetzt von grossen, bemoosten Felsbrocken und niedrigem Unterholz. Alle paar hundert Meter ging ein dreckiger Pfad von der Strasse ab, der den Holzfällern zum Abschleppen gefällter Bäume diente. Diese Wege waren nicht für Sportwagen gedacht und die Spurrinnen tief. Die Reifen der schweren Traktoren hatten sich bei jedem Regen tiefer eingefressen. Es waren keine frischen Spuren zu sehen.
Der Wald lichtete sich ganz. Sie näherten sich dem höchsten Punkt des Passes, markiert durch ein geducktes jurassisches Bauernhaus. Davor ein improvisiertes Restaurant mit ein paar Tischen und Sonnenschirmen.
Der Porsche hielt quietschend. Winter lehnte sich aus dem Fenster und fragte lächelnd: «Haben Sie einen Range Rover gesehen?»
Die heitere Gruppe um die Weissweinflaschen schnatterte, und mehrere Wanderer zeigten dem Grat entlang gegen Westen.
«Danke», und zu Al-Bader: «Er ist dort auf den Weg abgebogen.»
Das Heck des Porsches schleuderte, als sie von der Hauptstrasse auf den Pfad entlang des Grates abzweigten, in dessen Dreck frische Reifenspuren zu erkennen waren.
Der Sportwagen schlitterte. Steine kratzten den Unterboden auf. Winter schlug mit dem Kopf gegen die niedrige Wagendecke. Er dachte: Vielleicht wäre der Audi doch die bessere Wahl gewesen.
Sie kamen wieder in einen Wald und hätten beinahe zwei junge, nichts ahnende Wanderer angefahren, die ihren Hund am Halsband zurückhalten mussten. Der junge Mann zeigte dem vorbeibrausenden Porsche den Stinkefinger.
Der Waldweg führte ziemlich steil nach oben, und Al-Bader musste das Tempo noch mehr drosseln. Er wand sich zwischen den Bäumen hindurch.
Zum Glück lichtete sich der Wald wieder.
Sie kamen auf eine leicht abfallende Wiese. Auf der linken Seite konnten sie weiter unten einige Pferde grasen sehen und dahinter die Ketten des Französischen Jura überblicken. Rechter Hand war ein Windzaun. Wie in Nantucket.
Und weiter vorne, etwa einen halben Kilometer entfernt, sahen sie den Range Rover. Dieser fuhr in normalem Tempo in
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