Söldner des Geldes (German Edition)

einem rechten Winkel zum Grat den Hang hinunter.
    «Da!» Winter zeigte nach vorne. «Er glaubt uns abgehängt zu haben.»
    Al-Bader beschleunigte, verliess den Pfad und durchschlug einen losen Holzzaun. Der Porsche verlor den rechten Aussenspiegel, und die Latten flogen auf beiden Seiten davon. Sie schlitterten diagonal über die Pferdeweide.
    Der Rückstand verkürzte sich.
    Weiter unten begannen sich die Pferde in Bewegung zu setzen. Im leichten Galopp begleiteten sie das ungewohnte Fahrzeug, mehr neugierig als ängstlich. Winter hatte sich immer gefragt, weshalb Pferde, die Zäune locker überspringen konnten, sich einpferchen liessen.
    Winter sah im Rückspiegel, wie ein Teil der Herde durch die Lücke preschte. Neben dem Greenkeeper wird sich heute auch der Züchter ärgern. Al-Bader wagte einen Seitenblick und sagte anerkennend: «Wunderschöne Pferde.»
    «Achtung, Graben!»
    Al-Bader riss das Steuer herum, und sie entgingen mit knapper Not einem Wassergraben.
    Der Sportwagen sprang zurück auf den abfallenden Weg.
    Der Range Rover war nur noch dreissig Meter vor ihnen und beschleunigte wieder.
    Al-Bader drückte auf das Gaspedal.
    Winter entsicherte seine Pistole.
    Der Weg war nun wieder geteert. Vorteil Porsche. Winter lehnte sich aus dem Fenster, stabilisierte sich mit Beinen und Schultern und feuerte gezielt zwei Schüsse auf die Hinterreifen des Range Rovers.
    Der zweite Schuss zerfetzte den rechten Reifen.
    Der schwere Geländewagen schleuderte. Doch er stabilisierte sich wieder.
    Sie waren erneut im Wald und rasten auf eine Haarnadelkurve zu, in der ein Dreckpfad für das Abschleppen gefällter Bäume abzweigte. Der Range Rover bog ab, schwankte nach aussen, und Winter dachte, er würde sich überschlagen. Der Range Rover mähte jedoch nur den Stützpfosten eines Stapels Rundhölzer um.
    Die Rundhölzer rollten dem Porsche entgegen.
    Al-Bader fluchte lautstark auf Arabisch.
    Die Pfähle rumpelten am und unter dem Porsche vorbei. Al-Bader jagte den Sportwagen ohne Rücksicht auf Verluste weiter den Hang hinauf.
    Winter wusste aus Erfahrung, dass solche Holzpfade meistens schmaler wurden und in Fusswege übergingen, die nur noch mit geländegängigen Fahrzeugen oder überhaupt nicht mehr befahrbar waren. Im Winter liessen die Holzfäller die gefällten und von den Ästen gesäuberten Baumstämme an einer Seilwinde auf dem Schnee den Weg hinunterrutschen.
    Al-Bader war optimistischer: «Wir haben ihn.»
    Der Weg kratzte am Unterboden des Porsches.
    Der Range Rover fuhr trotz zerschossenem Hinterrad mit Vollgas den Hang hinauf. Schwarzer Rauch quoll aus dem Auspuff. Der Weg führte in einer geraden Linie dreihundert Meter den Grat hinauf. Am Ende des Waldes bog der Pfad scharf nach links ab und ging in einen unbefahrbaren Pfad über, der sich zwischen den letzten Bäumen und der Steilwand aus Kalksteinsedimenten entlangwand. Vor Millionen von Jahren war dieser Teil ein Meer gewesen. Heute suchten hier Schulklassen nach versteinertem Getier. Winter spürte, dass sich der Wald lichtete: «Langsam!»
    Der Fahrer des Range Rovers sah die Gefahr einen Sekundenbruchteil zu spät. Er riss das Steuer herum, doch die Räder hatten schon keinen Halt mehr. Er schoss mit achtzig Stundenkilometern über den Abgrund hinaus. Zuerst sah er das weisse Licht des sommerlichen Abendhimmels.
    Der Wagen schien einen langen Moment in der Luft zu verharren. Wie der Kojote im Road-Runner-Trickfilm.
    Der Range Rover drehte sich in der Luft langsam um seine eigene Achse. Der Fahrer sah das Panorama des Genfersees, dann den Wald hundert Meter tiefer und schrie sich die Kehle aus dem Hals. Dann krachte es. Der mit dem Knall vermischte Schrei hallte noch von den Wänden, als Winter und Al-Bader ausstiegen.
    Die beiden Männer standen am Rand des Abgrundes.
    Al-Bader bemerkte: «Schade um den Range Rover.»
    «Ja, trotz Allradantrieb hat er den Halt verloren.»
    In diesem Moment explodierte das Wrack.
    Erschöpft setzten sie sich beim Aussichtspunkt auf eine Parkbank. Winter studierte seine Golfschuhe und fragte zum zweiten Mal: «Was wollten die von Ihnen? Die vier Männer hatten es auf Sie abgesehen. Jedenfalls haben sie zuerst auf Sie geschossen.»
    «Ich weiss es wirklich nicht. Ich gebe ja zu, dass mich zu Hause nicht alle mögen. Aber wie religiöse Fundamentalisten sahen die Angreifer nicht gerade aus.» Er strich mit der flachen Hand über das glatt rasierte Kinn.
    «Nein, ich hatte eher den Eindruck, es handle sich um Soldaten.