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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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worden.«
    »Nicht auszudenken, wenn Kameras dabei gewesen wären«, Monika schnaufte. »Und wenn es nur das Lokalfernsehen gewesen wäre.«
    »Ist uns erspart geblieben«, Walde rief eine Datei von Mathey auf.
    »Die hätten das bestimmt dem Stefan Raab angeboten.«
    »War halt Pech, dass du nicht da warst und ich …«
    »Meinst du, der hat das absichtlich getan? So blöd kann man doch nicht freiwillig sein.«
    »Nein, glaub ich nicht, Grabbe hat Harry erzählt, dass ihm das schon früher in der Schule passiert ist. Das soll so eine Art Krankheit sein.«
    »Krankhaftes Versprechen?«
    »Wenn er vorlesen musste, produzierte er serienmäßig Klopse wie in der Pressekonferenz. Statt Organismus las er Orgasmus. Anstatt Märchen Mädchen und aus stilisieren machte er sterilisieren und so weiter. Kannst dir ja vorstellen, wie so was bei den pubertierenden Mitschülern ankam.«
    »Und so einen Bock lassen wir hier den Gärtner spielen?«
    »Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Du nicht da, ich in dieser Entführungssache unterwegs …«
    »Erinnere mich nicht daran. So einen Eiertanz wie bei diesem Polizeibericht musste ich schon lange nicht mehr aufführen.«
    »Was sollten wir machen?«, Walde schüttelte den Kopf.
    »Seh ich ja ein, es gibt Gruben, da fällt man einfach rein. Übrigens hatte der Fahrer später noch einen Nervenzusammenbruch.«
    »Wundert mich nicht, wenn man schon so empfindlich gegen Geräusche im Kofferraum ist …«
    »Ein Glück, dass du die Pressekonferenz zu Ende gebracht hast und der Stiermann so clever war, auf deine lupenreine Aufklärungsbilanz hinzuweisen. Was hast du denn da?«, Monika schaute über Waldes Schulter auf den Bildschirm, wo Reihen von Autonummern erschienen.
    »Das hat einer vom Werkschutz von FARMERS zusammengetragen, ein ehemaliger Kollege von uns. Er ist verschwunden.«
    »Müssen wir uns jetzt auch schon um Vermisste kümmern?«
    »Da steckt vielleicht mehr dahinter. Der Mann, er heißt Mathey, ist einer Serie seltsamer Drohungen nachgegangen.«
    »Gegen ihn?«
    »Nein, jemand hat bei FARMERS Zigarettenpackungen über den Zaun geworfen.«
    »Davon haben die ja wohl selbst genug!«
    »Lässt du mich bitte ausreden?«, Walde drehte den Kopf.
    Monika nickte.
    »Die Packungen waren nach klassischer Art mit Zeitungsschnipseln beklebt.«
    »Und was stand drauf?«
    Walde nahm eine in einen Plastikbeutel verpackte Schachtel FARMERS aus der Schublade.
    »NICHTS BLEIBT UNGESTRAFT«, las Monika vor. »Was soll das heißen?«
    »Das versuche ich herauszufinden.« Walde tippte auf den Bildschirm, auf dem die Daten aus dem Computer des verschwundenen FARMERS-Mannes erschienen.
    *
    Gegen Mittag wurde Lorenz wach. Er konnte sich nicht erinnern, während der letzten Jahre so lange an einem Stück geschlafen zu haben. Er sah durch das Fenster des Gästezimmers, in dem er seit seinem Einzug in Wieckmanns Haus schlief. Draußen war alles trist und grau. Der Wind trieb den Regen in Böen vor sich her. Im Garten tropfte es von den Blättern an den Hecken und Sträuchern auf den groben Rindenmulch, den er letzte Woche zentnerweise verteilt hatte.
    Nach dem Frühstück ging er mit dem Futtereimer nach draußen. Wind und Regen peitschten das Wasser der Teiche. Dort, wo das Futter auf die Oberfläche traf, entstand augenblicklich eine Wallung wie in einem brodelnden Kochtopf. Aufgerissene Mäuler schossen heraus, weiße und silbrige Leiber rollten übereinander.
    Lorenz dachte an die Lachse in den Stromschnellen Kanadas, ein Land, das nur ein Traum geblieben war. Dort wollten Isabelle und er in einem gemütlichen Holzhaus am See ihren Lebensabend verbringen. Das Grundstück hatten sie schon vor Jahren gekauft. Sein Bruder lebte ganz in der Nähe. Durch ihn hatten sie das Land kennen und lieben gelernt. Isabelle mochte das raue Klima und das Wasser. Dort wollte sie begraben werden. Ihre Urne stand ganz unpathetisch in der Küche auf dem Gewürzregal. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, etwas daraus unter das Essen zu mischen, wie es bei den Yanonami-Indianer im Brasilianischen Urwald Sitte war. Einmal im Jahr streuten sie die Asche der Toten in einen großen Topf mit Suppe und verspeisten sie mit der gesamten Stammesgemeinschaft. Auf diese Weise soll der Geist der Toten in die Lebenden übergehen.
    Dass ein Feiertag auf den heutigen Donnerstag fiel, bemerkte Lorenz erst, als er vor dem geschlossenen Supermarkt stand. Das Nötigste kaufte er in einem Tante-Emma-Laden, der fast immer

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