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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sie ebenfalls in die Tüte. Er ließ sie mit seiner Tasche auf den Boden gleiten.
    Sollte ihn der Zoll kontrollieren, würde er behaupten, die Tüte gehöre ihm nicht.
    Der Bus passierte die Grenze. Kein Zöllner tauchte auf. Beim Aussteigen packte Lorenz die Tüte wieder in die Reisetasche.
    Der Bus nach Trier fuhr erst in zwei Stunden. Er trank zwei Tassen Kaffee und schlenderte durch die Stadt. Im Schaufenster eines Tabakwarenladens sah er zwischen einem Wirrwarr aus Meerschaumpfeifen, Zigarren und Feuerzeugen eine Zigarettenmaschine. Es war eine mechanische Apparatur, mit der man in einen Kolben gepressten Tabak in vorgefertigte Hülsen stopften konnte.
    Er ging in den Laden und erwarb das Gerät zusammen mit einem Beutel Tabak und einem Packung vorgefertigter Zigarettenhülsen. Das Zeug passte erst in seine Reisetasche, nachdem er das Katzenfutter und den Käse in einen Abfallkorb an der Bushaltestelle geworfen hatte.
    *
    Noch bevor der Bus Aachen verlassen hatte, schlief Lorenz auf der hintersten Bank ein. Er träumte, er säße in einem Zug, der von Räubern gestoppt wurde. Nach und nach plünderten sie alle Reisenden aus. Als die Gangster zu ihm kamen, erkannte er die beiden Dealer aus Heerlen.
    Einer zückte ein Messer. Lorenz wollte sich wehren. Er konnte sich nicht bewegen. Das Messer wurden in seinen Arm gerammt.
    Lorenz schlug die Augen auf und zuckte heftig zusammen. Jemand rüttelte an seiner Schulter.
    »Ihren Ausweis bitte.«
    Lorenz kramte in seinen Taschen. Endlich fand er den Fahrschein und reichte ihn dem Mann.
    »Hallo, guter Mann, aufwachen, ich kontrolliere nicht die Fahrscheine, ich möchte Ihre Ausweispapiere.«
    Lorenz spürte das Adrenalin durch seine Adern schießen. Mist, fast die ganze Strecke von Aachen nach Trier war Zollgrenzbezirk.
    In der Geldbörse hatte er noch mehrere holländische Geldscheine. Es war nicht möglich, den Ausweis herauszuziehen, ohne dass der Zöllner die größeren Scheine sehen konnte. Er drückte die Plastikkarte dem Uniformierten in die Hand. Dieser besah sie sich ausführlich und gab die Daten über Funk weiter.
    »Rudi, was ist?«, ein Kollege stand vorn neben dem Fahrer. Er war mit der Kontrolle der Reisenden in der gegenüberliegenden Sitzreihe fertig.
    »Einen Moment noch«, rief der Uniformierte neben Lorenz zurück. Die übrigen Insassen starrten nach hinten.
    »Wo kommen Sie her?«, wandte er sich wieder an Lorenz.
    »Aus Aachen.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Ich bin dahin gewandert, durch das Venn.«
    Der Zöllner besah sich Lorenz’ Schuhe, dann sah er ihm wieder ins Gesicht: »Was ist mit Ihrem Auge passiert?«
    »Ist eine Ader geplatzt wegen der Anstrengung.«
    »Waren Sie in Holland?«, der Zöllner beugte sich bei dieser Frage tiefer zu Lorenz hinunter.
    »Nein.«
    »Warum haben Sie Gulden dabei?«
    »Ich wollte dahin, habe aber meine Tour in Aachen abgebrochen, wegen dieser Geschichte da«, Lorenz zeigte auf sein lädiertes Auge.
    »Was ist in der Tasche?«
    »Wäsche.«
    Lorenz wußte nicht, wann er zum letzten Mal geatmet hatte, jetzt schien ihm auch nicht der geeignete Zeitpunkt dafür zu sein.
    »Bring ihn raus«, rief der Kollege von der Tür.
    »Zeigen Sie mir Ihre Wanderkarten.«
    Lorenz verstand erst nicht, was er wollte. Dann fiel der Groschen: »So was brauch ich nicht.«
    Das Funkgerät rauschte. Der Zöllner trat zurück und hielt es ans Ohr. Dann warf er die Ausweiskarte in Lorenz’ Schoß und polterte mit schnellen Schritten durch den Mittelgang.
    *
    »Stiermann ist stinksauer«, Monika, Polizeisprecherin und Mitarbeiterin der Mordkommission, lehnte an der Fensterbank gegenüber Waldes Schreibtisch. Draußen verabschiedeten sich die Eisheiligen standesgemäß mit einem Graupelschauer.
    Walde nahm schweigend eine Diskette aus seiner Jackentasche.
    »Zuerst hab ich ja noch lachen müssen, als RPR die Geschichte brachte«, sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Aber dann ist mir klar geworden, über wen ich mich amüsiere: über unsere Abteilung. Über jemanden, der mich vertreten hat.«
    »Das ist dumm gelaufen.« In Waldes Rechner ratterte die Diskette.
    »Dumm gelaufen nennst du das? Wir haben uns bis auf die Knochen blamiert. RPR hat inzwischen einen Zusammenschnitt davon gemacht und wiederholt ihn zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit.«
    »Hat der Südwestrundfunk auch gemacht. Hab ich selbst am Sonntagmorgen gehört. Harry sagt, Grabbe wäre in irgendeiner Wochenillustrierten zitiert

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