Soko Mosel
geöffnet hatte.
Es waren nur wenige Kilometer bis zum Baumstumpf, unter dem Mathey lag. Trotz des schlechten Wetters musste er heute mit Wanderern rechnen. Deshalb hatte Lorenz den Wagen in der Garage gelassen und war zu Fuß unterwegs. Er verließ frühzeitig den Weg und gelangte in einem weiten Bogen zum Grab. War es Zufall oder krabbelten die vielen schwarzen Käfer hier, weil der Verwesungsgeruch sie anlockte? Regen und Sturm hatten die Schleifspuren verwischt. Lorenz ging um den Wurzelballen herum. Der Stumpf wies noch frische Schnittspuren auf, der Regen spülte die dunkelbraunen Sägespäne unter die faulenden Blätter.
Auch auf dem Rückweg traf er keine Menschenseele. Im Haus zog sich Lorenz trockene Kleidung an und entzündete ein Feuer im Kaminofen. Aus ein paar Scheiben Wurst, Eiern und Resten, die er im Kühlschrank fand, bereitete er sich ein Essen zu.
Warum er Wieckmanns Schallplattensammlung durchstöberte, wurde ihm erst bewusst, als er die Platte von Françoise Hardy in den Händen hielt. Er war sicher, dass die LP hier war. Isabelle hatte sie einmal entdeckt, als sie eingeladen waren. Es musste lange her sein, Wieckmann war seit über zehn Jahren von seiner Frau geschieden. Später hatte Lorenz die LP gekauft und sie Isabelle geschenkt. Danach hatten sie viele schöne Stunden mit der Musik verbracht. Viel zu schöne Stunden, denn alles, was ihn heute daran erinnerte, tat weh. Er hatte feststellen müssen, dass Glück etwas war, das man erst später spürte, im Gegensatz zum Schmerz.
Françoise Hardy sang, und Lorenz rollte eine FARMERS solange zwischen den Fingern, bis er nur noch Filter und Papier in der Hand hielt. Den herausgelösten Tabak vor ihm auf der Zeitung mischte er mit dem Heroin. Er knickte die Zeitung ein und beförderte die Mischung in die Zigarettenstopfmaschine. Er zog die leere Hülse wie ein Kondom über die Metallröhre und legte den Hebel um.
Als sie wieder herauskam, sah die FARMERS aus wie vorher. Auf diese Weise präparierte er noch zwei weitere Zigaretten. Bis die Spuren der Manipulation am Zigarettenpäckchen beseitigt waren, drehte er die Schallplatte mehrmals um.
*
»Chef, kann ich bitte den Schlüssel zu Matheys Wohnung haben?«, Grabbe hatte wie immer nach dem Anklopfen gewartet und war erst in Waldes Büro eingetreten, nachdem dieser laut und deutlich „Herein“ gerufen hatte.
»Warum?«, Walde kramte in einer grauen Plastikbox mit der Aufschrift „Mathey“.
»Ich hab da eine Idee.«
Als Walde ihn weiter fragend anschaute, erklärte Grabbe: »Hängt mit dem Telefon zusammen.«
Walde warf ihm den Schlüssel zu. Grabbe schnappte danach und ließ ihn fallen; Walde hatte nichts anderes erwartet: »Soll jemand mitkommen?«
»Kein Problem, Chef, bin gleich wieder zurück.«
Der Anflug eines Lächeln war auf Grabbes Gesicht zu sehen, als er später Walde den Schlüssel zurückgab.
»Und?«, fragte Walde. »Haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?«
Jetzt wurde Grabbes Lächeln breiter: »Ich habe Matheys Telefone überprüft. Zu Hause war nix. Die Nummern, die er zuletzt vom Handy aus angerufen hat, stehen hier.«
Er legt ein Blatt auf Waldes Tisch.
»Da ist ja eine Polizeinummer dabei, die hat er gleich mehrfach angerufen«, wunderte sich Walde.
»Habe ich schon gecheckt. Der Kollege ist im Innendienst, bearbeitet Verkehrssachen, Bußgelder und so. Der war erst mal still, als ich ihn nach Mathey fragte.«
»Und, was haben Sie für einen Eindruck?«
»Da ist was nicht ganz sauber. Mathey hat fast jeden Tag dort angerufen.«
»Dann werden wir dem Menschen mal auf den Zahn fühlen müssen.«
»Ich hab noch mehr herausgefunden«, Grabbe strahlte. »Zuletzt hatte das Handy Kontakt zum Sender an der B 51 bei Newel.«
»Was hat Mathey da gemacht?«
»Keine Ahnung«, Grabbe spielte mit dem langen Kamera-Auslöser aus Waldes Stifteköcher.
»Wer hat angerufen?«
»Das konnten die von der Telekom nicht sagen. Aber inzwischen wird der Akku leer sein«, Grabbe fasste in seine Tasche und zog ein Ladegerät heraus.
»Das hat der Mathey in der Wohnung gelassen.«
»Hat er wohl beim Packen vergessen.«
»Glaube ich nicht, das passt nicht«, Grabbe schüttelte den Kopf und ging zur Tür. »Das Handy war ihm zu wichtig. Mathey hätte bestimmt an den Akku gedacht.«
»Gute Arbeit«, rief ihm Walde nach.
*
Die Hänge der Kiesgrube hoben sich nur schwach vom Himmel ab, als Lorenz die Scheinwerfer des Kombi ausschaltete. Er stapfte einen Hang in Richtung
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