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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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wurde er schnell los. Sie stammte von einer Werbeagentur, seinem bisher mit Abstand größten Kunden, für den er jeden Tag mehrere Fahrten hatte. Vielleicht kam mit FARMERS ein weiterer großer hinzu.
    Draußen wuchtete Bob das Rad vom Dachgepäckträger und schwang sich auf den Sattel. Er radelte quer über den Bahnhofsvorplatz zwischen haltenden Bussen hindurch. An den hohen Bordsteinkanten riss er das Lenkrad hoch. Die Stufen zur Bahnhofshalle nahm er mit dem geschulterten Fahrrad im Laufschritt. Er rief nochmals die SMS ab und sah nach der gewünschten Nummer. Dann kramte er das Päckchen mit der Nr. 1 aus dem Rucksack, steckte es ins Schließfach und warf Geld ein. Er fuhr durch die Bahnhofshalle zum Bahnsteig. Zwischen kofferschleppenden Reisenden und Pendlern mit Einkaufstüten und Aktentaschen schlängelte er sich zu einem Torbogen im Bahnhofsgebäude, der ebenerdig nach draußen führte.
    Bob legte einen höheren Gang ein und jagte über den Zubringer zur Allee. An der roten Ampel steuerte er das Rad auf den Bürgersteig. Die Fußgänger hatten grün. Kaum hatte er den Zebrastreifen hinter sich gelassen, wechselte er wieder auf die Straße. I’m on your side sang KEB’ MO’. Der Verkehr lieferte das Livevideo zur Musik.
    Der Bahnhofstrubel hatte Bob angeturnt. Vor der Porta-Kreuzung wechselte er auf den Alleenweg und sauste auf der Kinderwagen- und Rollstuhlspur hinab in die Fußgängerunterführung. Unten wurde er in der scharfen Linkskurve bis knapp an die geflieste Wand hinausgetragen. Mit dem über den Boden schlitternden linken Fuß balancierte er das Rad aus. Aufgeschreckt brachten sich Leute nach links und rechts in Sicherheit. An der Auffahrt ging er aus dem Sattel und nahm den Übergang ins flache Gelände mit einem eleganten Flug, bei dem beide Räder abhoben.
    *
    »Das wäre was für den Chef gewesen«, sagte Grabbe mit Blick auf das Rad, das mit steil nach oben aufragendem Vorderreifen im Fond des Wagens lag. In der Eile mussten sie die Heckklappe offen lassen, weil das Schutzblech des Hinterrades nicht in den Wagen passte.
    Harry saß mit stur geradeaus gerichtetem Blick am Steuer.
    »Hast du heute schon was von ihm gehört?«
    »Von wem?«, unterbrach Harry sein Schweigen.
    »Vom Chef.«
    »Nein.«
    »Komisch, das sieht ihm gar nicht ähnlich«, Grabbe presste die Hand an den Ohrstöpsel. »Er ist in die Post gegangen.«
    »Walde?«
    »Nein, unser Mann«, Grabbe schüttelte den Kopf.
    »Er war den ganzen Tag nicht zu erreichen, weder zu Hause noch über Handy. Doris hat ihn gestern Mittag zum letzten Mal gesehen. Aber sie hörte sich seltsamerweise nicht beunruhigt an.«
    »Wie klang sie dann?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Irgendwie sauer, ich weiß auch nicht.«
    »Dicke Luft vielleicht.«
    Harry atmete tief ein: »Die Sache gefällt mir ganz und gar nicht, von Mathey gibt es auch noch kein Lebenszeichen …«
    »Er kommt wieder raus.« Grabbe lauschte einige Augenblicke angestrengt. »Er nimmt das Rad vom Dach!«
    »Das schaffen wir nicht mehr.« Harry bog nach rechts in eine schmale Straße ein. Autos kamen ihnen entgegen.
    »Das ist eine Einbahnstraße«, schrie Grabbe.
    Harry sprang aus dem Auto und versuchte, das Fahrrad aus dem Wagen zu heben. Vor ihm setzte ein wildes Hupkonzert ein.
    »Ja, ja, wir fahren ja zurück.« Endlich schaffte er es, das Rad aus dem Auto zu zerren.
    »Schreiben Sie die Nummer auf«, rief er dem gestikulierenden Fahrer zu, der nun demonstrativ etwas auf einem Zettel notierte.
    »Zielobjekt fährt über Busbahnhof Richtung Bahnhofsgebäude«, hörte er in seinem Ohrhörer.
    Harry näherte sich dem Bahnhof aus der anderen Richtung. Kurz darauf sah er den orangefarbenen Rucksack über die Stufen im Eingang verschwinden. Harry sprang ab und schleppte das Rad die Treppen hoch. Der Kurier war weit vor ihm. Harry schob das Rad im Laufschritt durch die Halle und bemühte sich, das orange Quadrat nicht aus den Augen zu verlieren. An den Schließfächern stoppte er abrupt und flüsterte die Position des Boten in das Mikrofon am Kragen seiner Jacke.
    Wenige Sekunden später huschte der Rucksack durch den Ausgang zu den Bahnsteigen. Harry schwang sich aufs Rad und schlängelte sich zwischen den Menschen hindurch. Hinter der Ausfahrt hatte er Schwierigkeiten mit der Gangschaltung. Seine Trittfrequenz war viel zu hoch. Wild strampelnd raste er an dicht vor einer Ampel haltenden Wagen vorbei. Hoffentlich öffnete jetzt keiner seine Autotür, hoffte er.
    Hinter dem

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